„Unerträgliche Situation“Drittligist wirft Trainer raus, nachdem Spieler um Hilfe schreien
Nach Angaben der Spieler befindet sich der SSV Ulm in einer „unerträglichen Situation“: Die Mannschaft sei sportlich am Boden und die Atmosphäre sei vergiftet, heißt es aus der Mannschaft. Ein Hetzbrief der Mannschaft hat nun Konsequenzen für Trainer und Geschäftsführer.
Personalabbau beim SSV Ulm: Der kriselnde Fußball-Drittligist hat sich von seinem Geschäftsführer Markus Thiele und seinem Trainer Moritz Glasbrenner getrennt. Dies teilte der Verein am späten Montagabend mit und erklärte, es sei das Ergebnis „zahlreicher Gespräche in den letzten Tagen und Wochen“. Die Trennung von Thiele, der nicht nur Geschäftsführer, sondern auch Vorstandsmitglied war, verlief „einvernehmlich“.
Neben Glasbrenner muss auch Co-Trainer Max Kohlenberg gehen. Der Zweitliga-Absteiger ist nach 14 Spielen in der dritten Liga in Abstiegsgefahr und liegt auf dem 18. Platz. Am Samstag musste Ulm eine 0:5-Niederlage gegen Hansa Rostock hinnehmen; Der ehemalige Bundesligist verlor zuletzt fünf Spiele in Folge.
In Ulm herrscht derzeit Chaos. Verschiedene Medien berichteten über einen internen Brief von Johannes Reichert und Christian Ortag, der am Sonntag öffentlich wurde. Darin schilderten die beiden Kapitäne Missstände im Verein und der Mannschaft und baten den Aufsichtsrat um Hilfe. „Handeln Sie jetzt, bevor es zu spät ist“, schreiben sie, „die Situation ist auch für uns persönlich nahezu unerträglich.“ Dabei gehe es offenbar um Aufstellungs- oder taktische Ausrichtungsprobleme: „Die Spieler sind völlig schutzlos. Sie bekommen keinen Rückhalt, keine Unterstützung, kein Vertrauen.“ Vielmehr würden sie „intern und öffentlich zu Sündenböcken gemacht“.
„Atmosphäre vergiftet“
Mit spürbaren Folgen, wie die beiden Kapitäne, die beide verletzungsbedingt gegen Rostock nicht spielen konnten, schildern: „Viele von uns sind am Ende ihrer Kräfte – mental, emotional und menschlich.“ Die „Situation innerhalb der Mannschaft“ sei „unerträglich“, hieß es: „Die Atmosphäre ist vergiftet, Vertrauen zerstört. Das Verhältnis zwischen Mannschaft, Trainer und vor allem dem Sportdirektor ist völlig kaputt.“
Der Verband bestätigte am Montag die Existenz dieses Schreibens. Es sei „bedauerlich“, dass „vertrauliche Informationen durchgesickert seien und dies für zusätzliche Unruhe gesorgt habe“, hieß es in einer Stellungnahme des Aufsichtsrats und des Vorstands.
In der laufenden Saison gab es bereits einen Trainerwechsel; Robert Lechleiter, der im Frühjahr von der U19 zum Profitrainer befördert wurde, musste im September erneut gehen. Nach sechs Punkten aus den ersten sechs Spielen stand Glasbrenner zwischenzeitlich auf dem Abstellgleis, konnte aber nur eine kurzfristige Wende herbeiführen: Auf zwei Siege und ein Unentschieden zum Auftakt folgten die oben beschriebenen fünf Niederlagen in Folge.