Leipzig. In den Leipziger Stadtbüchereien ist ein bislang unbekanntes Musikstück von Wolfgang Amadeus Mozart entdeckt worden, teilte die Stadt Leipzig am Donnerstag mit. Das zwölfminütige Stück für ein Streichtrio trägt den Titel „Ganz kleine Nachtmusik“ und ist in sieben Miniatursätze gegliedert. Mozart soll das Werk Mitte bis Ende der 1760er Jahre geschrieben haben. Damals war Mozart gerade erst im Teenageralter. Die wertvollen Seiten stammen allerdings nicht direkt aus der Feder des jungen Musikgenies – bei den Noten handelt es sich um eine um 1780 angefertigte Abschrift.
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Hintergrund der Entdeckung sind die Arbeiten an der Neuauflage einer Übersicht über Mozarts Werke – dem Köchel-Katalog. Erstmals 1862 erschienen, listet er alle bekannten Stücke chronologisch auf und wird bis heute regelmäßig aktualisiert. „Alles, was nicht im Köchel-Katalog verzeichnet ist, ist für Musiker nicht Mozart“, fasst Heike Scholl von den Städtischen Bibliotheken Leipzig zusammen. Immer wieder gebe es Stücke, die nicht eindeutig Mozart zuzuordnen seien.
Mozarts Kleine Nachtmusik: Es beginnt mit einem kurzen Marsch
Während der Arbeiten habe die in Salzburg ansässige Internationale Stiftung Mozarteum einen weiteren Blick auf die bislang nicht zugeschriebene Komposition geworfen, erklärt Scholl. „Und da stand fest: Sie ist tatsächlich von Mozart.“ Damit handelt es sich bei dem in der Leipziger Musikbibliothek verwahrten Stück „Serenate ex C“ um Mozarts „Ganz kleine Nachtmusik“. Es wird sich damit im neuen Köchel-Katalog wiederfinden.
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Mozart (1756-1791) sei zwischen 10 und 13 Jahre alt gewesen, als er die „Ganz kleine Nachtmusik“ schuf, sagte Ulrich Leisinger, Forschungsleiter der Stiftung Mozarteum. Mit 17 hätte er so wohl nicht mehr komponiert, so der Experte. Diese Nachtmusik beginne mit einem kurzen Marsch, „was Sinn macht, denn es ist Freiluftmusik und man muss erst einmal die Aufmerksamkeit der Zuhörer gewinnen“, so der Wissenschaftler. Darauf folgen sechs weitere kurze Sätze.
Die Ähnlichkeit zu anderen Mozart-Kompositionen aus dieser Zeit und äußere Merkmale wie der Komponistenname auf den Noten wiesen darauf hin, dass diese Serenade aus der Feder Mozarts stammt, sagte Leisinger. Mit hundertprozentiger Sicherheit könne man das zwar nicht beweisen, man habe aber alles getan, um auszuschließen, dass dieses Stück unter dem Namen eines anderen Komponisten in irgendeinem Archiv lagert. „Wir sind überzeugt, dass wir nun ein völlig unbekanntes, reizvolles Stück des jungen Mozart präsentieren können“, sagte er.
Oper Leipzig präsentiert Premiere
Die Recherchen im Rahmen des Köchel-Katalogs brachten nicht nur diese Einblicke in das musikalische Genie zutage. Der Katalog enthält auch Stücke, die Mozart im Auftrag schrieb, um Opern anderer Komponisten zu verbessern. Neben seiner Tätigkeit als Ghostwriter betätigte er sich auch als Lehrer. In der Neuauflage des Katalogs wurden seine Unterrichtsmaterialien erstmals systematisch erfasst.
Uraufgeführt wird das Stück am Samstag, 21. September, um 17 Uhr in der Oper Leipzig. Es spielen Vincent Geer (Violine), David Geer (Violine) und Elisabeth Zimmermann (Violoncello) von der Musikschule „Johann Sebastian Bach“. Der Eintritt ist frei.
LVZ