Die Popularität der Hamas hat unter den Palästinensern im Gazastreifen und im Westjordanland erneut zugenommen. Eine knappe Mehrheit unterstützt immer noch den Terroranschlag der Hamas auf Israel vom 7. Oktober. Dennoch schwinden die Erwartungen an einen politischen Sieg der Hamas im Gaza-Krieg. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die das Palästinensische Zentrum für Politik- und Umfrageforschung (PSR) zwischen dem 22. und 25. Oktober 2025 im Westjordanland und im Gazastreifen durchgeführt hat.
Zum sechsten Mal seit dem Terroranschlag der islamistischen Hamas auf Israel, bei dem 1.200 Israelis getötet und rund 250 Geiseln entführt wurden, hat das PSR-Institut Palästinenser im Westjordanland und im Gazastreifen zu ihrer Einstellung befragt. Demnach sagen rund die Hälfte der Palästinenser (53 Prozent), dass es die richtige Entscheidung war, Israel anzugreifen. Dieser Meinung sind 59 Prozent im Westjordanland und 44 Prozent im Gazastreifen. In der Umfrage vom Mai 2025 lag die durchschnittliche Zustimmung bei 50 Prozent, im September 2024 bei 54 Prozent, im Juni 2024 bei 67 Prozent und im März 2024 bei 71 Prozent.
Es sei wichtig anzumerken, betont PSR-Chef Khalil Shikaki, dass die Unterstützung für den 7. Oktober nicht unbedingt eine Unterstützung für die Hamas bedeute, noch bedeute sie eine Unterstützung für Morde oder Gräueltaten gegen Zivilisten. Den Ergebnissen zufolge bestreitet die Mehrheit der Befragten, 86 Prozent, immer noch, dass die Hamas Gräueltaten gegen israelische Zivilisten begangen hat.
Wenig Unterstützung für Abbas
Auf die Frage, welche politische Partei sie unterstützen, wählte die Mehrheit der Befragten die Hamas (35 Prozent), gefolgt von der Fatah (24 Prozent). In Gaza liegt die Unterstützung für die Hamas mittlerweile bei 41 Prozent (gegenüber 37 Prozent vor fünf Monaten) und für die Fatah bei 29 Prozent (gegenüber 25 Prozent vor fünf Monaten). Im Westjordanland liegt die Unterstützung für die Hamas mittlerweile bei 32 Prozent (gegenüber 29 Prozent vor fünf Monaten) und für die Fatah bei 20 Prozent (gegenüber 18 Prozent vor fünf Monaten).
Eine klare Mehrheit wünscht sich den Rücktritt des palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas, weil sie mit seiner Regierung unzufrieden sind. Demnach glauben 80 Prozent der Palästinenser (92 Prozent im Westjordanland und 61 Prozent im Gazastreifen), dass es in den Institutionen der Palästinensischen Autonomiebehörde Korruption gibt. Zwei Drittel der Palästinenser wollen demokratische Wahlen.
Skeptische Sicht auf den Trump-Plan
Viele Palästinenser lehnen mittlerweile die Zwei-Staaten-Lösung als Schlagwort ab (53 Prozent). Gefragt nach den konkreten Vorteilen, die damit verbunden wären, ist die Zustimmung jedoch groß.
Immer mehr Palästinenser glauben, dass dies überhaupt passieren könnte. Vor fünf Monaten hielten noch 64 Prozent der Befragten eine Zwei-Staaten-Lösung für unmöglich. Ihr Anteil beträgt mittlerweile 56 Prozent. Sie glauben, dass eine Zwei-Staaten-Lösung aufgrund des israelischen Siedlungsbaus nicht mehr realisierbar sei.
Die befragten Palästinenser stehen dem Plan des amerikanischen Präsidenten Donald Trump ambivalent gegenüber: 47 Prozent stimmen ihm zu, 49 Prozent lehnen ihn ab. In Gaza unterstützen rund 60 Prozent den Plan, während im Westjordanland derselbe Prozentsatz ihn ablehnt.
Für die Umfrage wurde den Befragten der Plan wie folgt dargelegt: Er sieht das Ende des Krieges gegen Gaza und die Freilassung israelischer Geiseln und palästinensischer Gefangener vor. Dazu gehören auch der Verzicht auf Zwangsumsiedlungen von Gaza-Bewohnern, humanitäre Hilfslieferungen, der schrittweise Rückzug Israels aus dem Gazastreifen, die Entwaffnung der Hamas, die Reform der Palästinensischen Autonomiebehörde und die Einleitung eines politischen Prozesses zur Gründung eines palästinensischen Staates.
Befragt wurden 1200 Erwachsene
Den letzten Punkt, die Gründung eines palästinensischen Staates, halten viele Palästinenser jedoch für unwahrscheinlich. Eine Mehrheit von 70 Prozent glaubt nicht, dass es in den nächsten fünf Jahren einen palästinensischen Staat geben wird. Rund 60 Prozent der Palästinenser bezweifeln, dass der Plan ein dauerhaftes Ende des Gaza-Krieges bedeutet. Der Trump-Plan sieht auch eine Entwaffnung der islamistischen Hamas vor. Eine Mehrheit von 69 Prozent (87 Prozent im Westjordanland und 55 Prozent im Gazastreifen) ist dagegen; nur 29 Prozent befürworten dies.
Für die neueste PSR-Umfrage befragten Shikaki und sein Team persönlich 1.200 Erwachsene, darunter 760 im Westjordanland und 440 im Gazastreifen. Die Umfrage wurde sowohl im Westjordanland als auch im Gazastreifen persönlich mit Tablets oder Smartphones durchgeführt. Nach Abschluss jedes Interviews werden die Ergebnisse automatisch an den PSR-Server gesendet. „Es gibt keine Möglichkeit, die gesammelten Daten abzufangen oder zu manipulieren“, schreibt der PSR.
Die Befragung fand zudem unter schwierigen Bedingungen statt: Die Lebensbedingungen der Palästinenser, insbesondere im Gazastreifen, sind katastrophal, es gibt keine Meinungsfreiheit und die Angst vor Repressalien ist groß.
