
Der A6 E-Tron ist Audis erste konventionelle Business-Klasse mit der beeindruckenden Kombination aus hoher Batteriekapazität und kraftvoller Ladeleistung. Und auch etwas spacig wirkt dieser Stromer – das hat seine Gründe. ntv.de war mit ihm unterwegs.
Eigentlich könnte Audi es doch einfach bei elektrisch angetriebenen SUVs belassen, oder? Das Segment verkauft sich gut und in den Hochfahrzeugsegmenten ist Effizienz gefragt. Aber nein! Deutschland ist ein Kombi-Markt und so mancher Autoenthusiast wünscht sich auch eine schicke Limousine. Letzteres gibt es mit dem E-Tron GT, allerdings zu Preisen jenseits von Gut und Böse. Diese Marktlücke muss also geschlossen werden.


Der geschlossene Grill verhilft dem Audi A6 E-Tron zu mehr Aerodynamik.
(Foto: Audi)
Nun ist auch der gerade auf den Markt gekommene A6 E-Tron (erhältlich als Limousine und Kombi) nicht gerade ein Schnäppchen. Bevor Sie, lieber Leser, aufschreien, möchte ich die Sache kurz erläutern. Das 4,93 Meter lange Business-Modell ist derzeit zu Preisen ab 62.800 Euro erhältlich. Dann mit einer Leistung von 326 PS und knapp 76 kWh Nettokapazität. Für den Kombi namens Avant wird ein Aufpreis von 1.650 Euro fällig. Und bei entsprechender Ausstattung und Motorleistung liegt das Preisniveau durchaus im sechsstelligen Bereich. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Natürlich sind knapp über 60.000 Euro viel Holz, solche Tarife sind für fleißige Privatleute schwer zu leisten.
Der A6 E-Tron sieht futuristischer aus als der Q6 E-Tron
Andererseits können Sie auf attraktive Leasingkonditionen hoffen, die den Audi wieder erschwinglicher machen. Und einige Mitarbeiter können die „Firmenwagen“-Karte nutzen. Fakt ist: Es wird künftig eine kritische Masse an A6 E-Tron auf der Straße geben. Das Potenzial ist jedenfalls vorhanden. Und ab hier kommt wieder Audi ins Spiel. Während die Designer das Mittelklasse-SUV Q6 E-Tron (trotz gleicher Nummer spielt der A6 in einer höheren Liga) trotz einiger Licht-Gimmicks eher konservativ halten, ist der elektrische A6 eine Spur futuristischer.


Beleuchtetes Logo plus durchgehendes Band machen den Audi A6 E-Tron futuristisch.
(Foto: Audi)
Das liegt an der Mischung aus dem rot beleuchteten Audi-Logo auf dem Kofferraumdeckel, den schmalen (und damit etwas an ein Concept Car erinnernden) Scheinwerfern und dem geschlossenen Kühlergrill mit markant geformten Lüftungsöffnungen. Natürlich gibt es einen Grund, warum die Vorderseite so aussieht. Der neueste E-Tron ist mit einem Luftwiderstandsbeiwert von 0,21 aerodynamisch fit. Die Frontfläche ist zwar immer noch groß, der durchschnittliche WLTP-Stromverbrauch von unter 14 kWh beim Basismodell kann aber als effizient angesehen werden. Selbst ein Q6 kommt übrigens nicht an einen solchen Wert heran. Wir müssen sehen, wie es in der Praxis aussieht.
Hier sind 800 Volt eingestellt
Ähnlich wie der Q6 bekommt auch der A6 ein 800-Volt-System, das den Strom schneller fließen lässt. In die Batterie. Wie schnell, bleibt abzuwarten. Hier auf Teneriffa hatten sich die Service-Kollegen schöne Steigungen ausgesucht, die vor allem der S6 mit seinem Monster-Drehmoment (580 Newtonmeter an der Hinterachse und 275 an der Vorderachse) stürmen konnte, von Schnellladesäulen war jedoch nichts zu sehen.


Umfangreiche Anzeigelandschaften sind mittlerweile von den neuen Audi-Modellen bekannt.
(Foto: Audi)
Zumindest kann sich der Fahrer ein Bild von der Reichweite machen. Und die Performance-Variante mit Hinterradantrieb hat knapp über 500 Kilometer auf dem Tacho. Das sind nicht die in der Pressemappe versprochenen 756 Kilometer. Beim S6 Quattro muss man sich mit einer vollen Batterie mit knapp über 400 Kilometern begnügen. Dabei handelt es sich nur um einen ungefähren Wert, der auf bergigen Landstraßen gefahren wird – wer fleißig unbegrenzte Autobahnen nutzt, wird vermutlich früher an der Ladestation landen. Wer jedoch häufiger in städtischen Gebieten unterwegs ist, dürfte länger Strom nutzen können.
Zum Glück dauert es mit dem Ladegerät nicht allzu lange; Nach Angaben des Herstellers dauert es 21 Minuten, um den mit 95 kWh netto gesegneten Speicher von 10 auf 80 Prozent Ladezustand zu bringen (270 kW maximale Ladeleistung). Damit sich vor allem die Dienstwagenklientel nicht überanstrengt, sind alle Varianten bis auf den S6 auf 210 km/h begrenzt. Das sportliche Topmodell leistet 240 Dinge.
Das jüngste Elektroauto beschleunigt unglaublich schnell
Wenn es um Agilität geht, reicht das Performance-Modell hier mit 381 PS mehr als aus. Auf die Beschleunigungszeit umgerechnet bedeutet das 5,4 Sekunden auf 100 km/h. Mit einem Leergewicht von rund 2,4 Tonnen benötigt der knapp über 100 Kilogramm schwerere Allradler (S6) nur 4,5 Sekunden auf 100 km/h, leistet aber auch bis zu 551 PS.


Mit dem Diffusor wirkt die Sportback genannte Limousine noch etwas dynamischer. Und dynamisch ist der Ingolstädter trotz seines hohen Leergewichts durchaus.
(Foto: Audi)
Apropos Gewicht. Beim Stromer merkt man das dank geschickt platzierter Batterie im Boden kaum (sorgt für einen tiefen Schwerpunkt). Allerdings haben die Fahrwerksingenieure den Bayern recht straff abgestimmt. Selbst in der Komforteinstellung steckt die optionale Luftfederung mitunter besonders aggressive Unebenheiten trocken weg. Aber auch hier müssten wir in Zukunft genauer hinschauen.
Der große Audi hat Langstreckenqualitäten
Üppige Sessel sind in jedem Fall über jeden Zweifel erhaben – ihre Langstreckentauglichkeit wird an ihnen gewiss nicht gemindert. Dass es auch eine Massagefunktion gegen Rückenschmerzen gibt, ist ziemlich klar. Klar ist auch, dass der neue Audi viel Display bietet, darunter auch einen Monitor speziell für den Beifahrer. Dabei setzt Audi für alle Modelle auf ein einheitliches System, das sowohl auf der PPE (Premium Platform Electric) als auch auf der PPC (Premium Platform Combustion) basiert.


Klar, die Jalousien sind aus. Wer das große Panoramadach gegen einen Aufpreis von 2.300 Euro bestellt, kann es elektrochromatisch verdunkeln. Es muss so viel Trend geben.
(Foto: Audi)
Dieses zeichnet sich dadurch aus, dass die Instrumententafel nicht mehr so wirkt, als sei nachträglich ein Bildschirm angebracht worden, sondern wie ein integraler Bestandteil der solide ausgeführten Innenraumgestaltung. Über das Panorama-Glasdach lässt es sich in wunderschönes Licht tauchen und lässt sich nun nicht mehr elektrochromatisch per Jalousie, sondern wie immer häufiger elektrochromatisch per Knopfdruck verdunkeln.
Schade ist allerdings, dass dem Nutzer kein Layout mehr geboten wird, das an klassische Instrumente erinnert. Aufgrund der frei konfigurierbaren Anzeigefläche konnte er dies souverän tun. Andererseits ist die Bedienung recht intuitiv, auch im Hinblick auf das schnelle Abschalten bestimmter unbrauchbarer Assistenten. Dafür gibt es sogar einen physischen Knopf in der Mittelkonsole.


An Beinfreiheit mangelt es in der zweiten Reihe kaum. Kein Wunder bei 2,95 Meter Radstand.
(Foto: Audi)
Abschließend möchte ich darauf hinweisen, dass es sich beim A6 E-Tron um ein geräumiges Business-Modell mit viel Platz handelt. Vor allem im Fond finden die Passagiere viel Beinfreiheit vor. Allerdings lässt sich die Entscheidung für den Avant fast auf die reine Designfrage reduzieren. Das Kofferraumvolumen ist nach Umklappen der Rücksitzlehnen kaum größer und erhöht sich um 92 Liter (insgesamt 1.422 Liter).
Der A6 E-Tron ist kein durch und durch Utility-Profi. Vielleicht ist es beruhigend, alle möglichen technischen Dinge bestellen zu können, wenn man das Budget und die Lust dazu hat. Vermeiden Sie aber bitte auf jeden Fall den Einsatz von Kameras als Ersatz für Spiegel. Ja, sie sehen schick aus, aber sie liefern ein schlechteres Bild, besonders im Dunkeln. Und besonders innovativ sind sie auch nicht; Selbst im Ur-E-Tron (SUV) waren sie von Anfang an erhältlich. Allerdings könnte die Kombination aus großen Stromspeichern und hohen Ladegeschwindigkeiten das elektrische Fahren für Autofahrer attraktiv machen. Das Zeug dazu hat der A6 E-Tron jedenfalls.