Wo sind sie geblieben? Plötzlich gilt das ukrainische Langlaufteam als verschollen. In Toblach in Italien soll die vierte Etappe der Tour de Ski im Langlauf gestartet werden, die Besten der Welt sollen sich messen – doch das Team der Ukrainer fehlt. Niemand am Ort hat Informationen darüber, wo sich Viktoriya Olekh, Anastasiia Nikon, Sofiia Shkatula, Andriy Dotsenko und Denys Muhotinov aufhalten. Warum sind sie nicht am Start?
Hätte das Team der Estinnen gefehlt oder etwa die Delegation aus Tschechien – die Aufregung in Italien wäre wohl überschaubar gewesen. Aber wenn Menschen aus der Ukraine in Kriegszeiten wie diesen verschwunden sind …?
:Ein Sprung für die Ewigkeit
Dem 23-jährigen Noah Vicktor ist als erstem Deutschen eine fünffache Luftschraube mit dem Snowboard im Wettbewerb gelungen. Wie schafft man den „Backside 1800 Melon“ – und bleibt dabei unverletzt?
Sogar Michael Lamplot wirkte auf verlorenem Posten, der Renndirektor des Internationalen Skiverbands (Fis). „Ich habe keine Ahnung, wohin sie gegangen sind, sie sind einfach nie am Start aufgetaucht“, sagte Lamplot zur schwedischen Zeitung Expressen. Und auch seine Kollegin, die Fis-Pressessprecherin Synne Dyrhaug, wirkte ratlos. „Ich weiß nicht, was passiert ist.“
Es dauerte, ehe der Skiweltverband das Neujahrsrätsel löste. Auf SZ-Anfrage teilt die Fis am Freitagmittag mit, dass die ukrainische Delegation sich inzwischen gemeldet und erklärt habe, „dass ihre ursprüngliche Absicht bereits war, dass die Athleten die Tour de Ski zu diesem Zeitpunkt des Wettbewerbs verlassen würden“. Mit der Begründung, so die Fis, wonach „finanzielle Schwierigkeiten“ die vorzeitige Abreise der fünf ukrainischen Athleten erzwungen hätten. Das ukrainische Team hatte schlicht niemandem Bescheid gegeben.
Der ukrainische Verband selbst hatte sich bis Freitagmittag nicht zum Verschwinden geäußert. Von Viktoriya Olekh war nach der dritten Etappe im auf gut 1200 Meter gelegenen Toblach noch zu erfahren gewesen, dass sie „in der Höhe große Probleme“ habe. Bei der Tour de Ski, wo wie bei Radrundfahrten die Etappenergebnisse zu einer Gesamtwertung addiert werden, hatten sich die drei ukrainischen Frauen zum Zeitpunkt ihres Ausstiegs bereits einen Rückstand von 17 Minuten eingehandelt, und auch ihre männlichen Kollegen waren längst abgeschlagen.
Bei den Männern führt nach vier von sieben Tour-de-Ski-Etappen der Norweger Johannes Hoesflot Klaebo, die Frauenkonkurrenz ist ebenfalls in norwegischer Hand, Astrid Öyre Slind ist Erste, die Deutsche Victoria Carl liegt auf Rang sieben. Und so lautet das neue und alte Langlauf-Rätsel nunmehr: Wie bezwingt man Norwegen?