Berlin – Die Krankheit galt in Europa als nahezu ausgerottet – nun gibt es Berichte über neue Fälle von Gasbrand an der ukrainischen Front. Wie der britische „Telegraph“ unter Berufung auf Informationen ukrainischer Militärärzte berichtet, gab es bereits mehrere Fälle der bakteriellen Infektion, die vor allem aus dem Ersten Weltkrieg bekannt ist.
Laut Ärzten kann sich die Krankheit schnell ausbreiten, da die Evakuierung verwundeter Soldaten immer schwieriger wird. Der Grund: Russland Die Armee setzt Drohnen ein (zum Beispiel in der Region Saporischschja), um jeden anzugreifen, der sich ins Freie wagt. Dadurch verlängern sich die Evakuierungszeiten enorm – oft um mehrere Wochen – und es wird schwieriger, eine angemessene medizinische Versorgung der Verwundeten sicherzustellen.
Gasbrand ist eine potenziell tödliche Wundinfektion, die sich durch das Gewebe frisst und starke Schmerzen verursacht. Der Erreger Clostridium perfringens lauert überall – vor allem im Boden – und gelangt über kontaminierte Wunden in den Körper. Unter der Haut bilden sich Gasblasen, die bei Berührung ein knisterndes Geräusch verursachen.
▶︎ Die Krankheit war im Ersten Weltkrieg besonders in den Schützengräben gefürchtet. Es wird geschätzt, dass mehr als 100.000 deutsche Soldaten daran starben. Heutzutage gibt es in Deutschland jedes Jahr nur noch etwa 100 Fälle von Gasbrand.
Antibiotikaresistenzen sind eine tödliche Bedrohung
Dennoch sind Sanitäter vor Ort Ukraine Dem „Telegraph“ zufolge sind die Menschen inzwischen zunehmend mit der Infektion konfrontiert, doch in den unterirdischen Stabilisierungszentren (häufig in Bunkern oder Kellern verlassener Häuser) können sie kaum etwas dagegen tun. Nicht nur, weil es an der nötigen Hygiene mangelt, sondern auch, weil es an Material mangelt. Denn: Die russische Armee greift regelmäßig Sanitätskonvois an.
Ein Feldlazarett in der Region Donezk: Militärärzten mangelt es oft an ausreichend Material (Archivfoto)
▶︎ Zeit ist ein entscheidender Faktor bei der Behandlung von Gasbrand: Wer an der Krankheit leidet, muss in der Regel schnell in einer Klinik mit starken intravenösen Antibiotika behandelt werden – oft muss auch das gesamte infizierte Gewebe entfernt werden.
Doch neben der lebensgefährlichen Evakuierung machen auch die zunehmenden Antibiotikaresistenzen unter ukrainischen Soldaten den Sanitätern zu schaffen – eine direkte Folge des Krieges. Denn: Aufgrund der schwierigen Versorgungslage werden in großem Umfang Breitbandantibiotika (die mehr als einen Krankheitserreger bekämpfen) eingesetzt.
Das tragische Ergebnis: Verwundete Soldaten, die ihre Verletzungen (z. B. durch Amputation) tatsächlich überleben könnten, sterben auf dem Feld. Es ist unklar, wie viele Ukrainer seit Kriegsbeginn im Kampf ihr Leben verloren haben. Zuletzt im Februar sprach Präsident Wolodymyr Selenskyj (47) von 45.000 Toten und 390.000 Verletzten.
