Offenbar hatte ihn niemand auf der Liste, umso größer war die Überraschung. Als William Mikelbrencis nach dem Schlusspfiff in Freiburg durch die Katakomben eilte, konnte er sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. Das passte mit dem 1:2 und dem Pokal-Aus eigentlich nicht, aber es gab gute Gründe für die hervorragende Stimmung des Franzosen. Der Adrenalinstoß war zu groß, denn eigentlich war Mikelbrencis beim HSV längst abgeschrieben. Der 20-Jährige stand erstmals seit zehneinhalb Monaten wieder in der Startelf und hofft nun, langfristig auf den richtigen Weg zu kommen.
Eine verdammt harte Zeit liegt hinter ihm, an deren Ende er sich endlich aus dem sportlichen Sumpf befreit hat. Er wollte einfach nicht darüber reden, als er in die Hütte schlenderte; es ging ihm zu weit. Non, non – der Franzose hatte keine Lust zu plaudern. Doch schon zuvor hatte er auf dem Platz für Argumente gesorgt, vor allem vor seinem Comeback bei den Profis.
Mikelbrencis soll im Sommer verliehen werden
Beim HSV sehen sie Mikelbrencis als Beweis dafür, dass es sich lohnt, in schwierigen Zeiten weiterzumachen. Im Sommer wollte ihn der HSV unbedingt ausleihen und suchte händeringend nach Abnehmern für den U20-Nationalspieler. Vergeblich. Auch weil der Vertrag des Talents (er wechselte vor zwei Jahren für 700.000 Euro von Metz zum HSV) offenbar zu gut dotiert ist. Konkrete Gespräche mit Interessenten habe es nie gegeben. Erschwerend kam hinzu, dass der Rechtsfuß innerhalb weniger Monate zweimal seinen Berater wechselte.
Mikelbrencis musste sich in der U21 erneut beweisen – und zur Freude der Verantwortlichen steigerte er sein Können. Gut für den Defensivmann: Die Verbindung zwischen U21-Trainer Loic Favé und Profitrainer Steffen Baumgart ist sehr eng. So öffnete sich die Tür für den Franzosen nach und nach wieder. Nach zwei Kurzeinsätzen gegen Düsseldorf und Magdeburg, die als erstes Indiz gewertet wurden, lieferte nun der Pokal den klaren Beweis für die neue Wertschätzung. 88 Minuten lang durfte Mikelbrencis auf der rechten Seite spielen, er ließ sich keine Vorwürfe machen und zeigte, wozu er fähig ist.
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Und jetzt? Am Sonntag gegen Nürnberg soll er voraussichtlich wieder auf die Bank wechseln, die Einsätze in der Regionalliga sind aber wohl vorerst beendet. Mikelbrencis wird „oben“ wieder verwendet. Das passiert, wenn man „ganz unten“ beschleunigt.
Überraschung: Warum Mikelbrencis beim HSV wieder eine Rolle spielt