Straßenkriminalität, Ruhm, Drogen, eine schwierige Familiengeschichte, Depressionen – das sind die Zutaten einer Dokumentation über den deutschen Rapper Haftbefehl. „Babo – The Arrest Warrant Story“ ist ab Dienstag (28. Oktober) auf Netflix zu sehen. Der Film ist keine bedingungslose Hommage an den 39-Jährigen Aykut Anhanwie der wahre Name des Haftbefehls lautet.
Haftbefehl wegen Überdosis: „Ich war praktisch tot“
Die Dokumentation spannt einen Bogen vom Offenbacher Hochhausviertel Mainpark, in dem Anhan aufwuchs, über seinen kometenhaften Aufstieg als Musiker bis hin zu psychischen Problemen und Drogenkonsum, die fast zu seinem Tod führten – gnadenlos, manchmal verstörend, ähnlich wie seine oft brutalen Lieder.
Er kam früh Rapper in Kontakt mit Kokain. Er brach die Schule ab und machte sich in der deutschen Hip-Hop-Szene einen Namen. Der Absturz folgte vor einigen Jahren.
Anfang 2024 zog sich der Rapper mehr oder weniger aus der Öffentlichkeit zurück – nachdem bekannt wurde, dass es in Darmstadt zu einem Verkehrsunfall mit Haftbefehl gekommen sei Schlagen und rennen soll daran beteiligt gewesen sein.
„Ich habe mit 13 angefangen, Kokain zu nehmen“, sagt er in der Dokumentation. Anstatt zur Schule zu gehen, ging er zum Handeln auf den Markt. Nach seinem Durchbruch nahmen seine Drogeneskapaden nur noch zu. „Je mehr Geld man hat, desto mehr kokst man“, gesteht der Haftbefehl in der neuen Dokumentation.
Jahrelanger Drogenmissbrauch endete fast tödlich. 2022 brach der Rapper bei einem Konzert in Mannheim zusammen.
„Ich habe acht Tage geschlafen. Acht Tage!“ er erinnert sich. Aber er machte weiter. Ein Jahr später folgte der Totalabsturz.
Nach einem Streit mit seinem Bruder Cem (Capo) konsumierte der Rapper erneut große Mengen Kokain. „Ein Gramm links, ein Gramm rechts, alle 20 Minuten“, sagt er. Aber das war zu viel für seinen Körper. Der Musiker brach zusammen und musste wiederbelebt werden.
„Ich war praktisch tot“, sagt Arrest. Doch selbst dieses Nahtoderlebnis hielt ihn nicht davon ab, Drogen zu nehmen: „Dann bin ich ausgestiegen und habe weitergemacht. Direkt drauf, zehn Gramm.“
Erst als er zwangsweise in eine Klinik in Istanbul eingewiesen wurde, änderte sich die Lage. „Ich wäre gestorben, wenn ich da nicht reingegangen wäre“, ist sich der Rapper heute sicher.
Mehrfach stand Doku kurz vor der Absage
Die Dokumentation zeigt Bilder vom schockierenden Auftritt in Mannheim im Jahr 2022, als Anhan sich kaum auf den Beinen halten kann, vom Aufwachen auf der Intensivstation nach einem Drogenrausch, dem kein Umdenken, sondern der Griff zu den nächsten zehn Gramm folgt. Für die Macher des Films war nach Mannheim zunächst nicht klar, wie es weitergehen würde.
„Es ist kein Geheimnis, der Dokumentarfilm stand mehrmals kurz vor der Absetzung“, sagt Juan Moreno.
Der Film befasst sich auch intensiv mit dem Persönlichen und zeigt Aufnahmen aus Anhans Kindheit mit seinen Eltern und Brüdern. Der Selbstmord seines Vaters wird diskutiert. Anhans Frau erzählt vom schwierigen Familienleben mit ihm, ist oft den Tränen nahe und sagt: „Ich liebe den Aykut, aber nicht den Haftbefehl.“
„Der Film nimmt einen mit und schockiert“, sagt der Produzent Elyas M’Barek („Fack ju Göhte“). „Es ist wahrscheinlich die brutalste und direkteste Musikerdokumentation, die ich kenne.“ M’Barek hat sie bei sich Pacco-Luca Nitsche produziert und sagt rückblickend: „Wir wollten ihm ein Denkmal setzen, unsere Liebe zu ihm als Künstler zum Ausdruck bringen, aber dennoch das Publikum nicht belügen, wirklich alles auf den Tisch legen. Das war auch Aykuts Wunsch.“
