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U-Ausschuss der Klimastiftung: Altkanzler Schröder bereut nichts

AUDIO: Nord Stream 2: Gerhard Schröder sagt als Zeuge im U-Ausschuss aus (2 Min.)

Stand: 17. Oktober 2025 13:14 Uhr

Altkanzler Gerhard Schröder hat vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Klimastiftung im Landtag Mecklenburg-Vorpommern ausgesagt. Schröder war per Videokonferenz aus seinem Büro zugeschaltet. Das Interesse war enorm, kein einziger Besucherplatz blieb leer.

„Das kann ich Ihnen nicht im Detail sagen“, „Ich kann mich nicht mehr genau erinnern“, oder später in der Sitzung nur ein zunehmend irritiertes: „Ich habe keine Ahnung.“ Solche Sätze hörte man häufiger, als Altkanzler Gerhard Schröder am Freitag vor dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Klimastiftung in Schwerin aussagte. Entsprechend groß war das Interesse am Schweriner Schloss.

Umfrage per Videokonferenz

Der Altkanzler wurde aus Rücksicht auf seinen Gesundheitszustand aus seinem Büro in Hannover in das Gremium geholt. Schröder (SPD) litt im Frühjahr unter einem Burnout. Zu Beginn des Jahres weigerte sich Schröder, vor dem Untersuchungsausschuss auszusagen. Anschließend äußerte er sich in einem Brief vom 7. April. Darin macht der Ex-Kanzler deutlich, dass er sein Engagement für den Bau der Gaspipeline nicht bereut. Die Nord Stream 2 AG hat rund 20 Millionen Euro an die umstrittene Klimaschutzstiftung gespendet. Schröder ist seit 2016 Vorstandsvorsitzender der Nord Stream 2 AG.

Viel Bekanntes, kaum etwas Neues

Wer auf neue Erkenntnisse gehofft hatte, wurde enttäuscht. Schröder gab zu, mit vielen Beteiligten über die Pipeline gesprochen zu haben, mit der MV-Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) – „sachkundig und sehr sympathisch“, mit dem Nord Stream-Geschäftsführer und ehemaligen Stasi-Major Matthias Warnig – „ich habe ihm absolut vertraut, hat einen tollen Job gemacht“ – und mit dem ehemaligen Ministerpräsidenten Erwin Sellering – „sehr engagiert“ – und dem damaligen Landesenergieminister Christian Pegel (SPD). „Wo immer ich hilfreich sein konnte, habe ich geholfen, jemanden in Meck-Pomm zu kontaktieren. Das ist eine Selbstverständlichkeit. Das ist es, was man als anständiger Mensch tut“, sagte Schröder. Aber das war alles schon bekannt.

„Russland wollte Gas verkaufen, Deutschland wollte es kaufen“

Außerdem sprach er mehrfach mit Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Es ging um die deutsche Energieversorgungssicherheit; Nähere Einblicke gab Schröder nicht, sondern nur: „In den Fragen rund um die Pipeline waren wir uns immer einig: Russland wollte Gas verkaufen, Deutschland wollte es kaufen.“ Schon während seiner Kanzlerschaft vertrat die damalige Bundesregierung die Auffassung, dass die deutsche Energiepolitik von der Abhängigkeit von der Kernenergie befreit werden sollte. „Daher hielten wir es für sinnvoll, auf Gas zu setzen.“ Und das aus Russland war extrem günstig.

Untersuchungsausschuss der Klima- und Umweltschutzstiftung MV

Mitglieder des Untersuchungsausschusses der Stiftung Klima- und Umweltschutz MV.

An einer energiepolitischen Zusammenarbeit mit Russland sei Merkel durchaus interessiert: „Auf einem Abschnitt der Pipeline steht nicht nur meine Unterschrift, sondern auch ihre“, sagte Schröder. Es gab überhaupt keine Differenzen zwischen ihnen und Schröder stand ihnen ein- oder zweimal bei Gesprächen mit dem russischen Präsidenten hilfreich zur Seite.

Die deutsch-russische Energiepartnerschaft ist wichtig

Schröder ist nach wie vor davon überzeugt, dass die deutsch-russische Energiepartnerschaft auch heute noch der richtige Weg ist. „Ich habe mein Bestes gegeben, um Nord Stream 2 fertigzustellen. Ich habe mich für den Baufortschritt interessiert und auch Gespräche darüber geführt“, sagte Schröder. Auch die Klimastiftung hält er nach wie vor für eine gute Idee: Sie sei „ein Instrument, um amerikanische Eingriffe in die deutsche Energiepolitik zu verhindern“. Allerdings stellte er nicht in Frage, inwieweit Nord Stream 2 den russischen Angriffskrieg erleichtert habe. Allerdings „bedauert“ er den Krieg sehr.

Schröder dankt für „faire Leitung der Sitzung“

Nach fast drei Stunden war Schröders Befragung beendet. Während er zunächst versuchte, seine Unzufriedenheit mit ein oder zwei Fragen humorvoll zum Ausdruck zu bringen: „Fest steht, dass ich an dem Abend gegessen habe“ oder: „Ich habe alle meine Termine als Person wahrgenommen“, wurde er im Verlauf der Sitzung zunehmend genervt, hinterfragte den Zweck der Fragen und forderte den Ausschussvorsitzenden auf, einzugreifen und die „unsinnigen“ und „lächerlichen“ Fragen zu stoppen. Schröder dankte abschließend dem Ausschussvorsitzenden Sebastian Ehlers (CDU) für die äußerst „faire Leitung der Sitzung“.

U-Ausschuss will möglichen russischen Einfluss klären

Der Untersuchungsausschuss untersucht die Vorgänge rund um die Stiftung Klimaschutz Mecklenburg-Vorpommern und Nord Stream 2. Die Stiftung wurde Anfang 2021 gegründet. Sie sollte den Bau der Ostseepipeline Nord Stream 2 für russisches Erdgas abschließen, da Sanktionen der USA gegen am Bau beteiligte Unternehmen drohten. Darüber hinaus widmete sich die Stiftung dem Klimaschutz und tut dies auch heute noch. Die Schweriner Landtagsabgeordneten wollen klären, wer die Gründung der Stiftung initiiert hat und ob möglicherweise Russland Einfluss genommen hat.

Auch ein enger Kollege von Angela Merkel sagt aus

Am Nachmittag soll der ehemalige Kanzleramtschef und jetzige Präsident der Universität zu Lübeck, Helge Braun (CDU), vor dem Ausschuss aussagen. Während der Planungs-, Genehmigungs- und Bauphase der Gaspipeline und der Gründung der Stiftung Klimaschutz gehörte er zu den engsten Mitarbeitern Angela Merkels. Im weiteren Verlauf des Untersuchungsausschusses sind weitere prominente Politiker eingeladen: Die beiden ehemaligen Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) und Peter Altmaier (CDU) werden am 7. November erwartet, Altkanzler Olaf Scholz (SPD) soll am 21. November aussagen.

Bei seiner Befragung im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss des Schweriner Landtags schloss der ehemalige Stiftungsvorsitzende ein eigenes Fehlverhalten aus.

Altkanzler Gerhard Schröder hat nun einer öffentlichen Videobefragung durch den Untersuchungsausschuss des MV-Landtags zugestimmt.

In der jüngsten Sitzung des Landtags-Untersuchungsausschusses zur Klimastiftung MV konnten einige Unstimmigkeiten nicht gelöst werden.

Werner Kuhn und Harry Glawe (beide CDU) waren Befürworter der Ostseepipeline. Kuhn glaubt, dass die Zukunft des Projekts offen bleibt.

Laut „Bild“ hat die Sparkasse Hannover das Konto des Altkanzlers für Überweisungen der Nord Stream 2 AG gesperrt.

Nach Angaben seines Arztes leide der 80-Jährige unter Erschöpfung und Energielosigkeit. Er konnte daher nicht als Zeuge zum Bau von Nord Stream 2 aussagen.

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