Reliance Industries, das größte private Raffinerieunternehmen, kündigte an, dass es angesichts der Sanktionen von Trump „seine Raffineriebetriebe anpassen wird, um Compliance-Anforderungen zu erfüllen“. Allerdings setzen viele andere indische Raffinerien ihre Importe fort, bis weitere Richtlinien vorliegen, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.
Kurzfristig wandten sich Raffinerien den Spotmärkten zu, wo Öl direkt gegen sofortige Bezahlung geliefert wird. Langfristig könnten der Nahe Osten, Lateinamerika oder die USA Indien mit Rohöl versorgen. Die OPEC-Mitglieder verfügen über mehr als drei Millionen Barrel pro Tag an Reservekapazitäten, die dazu beitragen könnten, etwaige Lücken zu schließen.
Da Russland sein Öl jedoch zu einem Preisnachlass anbietet, reicht die Sicherung alternativer Lieferungen wahrscheinlich nicht aus. Auf Indien kämen zusätzliche Kosten von 1,5 bis 3 Milliarden Dollar pro Jahr. Maximilian Hess vom Foreign Policy Research Institute sagte gegenüber der „Moscow Times“: „Um Indien effektiv unter Druck zu setzen, muss Washington nicht nur weiterhin alternative Lieferungen anbieten, sondern auch deutlich machen, dass seine jüngsten Sanktionen eine echte Androhung sekundärer Sanktionen beinhalten.“ Beispielsweise könnten die USA russische Vermögenswerte in Indien ins Visier nehmen, indem sie sich den europäischen Sanktionen gegen die Vadinar-Raffinerie anschließen.
Die Folgen für die russische Wirtschaft sind durchaus spürbar. Die Energieeinnahmen machen ein Viertel der gesamten Haushaltseinnahmen aus und könnten weiter sinken. In diesem Jahr lagen die Öl- und Gaseinnahmen bereits auf dem niedrigsten Stand seit 2020.
Rosneft und Lukoil sind zusammen für rund die Hälfte der russischen Ölexporte verantwortlich. Nach der Ankündigung der Sanktionen fielen die Aktien des Unternehmens deutlich. Wenn die Einnahmen weiter sinken, muss Russland möglicherweise die Steuern erhöhen oder die Ausgaben kürzen, um den Haushalt 2026 zu finanzieren.
