Trump hat seine Meinung geändert
Der Ostflügel des Weißen Hauses wird fast vollständig abgerissen
23. Oktober 2025, 5:13 Uhr
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Erst sprach Trump von Modernisierung, nun vom völligen Abriss: Der Bagger, der derzeit am Ostflügel des Weißen Hauses arbeitet, soll von dem übriggebliebenen Gebäudeteil kaum noch etwas hinterlassen haben. Der US-Präsident will dort einen Ballsaal errichten lassen.
Fast der gesamte Ostflügel des historischen Gebäudes muss einem neuen Ballsaal im Weißen Haus weichen. Das gab US-Präsident Donald Trump auf einer Pressekonferenz mit Nato-Generalsekretär Mark Rutte in Washington bekannt. Nach Rücksprache mit „den besten Architekten der Welt“ habe er entschieden, dass ein vollständiger Abriss einem teilweisen Abriss vorzuziehen sei, sagte Trump. Bisher hatte er immer gesagt, dass dieser Teil des Weißen Hauses nur im Rahmen der Bauarbeiten modernisiert werden sollte. Kritiker werfen ihm nun Wortbruch vor. Die Abbrucharbeiten hatten bereits am Montag begonnen. Medienberichten zufolge sollen sie in den kommenden Tagen fertiggestellt werden.
Denkmal- und Bürgerrechtsorganisationen wie der National Trust for Historic Preservation werfen Trump vor, ohne entsprechende Genehmigungsverfahren in das historische Ensemble eingegriffen zu haben. Sie fordern einen Baustopp bis zur Prüfung des Projekts durch die zuständigen Bundeskommissionen. Laut US-Medien weist Trumps Regierung darauf hin, dass der Präsident für bauliche Veränderungen an der Residenz keine formelle Genehmigung benötige. Allerdings ließen frühere Präsidenten größere Sanierungen oft freiwillig von den zuständigen Kommissionen prüfen.
Private Spender finanzieren den Bau
Der Saal, dessen Bau laut Trump statt 290 Millionen nun rund 300 Millionen Dollar (rund 275 Millionen Euro) kosten soll, soll Platz für rund 1.000 Gäste bieten. Finanziert wird das Projekt ausschließlich durch Spenden – von „großzügigen Patrioten, großartigen amerikanischen Unternehmen und mir selbst“, wie der Präsident auf Truth Social schrieb. Wer die Spender sind, ist noch nicht bekannt. Dank privater Finanzierung unterliegt der Bau nicht der Aufsicht des Kongresses.
Der rund 8.000 Quadratmeter große Ballsaal werde über eine Lobby und eine Brücke mit dem Hauptgebäude verbunden, sagte Trump. „Um es richtig zu machen, mussten wir das bestehende Gebäude abreißen“, erklärte er. Teile der Fundamente und „bestimmte Bereiche“ würden erhalten bleiben, doch der seiner Meinung nach nicht besonders schöne Ostflügel wolle sich negativ auf seinen neuen „teuren, schönen Bau“ auswirken.
Trump betonte im Juli, dass der Ballsaal das Weiße Haus nicht berühren werde. In einem Beitrag vom Montag schrieb er, dass im Rahmen des Projekts der Ostflügel „modernisiert“ werde. Zwei Tage später wies Trump die Vorwürfe der Denkmalschützer zurück und sagte erneut: „Wir greifen das Weiße Haus nicht an.“ Er fügte hinzu: „Viele Präsidenten haben Veränderungen vorgenommen – dieser passt wunderbar zum Weißen Haus.“ Der Wunsch nach einem großen Raum für Empfänge und Staatsbankette besteht seit über 150 Jahren, und der Ostflügel befand sich ohnehin nicht mehr im Originalzustand.
Trump-Sprecherin beklagt „künstliche Empörung“
Nach Angaben des Weißen Hauses wird der Ballsaal den neoklassizistischen Stil der Präsidentenresidenz beibehalten. Die Entwürfe zeigen einen Bankettsaal mit vergoldeten korinthischen Säulen, Kristallkronleuchtern und einem schwarz-weiß karierten Marmorboden. Laut US-Medien bezeichnete Trumps Sprecherin Karoline Leavitt die Kritik als „künstliche Empörung“.
Der Ostflügel, in dem traditionell die Büros der First Lady untergebracht waren, wurde 1942 erbaut und mehrmals renoviert. Nach Angaben des Weißen Hauses wurden alle historischen Elemente dokumentiert und gespeichert. Die White House Historical Association sagte, der Flügel sei vor seinem Abriss umfassend digital gescannt worden, um ein historisches Archiv zu erstellen.
Das Projekt ist Teil einer Reihe von Renovierungsarbeiten, die Trump vornimmt, um den Regierungssitz nach seinen Wünschen umzugestalten – darunter große Fahnenmasten, ein neu gepflasterter Rosengarten und Golddekorationen im Oval Office. Die Arbeiten am Ballsaal werden voraussichtlich vor dem Ende von Trumps zweiter Amtszeit im Januar 2029 abgeschlossen sein.