Die Welt blickt mit Spannung auf die letzten Tage des US-Wahlkampfs – doch wenn die Wahl am 5. November in Deutschland stattfinden würde, könnte die demokratische Kandidatin Kamala Harris den ehemaligen Präsidenten Donald Trump mit Leichtigkeit schlagen.
Das Meinungsforschungsinstitut infratest-dimap im Auftrag des öffentlich-rechtlichen Senders ARD fragte die deutschen Wähler, welchen der Kandidaten sie überzeugender fanden, und die Antwort war eindeutig: 74 % sagten Harris, während der republikanische Kandidat Trump nur 11 % der Befragten überzeugen konnte. Für die Deutschlandtrend-Umfrage wurden insgesamt 1.333 Menschen in Deutschland befragt, die nach repräsentativen Kriterien ausgewählt wurden.
Kamala Harris und deutsche Interessen
Unter den Anhängern der verschiedenen politischen Parteien in Deutschland schnitt Trump nur bei den Anhängern der rechtsextremen, einwanderungsfeindlichen Alternative für Deutschland (AfD) deutlich besser ab, von denen 41 % ihn Harris vorzogen, während 26 % ihr mehr vertrauten. Der Rest hat wenig Vertrauen in beide.
Unterdessen sprachen sich die Deutschen, die Olaf Scholz‘ Mitte-Links-Sozialdemokraten (SPD), die Mitte-Rechts-Christlich-Demokratische Union (CDU) und die Grünen unterstützen, mit überwältigender Mehrheit von 90 % zu 92 % für Harris aus. Unter den Anhängern der linkspopulistischen Sahra-Wagenknecht-Allianz (BSW) sprachen sich 61 % für Harris aus, während Trump sich mit 14 % begnügen musste.
Die Gründe für die klare Mehrheit zugunsten von Harris sind vielfältig: Ein Sieg der Demokraten würde weithin als besser für die deutsch-amerikanischen Beziehungen und die deutsche Wirtschaft angesehen werden. Aber viele Deutsche scheinen Harris auch bei Themen wie der Klimakrise, der Sicherheit in Europa und den Kriegen in der Ukraine und im Nahen Osten als den besseren Kandidaten zu sehen.
Angst um ihren Arbeitsplatz
Im Inland zeigt die Umfrage, dass eine Mehrheit der Deutschen über die zunehmenden negativen Wirtschaftsnachrichten besorgt ist. Fast drei Viertel der Menschen befürchten, dass der Wirtschaftsstandort Deutschland an Bedeutung verliert.
Rund vier von zehn Befragten bezweifeln, dass sie ihren aktuellen Lebensstandard halten können, während fast jeder fünfte Berufstätige angibt, dass er sich Sorgen um seinen Arbeitsplatz macht.
Die Reaktion der Bundesregierung auf die Wirtschaftsnachrichten hat wenig überzeugt: Nur etwa jeder achte Befragte äußerte eine positive Meinung zur Haushalts- oder Wirtschaftspolitik der Koalition aus SPD, Grünen und Freien Demokraten (FDP) unter Bundeskanzler Olaf Scholz.
Und wie soll die schwächelnde Konjunktur in Deutschland angekurbelt werden? Etwa 54 % befürworten eine Senkung der Unternehmenssteuern, während 34 % dagegen sind. Gut zwei Drittel fänden Investitionshilfen hilfreich, um die Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs zu bringen.
Vorgezogene Neuwahlen sind nicht länger undenkbar
Das schlechte Image der Bundesregierung spiegelt sich in der Frage wider, ob die Scholz-Koalition den Rest ihrer Amtszeit, die mit der Bundestagswahl im September nächsten Jahres endet, verbleibt: 41 % sind dafür, rund 54 % dagegen. Unter den Anhängern der Regierungsparteien SPD und Grüne befürwortet hingegen eine Mehrheit von deutlich über 70 % eine Fortsetzung der Koalition.
In AfD-Kreisen hingegen hofft fast jeder, nämlich rund 93 %, auf vorgezogene Neuwahlen. Unter den Anhängern der Mitte-Rechts-CDU, die seit Monaten die Umfragen anführt, hoffen fast 70 Prozent auf ein baldiges Ende der Regierung. Bei der BSW sind es drei von vier.
AfD auf Platz zwei
Die Umfrage deutete darauf hin, dass die konservative CDU und ihre bayerische Schwesterpartei CSU als klare Sieger aus der Bundestagswahl hervorgehen würden, wenn sie jetzt stattfinden würde. Mit rund 34 % (+3) erreichte die CDU/CSU ihr bestes Umfrageergebnis in Deutschland seit Februar 2021.
Die AfD bliebe mit unverändert 17 % zweitstärkste Partei, dicht gefolgt von der SPD mit 16 %. Die Grünen kämen auf 11 % (-2), der BSW auf 6 % (-2).
Die derzeit regierende FDP würde 4 % (+1) der Stimmen erreichen und damit aus dem Bundestag ausscheiden. Alle anderen Parteien, darunter auch die sozialistische Linkspartei, kämen insgesamt auf lediglich 12 %.
Dieser Artikel wurde ursprünglich auf Deutsch verfasst.
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