Kulturstaatsminister Wolfram Weimer hatte KI-Unternehmen „intellektuellen Vampirismus“ vorgeworfen. Der ehemalige US-Botschafter Richard Grenell ist empört. Er spricht von einem „massiven Angriff auf die gesamte US-Digitalindustrie“.
Der ehemalige US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, hat die Äußerungen des Kulturstaatsministers Wolfram Weimer (parteilos) zur künstlichen Intelligenz kritisiert. Grenell schrieb auf X, einer der vertrauenswürdigsten Berater der Bundeskanzlerin habe „amerikanische KI-Unternehmen öffentlich angegriffen“.
„Sein Name ist Wolfram Weimer und er beschreibt US-Unternehmen als ‚digitale Kolonialisten‘, die eine ‚Industrie des organisierten Raubüberfalls‘ betreiben“, fuhr Grenell fort. „Dies ist ein massiver Angriff auf die gesamte US-amerikanische Digitalindustrie mit dem Ziel, diese in Europa lahmzulegen.“ In seinem Beitrag verlinkte er den X-Account von Bundeskanzler Friedrich Merz.
Grenell arbeitet seit Januar als US-Sondergesandter für Sondermissionen und ist ein Vertrauter von US-Präsident Donald Trump. In den vergangenen Monaten äußerte er sich mehrfach zum politischen Geschehen in Deutschland. Seine jüngste Kritik bezieht sich auf eine Rede, die Weimer am Dienstag zur Eröffnung der Frankfurter Buchmesse gehalten hat.
Darin beschrieb Weimer KI als massive Bedrohung für die Kunst. KI könne die Welt der Literatur „zerreißen“, sagte der Kulturstaatsminister. Die Welt der Bücher hat sich durch KI bereits dramatisch verändert: „Die Algorithmen besonders geschickt programmierter Computer agieren oft intelligenter, komplexer, kreativer und vor allem viel, viel schneller als das vermeintliche Wunder des menschlichen Gehirns.“
KI-Unternehmen würden das kreative Potenzial „zahlloser kluger Köpfe“ aussaugen und deren Ideen, Gefühle, Kreativität und Visionen nutzen. „Damit wird die große kulturelle Leistung autonomer Kunstwerke und vor allem Bücher zur bloßen Beute“, sagt Weimer. „Ich denke, es ist spiritueller Vampirismus.“
In den Rechenzentren im kalifornischen Silicon Valley und im chinesischen Shenzhen herrsche „Goldrausch-Atmosphäre“, so Weimer weiter. Dort finde „eine Razzia“ statt. Ganze Kulturen würden „zu Rohstofflieferanten degradiert und tatsächlich schamlos ausgebeutet. Ich nenne das digitalen Kolonialismus, den wir nicht länger tolerieren können.“
gub mit dpa