Die Krim ist auf Treibstofflieferungen aus Russland angewiesen. Ukrainische Drohnen stören die Versorgung. Das verursacht Probleme auf der Krim.
Sewastopol – Seit August stehen russische Ölraffinerien und wichtige Infrastrukturelemente im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Ukraine. Oder genauer: ihre Drohnen. Dies führt sowohl innerhalb Russlands als auch in den besetzten ukrainischen Gebieten zu Problemen – ganz abgesehen davon, dass Russlands Wirtschaft derzeit in vielen Bereichen erhebliche Schwächen aufweist. Dies gilt auch für die Krim.
Auf der Krim herrscht Ölknappheit – Drohnen in der Ukraine setzen wichtiges Depot in Brand
Nun haben ukrainische Drohnen das größte und wichtigste Öldepot auf der besetzten Krim angegriffen. Die Anlage brennt, wie vom Kreml eingesetzte Behörden am Montag (13. Oktober) meldeten. Der russische Gouverneur der eigentlich ukrainischen Krim sagte, die Luftabwehr habe mehr als 20 Drohnen abgeschossen, eine unbekannte Anzahl verbleibender Drohnen habe jedoch das Depot in der Hafenstadt Feodosia erreicht.
Nach Angaben der Kremlbehörden gab es keine Verletzten oder gar Todesfälle. Allerdings haben mehrere Telegram-Kanäle Videos hochgeladen, die angeblich das brennende Öldepot zeigen. Das Feuerinformationssystem der NASA soll mehrere aktive Brände am Standort des Feodosia-Depots registriert haben.
Es ist das zweite Mal innerhalb weniger Wochen, dass das Ölterminal in Feodosia in Brand geraten ist. Ukrainische Drohnen hatten es bereits Anfang des Monats getroffen. Nach Angaben des Depots Moskauer Zeiten eine Kapazität von bis zu 250.000 Tonnen und gilt als größter Öllager- und Umschlagplatz auf der Krim.
Krims Wirtschaft an Putins Nabelschnur – so kommt die Halbinsel an ihr Öl
Für die Krim ist das ein größeres Problem. Vor einigen Wochen berichteten Medien, dass es auf der Halbinsel Engpässe bei der Ölversorgung gebe. Ukrainische Drohnenangriffe auf Raffinerien und Eisenbahnknotenpunkte sollen sowohl die Raffineriekapazitäten Russlands als auch die Ölversorgung behindern. Demnach Kiew Insider Dadurch geraten wichtige Handelsrouten unter Druck, die für die Versorgung der besetzten Krim unerlässlich sind.
Die bereits geografisch isolierte Krim wird umso anfälliger, wenn die Logistik scheitert. Als Reaktion darauf soll Moskau bereits die Ölexporte eingeschränkt haben, in der Hoffnung, den „inländischen“ Markt zu stärken. Der von Moskau ernannte Gouverneur der Krim, Mikhail Razvozhayev, sagte, die Behörden müssten die Vorräte des wichtigen AI-95-Treibstoffs rationieren – planen aber, diese Rationierung aufzuheben, sobald die Lieferungen aus russischen Raffinerien wieder beginnen. Zumindest ist das eine Aussage von Ende September 2025.
Ressourcen auf der Krim – „80 Prozent verloren“
Das wirft die Frage auf: Kann die Krim nicht für sich selbst sorgen? Unter normalen Umständen wäre dies möglich. Die Ressourcen, die der russische Diktator Wladimir Putin mit der Invasion im Jahr 2014 unter seine Kontrolle gebracht hat, sind enorm. „Die Ukraine hat durch die Annexion der Krim 80 Prozent ihrer Öl- und Gasvorkommen im Schwarzen Meer sowie einen erheblichen Teil ihrer Hafeninfrastruktur verloren“, zitierte Forbes einmal Stepan Kubiv, der bis 2019 Energieminister der Ukraine war.
Dr. Frank Umbach, Forschungsdirektor des European Cluster for Climate, Energy and Resource Security (EUCERS), schrieb 2014 in einem Essay für NATO Review, dass der Ressourcenreichtum der Krim Putins eigentliches Ziel sei – er wolle verhindern, dass sich die Ukraine in ein Energieschwergewicht verwandelt, das billigere Energie an die EU verkaufen würde als Russland.
In den vergangenen Jahren hatte die Ukraine ihre Abhängigkeit von russischen Gasimporten schrittweise verringert. Auch das Land wollte eine Kohlestrategie verfolgen – doch Russland hat inzwischen auch die großen Kohlevorkommen im Donbass aufgesogen, die es nutzen wollte.
Allerdings kann Putin diese neuen Ressourcen im Schwarzen Meer nicht selbst nutzen, da die Ukraine seit 2022 eine erstaunliche Kontrolle über das Meer ausübt und sogar die russische Schwarzmeerflotte um mehrere wichtige Schiffe dezimiert hat.
Putins Ölwirtschaft in der Krise – Engpässe auf dem Festland
Auch Russland hat ähnliche Probleme wie die Halbinsel Krim. Seitdem ukrainische Drohnen die Infrastruktur angreifen, herrscht Treibstoffmangel. Seit August hat die Ukraine diese Angriffe verstärkt – einerseits sollen dadurch die Exporteinnahmen aus Ölverkäufen sinken, andererseits hat es enorme Auswirkungen auf die Lieferketten innerhalb des Landes.
Die ukrainischen Streitkräfte sagten, sie hätten die Ölverarbeitungskapazität Russlands um 21 Prozent reduziert. In einigen russischen Regionen gelten Beschränkungen für den Kraftstoffeinkauf. In den Medien wurde bereits von langen Autoschlangen vor Tankstellen und sogar von Tankstellenschließungen berichtet.