Der VfL Wolfsburg wird für diese gute Nachricht dankbar sein. Mehr als 1.000 Fans von Mainz 05 reisen an diesem Sonntag zum Auswärtsspiel gegen die Niedersachsen (15:30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Bundesliga und auf DAZN). Dadurch wird das Risiko minimiert, dass die Wolfsburger aufgrund weiterer Minusgrade bundesweit Hohn und Spott erleiden.
Die Profifußballer des VfL Wolfsburg leiden unter dem Dilemma, dass sie in den letzten Wochen immer besser geworden sind, aber erschreckend wenige Zuschauer ins eigene Stadion locken. Ein Tiefpunkt war am Mittwochabend im Achtelfinale des DFB-Pokals erreicht: Laut offizieller Zählung wollten gerade einmal 13.909 Zuschauer den 3:0-Sieg gegen die TSG Hoffenheim vor Ort miterleben. Die leeren Stadionränge zeichneten ein trauriges Bild.
Ist es für den VfL Wolfsburg derzeit überhaupt möglich, große Feierlichkeiten vor Zehntausenden im Stadion am Mittellandkanal zu veranstalten? Als sich die Mannschaft von Cheftrainer Ralph Hasenhüttl auf den Einzug ins Viertelfinale des DFB-Pokals vorbereitete, war gerade die Betriebsversammlung des wichtigsten Arbeitgebers vor Ort zu Ende. Die Krise des Volkswagen-Konzerns dürfte viele Familien und potenzielle VfL-Zuschauer weitaus mehr interessieren als ein Fußballspiel im Nieselregen.
Trainer Hasenhüttl: „Wir haben uns schon daran gewöhnt“
„Ich freue mich über alle, die heute gekommen sind“, sagte Mittelfeldspieler Yannick Gerhardt. „Man darf nicht vergessen, dass wir eine kleine Stadt sind.“ In Wolfsburg leben rund 125.000 Menschen. Die VW-Arena bietet Platz für knapp 30.000 Zuschauer. Es ist unrealistisch zu glauben, dass das Stadion mit Hilfe eines Mittwochsspiels gegen die TSG Hoffenheim gefüllt oder gar ausverkauft sein kann.
Zumindest die Nordkurve ist immer voller Fans, die bereit sind, ihre Mannschaft anzufeuern. Wenn nach einem VfL-Tor das schöne Lied „Rama Lama Ding Dong“ erklingt, kann es im Stadion dank einer leistungsstarken Lautsprecheranlage ganz schön laut werden. Angesichts des geringen Andrangs gegen Hoffenheim, der von 100 Fans begleitet wurde, half das allerdings kaum.
„Wir sind es schon gewohnt, dass es nicht immer extrem laut ist“, gesteht VfL-Trainer Hasenhüttl. Zu Beginn der Saison war er von der Atmosphäre bei Wolfsburgs Heimspielen so frustriert, dass er die Atmosphäre im Stadion mit der eines Friedhofs verglich. Seit diesem verbalen Eigentor bemüht sich der Österreicher, die Debatte um die überschaubare Zuschauerresonanz nicht noch weiter anzuheizen.

Eines der vielleicht wichtigsten Saisonziele der Wolfsburger ist es, die Kluft zwischen der Hoffnung auf große Taten und dem Interesse an dem, was gezeigt wird, zu verringern. Parallel zu den Sparmaßnahmen des VW-Konzerns hat sich dessen Tochtergesellschaft entschieden, mit einem kleineren Budget auszukommen. Auch wenn dem VfL Wolfsburg pro Saison rund 80 Millionen Euro zur Verfügung stehen sollen, ist das noch lange kein Garant dafür, dass er genauso beliebt sein wird wie die Konkurrenz an Erstliga-Standorten wie München und Dortmund oder in großen Zweitliga-Städten wie Hamburg bzw Köln.
Vor rund zehn Jahren versuchte der Verein unter der forschen Leitung von Geschäftsführer Klaus Allofs, mit sündhaft teuren Stars wie Julian Draxler und André Schürrle Schlagzeilen zu machen. Trotz der Teilnahme an der Champions League war das Ergebnis ernüchternd. Selbst in der Königsklasse war es dem Klub nicht gelungen, an den von Schichtarbeit geprägten Wochentagen in der Stadt für Furore zu sorgen.
Die Prognose ist erlaubt: An diesem Sonntag wird es bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt kein Feuerwerk geben. Davon wollen sich die Wolfsburger, die in der Bundesliga seit fünf Spielen ungeschlagen sind, nicht entmutigen lassen. „Wir werden weiterhin Werbung für den Fußball machen“, verspricht Gerhardt.