Erneut musste eine Traditionsbrauerei Insolvenz anmelden. Betroffen sind über 300 Mitarbeiter. Ein Kurswechsel soll nun das Überleben sichern.
Mannheim – Die Mannheimer Privatbrauerei Eichbaum kämpft nach Insolvenzantrag weiter um ihr Überleben. Trotz der finanziellen Schwierigkeiten blickt der kommissarische Geschäftsführer Thomas Oberle optimistisch in die Zukunft des Traditionsunternehmens.
Die Sanierungspläne des Unternehmens im Rahmen eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung seien plausibel und nachvollziehbar, erklärte der Anwalt. Vor wenigen Tagen hat die Brauerei beim Landgericht Mannheim ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt.
Nach der Insolvenz: Die Eichbaum-Brauerei verfolgt einen strategischen Kurswechsel
Laut Oberle sei der bereits eingeleitete Sanierungskurs grundsätzlich richtig gewesen. Allerdings fehlte dem Unternehmen einfach die nötige Liquidität. Vor allem die Umsatzeinbrüche im Russlandgeschäft brachten die Brauerei in Bedrängnis. Von der Insolvenz sind über 300 Mitarbeiter betroffen, wie ein Sprecher des Betriebsrats mitteilte.
Die Brauerei verfolgt einen strategischen Kurswechsel. Sanierungsleiter Frank Reifel gab bekannt, dass Eichbaum sich vom reinen Bierbrauer zum Getränkehersteller entwickeln wolle. Die Suche nach Investoren zur Kapitalbeschaffung ist bereits im Gange und es bestehen erste vielversprechende Kontakte. Der erst kürzlich bekannt gewordene Verkauf der Traditionsmarke Karamalz an den Konkurrenten Veltins hat die finanzielle Situation offenbar nicht ausreichend stabilisiert.
Branche massiv unter Druck: Viele Brauereien müssen aufgeben
Die angeordnete Eigenverwaltung ermöglicht es dem Unternehmen, während des Insolvenzverfahrens die Kontrolle zu behalten und handlungsfähig zu bleiben. Ein Treuhänder überwacht die Geschäftsführung. Oberle betonte, dass wir jetzt die Produktion stabilisieren und uns intensiv um Kunden und Lieferanten kümmern müssen, damit diese nicht verschwinden.
Die Schwierigkeiten bei Eichbaum stehen beispielhaft für die Probleme der Branche: Der Bierkonsum in Deutschland ist seit Jahren kontinuierlich rückläufig, was viele Brauereien in wirtschaftliche Schwierigkeiten bringt. Gleichzeitig steigen auch die Rohstoffpreise.
Nach Angaben des Brauerverbandes haben in den vergangenen fünf Jahren bereits fast 100 kleine und mittelständische Betriebe aufgegeben, während Branchenriesen wie Radeberger große Brauereien wie die Binding-Brauerei in Frankfurt geschlossen haben. Doch mit fast 1.500 verbliebenen Brauereien ist der Markt immer noch von großen Überkapazitäten geprägt, was den mächtigen Einzelhändlern weiterhin die Preisverhandlungen erleichtert. (lma mit dpa)
