Nach fast 200 Jahren ist Schluss: Die Kulmbacher Gruppe stellt den Betrieb der Scherdel-Brauerei in Hof ein. Betroffen sind 35 Mitarbeiter.
Hof – Die fast 200 Jahre alte Scherdel-Brauerei in Hof steht vor der Schließung. Die Kulmbacher Gruppe hat angekündigt, den Betrieb zum Ende nächsten Jahres einzustellen. Das Unternehmen teilte mit, dass ein wirtschaftlicher Betrieb am Standort nicht mehr möglich sei.
Zuletzt spitzte sich die Situation zu: Der jahrelange Kampf um den Erhalt blieb erfolglos
„Gemeinsam mit den Hofer Mitarbeitern kämpfen wir seit Jahren intensiv für den Erhalt des Brauereibetriebs in Hof“, erklärte Vorstandssprecher Jörg Lehmann. Doch die Bemühungen blieben erfolglos. In den letzten Jahren hat sich die Situation vor Ort dramatisch verschlechtert.
Die Zahlen sprechen für sich: Die Verkaufsmenge der Scherdel-Biere hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten halbiert. Die Hofer Brauerei musste starke Umsatzeinbußen hinnehmen, gleichzeitig stiegen die Kosten.
Erhöhte Kosten machen den Betrieb unmöglich
Angesichts gestiegener Preise für Rohstoffe, Energie und Personal sowie anstehender Investitionen sah sich die Kulmbacher Gruppe zum Handeln gezwungen. „Wir haben verschiedene Optionen für den Standort geprüft. Ein wirtschaftlicher Betrieb in Hof ist jedoch nicht mehr möglich“, betonte Lehmann.
Die Kulmbacher Gruppe übernahm die Brauerei Scherdel im Jahr 2003 nach der Insolvenz der Privatbrauerei Scherdel. Seitdem kämpft das Unternehmen darum, den Standort profitabel zu halten.
In Sachsen wird weiterhin Scherdelbier gebraut
Trotz der Schließung wird die Traditionsmarke nicht verschwinden. Die Scherdel-Biere hätten eine fast 200-jährige Tradition, sagte Lehmann. Sie würden daher auch nach der Schließung der Brauerei weiter gebraut – allerdings am Kulmbacher Standort in Neuensalz im sächsischen Vogtlandkreis.
Von der geplanten Schließung sind 35 Mitarbeiter betroffen. Das Unternehmen kündigte an, Arbeitsplätze an weiteren Kulmbacher-Standorten anzubieten.
(Übrigens: Unser Bayern-Newsletter informiert Sie täglich über alle wichtigen Geschichten aus Bayern. Melden Sie sich jetzt nach einer kurzen Registrierung mit unserem Medien-Login USER.ID an.)
Ungewisse Zukunft für das legendäre Schlappenbier – Brauereien in ganz Deutschland stehen unter Druck
Besonders bekannt ist die Marke Scherdel in Hof und weit darüber hinaus für das traditionelle Schlappenbier. Dieses besondere Bier gibt es nur rund um den Hofer Schlappentag – eines der ältesten Schützen- und Handwerksfeste Deutschlands. Es war zunächst unklar, wie es mit dem Scherdel-Schlappen-Bier weitergehen würde.
Die Schließung in Hof ist kein Einzelfall. Der Bierkonsum ist in Deutschland seit Jahren rückläufig. Gleichzeitig steigen die Rohstoffpreise kontinuierlich. Dies setzt viele Brauereien unter enormen wirtschaftlichen Druck und zwingt sie zu schwierigen Entscheidungen. (Quelle: dpa), (fhz)