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Frankfurt Über den neuen Namen und das neue Outfit der Lufthansa-Tochter Eurowings Discover wurde in den letzten Wochen viel spekuliert. Lufthansa sorgte am Dienstagmorgen für Klarheit: Das Ferienflugunternehmen heißt künftig Discover Airlines – „Eurowings“ wurde damit aus dem Namen gestrichen. Ein Streifendesign soll das Leitwerk der Jets zieren – mit mehreren Blautönen und etwas Gelb.
„Wir arbeiten intensiv an unserer Positionierung als Ferienflieger in Deutschland an den Flughäfen Frankfurt und München“, sagte Bernd Bauer, Vorstandsvorsitzender der Fluggesellschaft, am Dienstag am Frankfurter Flughafen. Dabei soll nicht nur ein neues Design helfen, sondern auch eine größere Flotte. Im Jahr 2024 kämen sechs Flugzeuge hinzu, darunter ein Langstreckenjet, so Bauer weiter. „Wir werden auch nach München gehen und dort fünf Mittelstreckenflugzeuge stationieren.“ Auch ein Langstreckenjet ist in Planung.
Denn mit Discover plant das Lufthansa-Management Großes. Und fordert damit zunehmend einen anderen deutschen Ferienflieger heraus: Condor – früher eine Lufthansa-Tochter. Discover ist noch kleiner. Mit den neuen Jets verfügt der Lufthansa-Ableger über eine Flotte von 28 Flugzeugen, davon 13 für die Langstrecke. Condor betreibt über 50 Flugzeuge, davon 18 Langstreckenjets, die durch moderne A330neos ersetzt werden. Darüber hinaus könnten fünf weitere Langstreckenflugzeuge bestellt werden, denen der Aufsichtsrat bereits zugestimmt hat.
„Da ist genug Platz für zwei“, ist Discover-Chef Bauer überzeugt. Das Miteinander auf der Langstrecke klappt bislang bereits gut. Doch die Angebote von Discover und Condor überschneiden sich stark. Im aktuellen Sommerflugplan bietet die Lufthansa-Tochter 28 der 70 Ziele des Konkurrenten an. Auf der Mittelstrecke sind es sogar rund die Hälfte der Verbindungen.
Das Condor-Management wirft dem mitten in der Pandemie gegründeten Konkurrenten daher schlechte Absichten vor. „Lufthansa betreibt offensichtlich einen Verdrängungswettbewerb“, beklagte Condor-Chef Ralf Teckentrup vor einiger Zeit gegenüber dem Handelsblatt. Ein gutes Beispiel ist die Verbindung zwischen Frankfurt und Anchorage. Über 20 Jahre lang war Condor die einzige Fluggesellschaft aus Europa, die diese Route anbot. Jetzt mit Discover auch dorthin fliegen. „Deshalb fliegen jetzt nicht mehr Menschen dorthin“, sagt Teckentrup: „Das Ergebnis ist eine für beide unbefriedigende wirtschaftliche Situation.“
Entdecken Sie die Vorteile des großen Lufthansa-Konzerns
Discover hat einen Vorteil: Die Airline kann auf das Lufthansa-Netzwerk zugreifen. Das ist wichtig, um die Langstreckenflugzeuge zu füllen. Mit Discover bringen die anderen Fluggesellschaften der Gruppe die Passagiere nach Frankfurt und künftig auch nach München, wo sie dann in die Discover-Jets einsteigen.
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Condor hingegen verfügt über keine eigenen Futterstellen. Es würde auch wirtschaftlich keinen Sinn machen, sie zu bauen. Auch der Ferienflieger nutzt das Lufthansa-Netz, musste sich dieses aber erkämpfen. Im Jahr 2021 kündigte Lufthansa eine Vereinbarung, die bestimmte Kontingente zu Festpreisen regelte – mit Blick auf die Pläne mit Discover.
Das Bundeskartellamt musste eingreifen und entschied, dass dieser Schritt wettbewerbswidrig sei. Condor kann daher vorerst weiterhin auf Lufthansa-Zubringer setzen. Gegen die Kartellamtsentscheidung hat der Konzern jedoch Beschwerde beim Oberlandesgericht Düsseldorf eingelegt. Eine Entscheidung in diesem Verfahren steht noch aus.
Discover hat noch einen weiteren Vorteil: Der Ferienflieger kann auf das Partnernetzwerk der Lufthansa zugreifen. Das Unternehmen hat kürzlich ein sogenanntes Codeshare-Abkommen mit United Airlines unterzeichnet. Das heißt: Auf vielen Strecken tragen die Flüge sowohl eine Flugnummer von Discover als auch von United. Wenn Sie beispielsweise mit Discover in die USA fliegen, haben Sie bessere Möglichkeiten, auf Flüge von United Airlines umzusteigen.
Mit dem neuen „Outfit“ und dem neuen Namen will die Ferienflugtochter der Lufthansa unabhängiger werden und sich klarer von Eurowings abgrenzen.
(Foto: Lufthansa)
Damit ist Discover eng mit dem großen Joint Venture zwischen Lufthansa, United Airlines und Air Canada verbunden, obwohl es dort kein offizielles Mitglied ist. Kunden können mit einer Buchung so viele weitere Ziele ansteuern. Und sie nehmen am Meilenprogramm von United teil.
Condor verfügt außerdem über ein Netzwerk an Partnerfluggesellschaften. Hierzu zählen beispielsweise Air Belgium, Sundair oder Bulgaria. Auch von kleineren Flughäfen wie Stuttgart, Bremen, Dresden oder Nürnberg kann das Unternehmen zahlreiche Flüge anbieten. Doch mit dem Konkurrenten Discover kann dieses Netzwerk nicht mithalten.
Der Vorteil von Condor: Das Team verfügt über deutlich längere und größere Erfahrung im Verkauf von Sitzplatzkontingenten an Reiseveranstalter. Dies ist wichtig, da ein Großteil der Tickets über diesen Kanal verkauft wird. Auch Discover-Chef Bauer betont, dass man nun „tolle Partner in der Reisebranche“ habe. Doch viele Reiseveranstalter wünschen sich eine Alternative zur großen und mächtigen Lufthansa. Das spielt Condor in die Hände.
Inwieweit Discover einen Condor tatsächlich von bestimmten Routen verdrängen wird, ist eine offene Frage. Mit neuen Flugzeugen und einer neuen Kabine gilt das Unternehmen als durchaus konkurrenzfähig. Darüber hinaus hat das Management als Reaktion auf den Lufthansa-Rivalen seine eigene Strategie angepasst. Mittlerweile fliegt Condor auch Ziele wie New York an, die bei Geschäftskunden stärker nachgefragt werden.
Der Aviation-Manager will mit dem Ferienflugunternehmen in den kommenden Jahren stark wachsen – auch in München.
(Foto: Lufthansa)
Discover hingegen setzt auf zusätzliche Annehmlichkeiten. Premium-Kunden sollen Zugang zu den Lufthansa-Lounges haben. Und auch am Thema Catering an Bord werde gearbeitet, sagte Bauer. Der Service wird sukzessive verbessert. Beispielsweise mussten Passagiere der Economy Class anfangs die Decke für die Nacht kaufen. Diese sind ab sofort kostenlos erhältlich.
Der Wettbewerb wird also weitergehen. Und ab Februar nächsten Jahres tritt ein erfahrener Lufthansa-Mitarbeiter gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber an. Dann übernimmt Peter Gerber, zuletzt Chef der Lufthansa-Tochter Brussels Airlines, die Nachfolge von Teckentrup.
Für Discover und Condor dürfte das Marktumfeld bis dahin allerdings deutlich schwieriger werden. „Wir sehen derzeit den Höhepunkt“, sagte Bauer. Die Nachfrage im Reiseverkehr wird abflachen, gleichzeitig werden mehr Kapazitäten auf den Markt kommen.
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