Madrid. Reisen hinterlassen Spuren, auch bei der Polizei. Die Regeln für die Anmeldung in einem Hotel in Spanien sind seit 1959 im Wesentlichen unverändert geblieben: Was die Behörden vom Reisenden wissen wollen, sind Name, Geschlecht, Geburtsdatum, Pass- oder Ausweisdaten und das Datum der ersten Übernachtung. Die spanische Regierung ist der Ansicht, dass dies nicht mehr ausreicht.
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Vor drei Jahren erließ sie ein königliches Dekret, das im Namen des Kampfes gegen Terror und organisierte Kriminalität Hotelgäste (und Automieter) ein wenig gläserner macht: Nun müssen sie auch ihre Wohn- und E-Mailadressen, Telefonnummern und vor allem sämtliche Zahlungsdaten preisgeben. Die Reise- und Hotelverbände sind verzweifelt: Sie halten die neuen Regeln für „unverhältnismäßig und unnötig“ und befürchten Chaos bei ihrer Umsetzung.
Das Dekret mit dem harmlosen Namen „Königliches Dekret 933/2021“ vom 26. Oktober, das die Melde- und Informationspflichten natürlicher oder juristischer Personen festlegt, die Beherbergungs- und Kraftfahrzeugvermietungstätigkeiten durchführen, betrifft die Reisebranche stärker als viele Reisende. Wer an Online-Zahlungen gewöhnt ist, hat kaum Unbehagensgefühle, wenn es um die eigenen Daten geht. Ein kleines Gebet: Hoffentlich geraten sie nicht in die falschen Hände. Dass sie bei der Polizei landen, ist in Ordnung, solange wir nicht in einem Polizeistaat leben.
Hoteliers, Ferienhausbesitzer und Autovermieter sehen das anders: Sie müssen die Daten ihrer Kunden sammeln und an die Polizei weitergeben, was komplizierter ist, als es klingt. Deshalb ist der Erlass von 2021 bislang nicht in Kraft getreten. Die Umsetzung wurde immer weiter hinausgezögert. Nun soll es am 1. Oktober passieren. Es sei denn, die Hoteliers und ihre Beschwerden werden vom Innenminister gehört.
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Neue Regel könnte zu Mehrarbeit in Unternehmen führen
Die spanische Fachzeitschrift Hosteltur Die Reise- und Reisebüro-Agentur ECTAA berichtete am Mittwoch von einem gemeinsamen Protestbrief von fünf Reiseverbänden, darunter der Vereinigung der europäischen Reisebüros und Reiseveranstalter (ECTAA), in dem sie die „unnötige“ Reform beklagten und einen „unverhältnismäßigen Verwaltungsaufwand“ für ihre Mitglieder sahen. Manche Arbeit werde sich verdoppeln, weil viele Kunden ihr Zimmer, Apartment oder Auto über Reiseveranstalter buchen und nun vor Ort die Details ihrer längst vergangenen Zahlung herauskramen müssen. Das koste an der Rezeption Zeit und Nerven. „Die Unternehmen, vor allem die Kleinstunternehmen, werden den vorgeschlagenen Verpflichtungen nicht nachkommen können.“
Die ECTAA bemängelte in ihrer eigenen Analyse zudem den „vagen, unklaren und potenziell weitreichenden Zweck der Datensammlung“, der nach dem Wortlaut des Dekrets über den Kampf gegen Terrorismus und organisierte Kriminalität hinausgehen könne. Damit wird die Verhältnismäßigkeit des königlichen Dekrets noch stärker in Frage gestellt. So schnell werden die Reiseverbände nicht aufgeben. Ob die spanische Regierung ihre Meinung ändert, ist nicht absehbar.