(Motorsport-Total.com) – Rund vier Jahre nach dem höchst umstrittenen Saisonfinale 2021 in Abu Dhabi griff Mercedes-Teamchef Toto Wolff das Thema erneut auf und fand ungewöhnlich klare Worte für den damaligen Rennleiter Michael Masi.
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Das umstrittene Finale von 2021 hat noch Nachwirkungen
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Im Rahmen einer Buchpräsentation seiner Frau Susie Wolff („Driven“) erinnerte der Österreicher an den dramatischen Titelkampf zwischen Lewis Hamilton und Max Verstappen. „Ich habe seit meiner Kindheit nicht mehr erlebt, dass ich die Kontrolle über eine Situation verloren habe“, sagt Wolff. „Es gab einen Verrückten, der den Rekord des größten Champions aller Zeiten im Wesentlichen zerstören konnte.“
An dieser Stelle verwendet Wolff nicht das englische Wort „crazy“, wie man meinen könnte, sondern das viel stärkere „lunatic“, das im Deutschen auch mit „geistig gestört“ übersetzt werden kann.
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Michael Masi war bis Ende 2021 Formel-1-Rennleiter Zoom
Auch Susie Wolff war von den damaligen Ereignissen noch bewegt: „Es war einfach Unglaube. Dass die Entscheidung eines Einzelnen, die Regeln so zu interpretieren, wie sie noch nie zuvor angewendet wurden, zu einem solchen Ergebnis führen konnte – das hat mich lange beschäftigt.“
Das Finale der Formel-1-Saison 2021 gilt immer noch als eine der größten Überraschungen in der Grand-Prix-Geschichte. Im Zusammenhang mit diesem Rennen werden oft die Worte Betrug und Skandal verwendet. Hamilton beschrieb das Finale als vom Cockpit aus manipuliert.
Nach einem Unfall von Nicholas Latifi wurde in den letzten Runden das Safety-Car auf die Strecke geschickt. Hamilton führte das Rennen an, Verstappen lag direkt dahinter, obwohl nach einem Boxenstopp für frische Reifen mehrere überrundete Autos zwischen ihm und dem Briten lagen.
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Toto Wolff: Die Wunde von Abu Dhabi 2021 wird niemals heilen Zoom
Um eine Zielankunft unter Grün zu ermöglichen, entschied sich Masi, nur die überrundeten Autos zwischen den beiden Titelanwärtern zu überrunden – ein Vorgehen, das in dieser Form nicht dem üblichen Procedere entsprach. Verstappen nutzte mit frischen Reifen die Gelegenheit und überholte Hamilton in der letzten Runde.
Der Niederländer sicherte sich seinen ersten Weltmeistertitel, während Hamilton und Mercedes geschockt reagierten. Die FIA sprach später von „menschlichem Versagen“, stellte aber klar, dass Masi „in gutem Glauben“ gehandelt habe. Die Ergebnisse des Rennens und der Weltmeisterschaft blieben bestehen.
„Die Ermittlung der überrundeten Autos erfolgte bis dahin manuell“, heißt es in einem Bericht des Weltverbandes. „Menschliches Versagen führte dazu, dass nicht alle Fahrzeuge überholen durften. Der Rennleiter handelte in gutem Glauben und unter großem Zeitdruck.“
Masi wurde im folgenden Jahr von seiner Position abgelöst. Für Wolff ist das Kapitel noch immer nicht abgeschlossen: Der Österreicher spricht offen darüber, dass ihn die Geschehnisse in Abu Dhabi 2021 auch heute noch emotional beschäftigen.
