![Tote und Verletzte nach Pager-Explosionen – Hisbollah-Mitglieder unter den Opfern Tote und Verletzte nach Pager-Explosionen – Hisbollah-Mitglieder unter den Opfern](https://i3.wp.com/www.kn-online.de/resizer/v2/SZUNSTPPAVD65HHYHD2ATL475M.jpeg?auth=2de4970974c76e58cada8fe86f159055075f2df80b8ce73250d05fc7f95eff07&quality=70&width=1200&height=630&smart=true&w=1024&resize=1024,0&ssl=1)
Beirut. Der Konflikt zwischen Israel und der schiitischen Hisbollah-Miliz eskaliert weiter: Bei mutmaßlich koordinierten Explosionen Hunderter tragbarer Radioempfänger wurden im Libanon rund 2.750 Menschen verletzt und 8 Menschen getötet. Der Zustand von rund 200 Verletzten sei kritisch, sagte Libanes Gesundheitsminister Firas Abiad in der Hauptstadt Beirut. Die Hisbollah machte Israel für die Explosionen der sogenannten Pager verantwortlich und kündigte auf Telegram Vergeltung für die „sündhafte Aggression“ an.
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Unter den Verletzten sollen sich zahlreiche Hisbollah-Kämpfer befunden haben, darunter auch Angehörige der Elitetruppe Radwan. Auch hochrangige Hisbollah-Funktionäre sollen verletzt worden sein, bestätigte eine der Miliz nahestehende Quelle. Die Organisation erklärte, sie untersuche die Gründe für die gleichzeitigen Explosionen.
Es gab Spekulationen, Israel könnte die Sprengsätze gezielt gezündet haben, um Hisbollah-Kämpfer anzugreifen. Israels Armee äußerte sich zunächst nicht zu den Vorfällen. Der israelische Sender Kan berichtete, Militär und Verteidigungsministerium gingen davon aus, dass die Hisbollah mit militärischen Maßnahmen gegen Israel reagieren werde. Im Militärhauptquartier in Tel Aviv finden derzeit entsprechende Gespräche statt.
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Das „Wall Street Journal“ berichtete, die Pager stammten aus einer Lieferung, die die Hisbollah kürzlich erhalten habe. Hunderte Kämpfer verfügten über derartige Geräte, berichtete die Zeitung unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten Hisbollah-Vertreter. Er vermute, dass die Geräte mit Schadsoftware infiziert seien, die sie überhitzen und explodieren lasse. Experten in israelischen Medien gingen davon aus, dass die Pager ein sehr wichtiges Kommunikationssystem der Miliz seien.
Panik auf den Straßen
Videos von Überwachungskameras im Libanon zeigten etwa kleine Explosionen in Supermärkten. Einige Menschen lagen danach auf dem Boden. Laut lokalen Medien ereigneten sich die Explosionen in den südlichen Vororten Beiruts, wo die Hisbollah besonders stark ist, sowie im Süden des Landes.
Augenzeugen berichteten von Panik in den Straßen Beiruts. Zahlreiche Krankenwagen waren im Einsatz. Das Gesundheitsministerium rief alle Krankenhäuser zur Alarmbereitschaft auf und rief die Bürger dazu auf, Blut zu spenden.
Auch der iranische Botschafter im Libanon, Mojtaba Amani, wurde Berichten zufolge verletzt, als ein Pager explodierte. Der Pager gehörte einem Leibwächter, berichtete die iranische Nachrichtenagentur Tasnim. Die Hisbollah ist der wichtigste nichtstaatliche Verbündete der Islamischen Republik Iran.
Auch in Syrien soll es zu ähnlichen Vorfällen gekommen sein. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigte, dass mehrere Hisbollah-Mitglieder durch explodierende Kommunikationsgeräte nahe der Hauptstadt Damaskus verletzt worden seien. Syrische Sicherheitsquellen erklärten, in einem Auto in der Hauptstadt Damaskus sei unter anderem ein Pager explodiert.
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Israel spricht von der Notwendigkeit eines militärischen Vorgehens im Libanon
Nach fast einem Jahr anhaltender Kämpfe zwischen Israel und der Hisbollah mehrten sich zuletzt die Anzeichen, dass der Konflikt zu einem offenen Krieg eskalieren könnte. Die Rückkehr israelischer Flüchtlinge in ihre Häuser im Norden des Landes ist mittlerweile eines der erklärten Kriegsziele Israels – neben der Befreiung der Geiseln aus dem Gazastreifen und der Zerschlagung der Hamas.
Der einzige Weg, dies zu erreichen, sei „ein militärisches Vorgehen“, sagte Israels Verteidigungsminister Joav Galant am Montag nach Angaben seines Büros bei einem Treffen mit dem US-Vermittler Amos Hochstein. Die Möglichkeit einer diplomatischen Lösung des Konflikts mit der Hisbollah rücke immer weiter in die Ferne, weil die Miliz ihr Schicksal mit der Hamas im Gazastreifen verknüpft habe und sich weigere, den Konflikt zu beenden, sagte er.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor knapp einem Jahr kommt es in der Grenzregion fast täglich zu Konfrontationen zwischen der Hisbollah und dem israelischen Militär. Auf beiden Seiten hat es durch den Beschuss Tote gegeben – die meisten von ihnen waren Hisbollah-Mitglieder. Erst am Dienstag wurden nach israelischen Angaben drei Hisbollah-Kämpfer bei einem Angriff auf eine Stadt im Südlibanon getötet.
RND/dpa