AUDIO: Thyssenkrupp-Tochter TKMS geht erfolgreich an die Börse (4 Min.)
Stand: 20. Oktober 2025 19:27 Uhr
Erster Börsentag für TKMS – und die hohe Nachfrage lässt den Preis rasant steigen. Was der Börsengang für das Unternehmen und die Mitarbeiter in Kiel und Wismar bedeutet.
Die Verantwortlichen von TKMS hatten für den Börsengang darauf verzichtet, übergroße Bilder von U-Booten oder Korvetten zu verwenden. Doch Bilder von rauer See machten deutlich, wer sich auf die Tanzfläche traut: Die Küste ist da! Die ehemalige Marinesparte des Stahlkonzerns ThyssenKrupp überraschte heute Morgen alle Experten.
Erfolgreicher Börsengang von TKMS
Es handelte sich nicht um einen normalen Börsengang, bei dem ein Unternehmen im Vorfeld um die Gunst der Investoren buhlt, sondern um eine Abspaltung. TKMS wurde aus dem ThyssenKrupp-Konzern ausgegründet. Für jeweils 20 Aktien der Muttergesellschaft erhielten die Aktionäre eine TKMS-Aktie. Spannend wurde es am Vormittag, als der sogenannte Hauptpreis ermittelt wurde. Erst dann zeigte sich, welchen Wert die Schiffbauer an der Börse hatten. Und das hat Zeit gekostet.
TKMS-Aktien fordern Sicherheitssysteme heraus
Die traditionelle Bekanntgabe des Preises musste mehrfach verschoben werden. Börsenmitarbeiter, die das Geschehen auf der Handelsgalerie beobachteten, begannen zu grinsen. Die Sicherheitssysteme der Deutschen Börse griffen ein und setzten die Versteigerung der Aktie wiederholt aus. Der Grund: Die Nachfrage war so groß, dass der Wert der Aktie zu schnell stieg – zeitweise notierte sie bei über 100 Euro. Ein ungewöhnlich hoher Kurssprung für die Börsenautomaten. Zu hoch. Daher die Notbremse. Dann endlich das Ergebnis: „TKMS-Aktie, erster Preis, 60 Eu…“ Der Rest ging im lauten Jubel unter.
Nach einem Start von 60 Euro erreichte die Aktie ihren Höchststand bei 107 Euro. Anschließend gingen sie mit 81,10 Euro aus dem Handel.
Neuer Waffenhersteller mit viel Potenzial
Durch die Abspaltung wird TKMS künftig unabhängiger – durch den Einstieg ins Börsenparkett wird es flexibler. Mit neuen Investoren an Bord kann die Gruppe wachsen. TKMS-Chef Oliver Burkhard erklärte in seiner Rede vor Ort, dass nun Geld für Zukäufe vorhanden sei. Mittlerweile ist auch eine Zusammenarbeit mit der Marinesparte der Lürssen-Werft im Gespräch. Mittlerweile gehört es dem Rüstungskonzern Rheinmetall. Der bisherige Mutterkonzern ThyssenKrupp hatte solche Anfragen immer abgewiesen – TKMS ist deutlich offener und kann sich auch eine Zusammenarbeit mit anderen europäischen Unternehmen vorstellen. Branchenexperten gehen sogar davon aus, dass es zu weiteren Fusionen kommen könnte. Ein hoher eigener Aktienkurs ist eine starke Basis für TKMS.
Engagement für Standorte und Arbeitsplätze
Die vollen Auftragsbücher des Schiffsbauers werden das Unternehmen bis in die 2040er Jahre beschäftigen. Für die TKMS-Standorte und Mitarbeiter bedeutet das: Es wird mehr statt weniger benötigt. Konzernchef Burkhard hat sich beim Börsengang klar dazu bekannt. „Unsere Arbeitsplätze gehören zu den sichersten an der Küste“, sagte er in einem Interview mit der ARD-Finanzredaktion.
Für den TKMS-Chef ist diese Sicherheit für die Mitarbeiter auch ein persönliches Gut. Zuvor war er Bezirksleiter der IG Metall. Unmittelbar nach dem Börsengang saß der Mann an der Spitze bereits im Flieger nach Kanada – um einen neuen Auftrag für weitere U-Boote an Land zu ziehen, der Arbeitsplätze in den Kieler und Wismarer Werften für die nächsten Jahre sichern sollte.