Mangelnde Durchlässigkeit
Der TK-Chef ist privatversichert – und übt scharfe Kritik am Zwei-Klassen-System
Berlin. Der Chef von Deutschlands größter Krankenkasse, der Techniker Krankenkasse (TK), ist privat versichert. „Von der klassischen Situation, die wahrscheinlich bei vielen anderen so ist: Als junger Arzt kommt irgendwann ein Vertreter und sagt: ‚Schau mal, das ist viel günstiger‘, und einen schönen Anatomieatlas gibt es auch noch“, sagte Jens Baas im Interview mit „Bild am Sonntag“. Da er keine Ahnung von Gesundheitssystemen hatte, stimmte er zu – „und seitdem bin ich in dem System gefangen.“
Lesen Sie danach mehr Werbung
Lesen Sie danach mehr Werbung
Der Vorstandsvorsitzende betonte: „Eines der Probleme, die wir haben: Ich bin Vorstandsmitglied der größten Krankenkasse Deutschlands, kann aber nicht in meine eigene Krankenkasse einsteigen, weil es keine Durchlässigkeit von einem System zum anderen gibt.“
Krankenkassen: Stellen Sie die Systemfrage
Baas sagte, er halte es für eine „deutliche Ungerechtigkeit“, wenn TK-Versicherte, insbesondere Gutverdiener, häufig mehr zahlen als in der PKV, dann aber keine Facharzttermine erhalten. „Der Großteil der Gesundheitsausgaben in Deutschland wird von den gesetzlich Krankenversicherten getragen. Es kann nicht sein, dass unsere Versicherten später Zugang zu einem Facharzt haben. Früher oder später müssen wir uns die Frage nach dem System stellen.“
Lesen Sie danach mehr Werbung
Lesen Sie danach mehr Werbung
Mit Blick auf die Debatte um eine Beitragserhöhung der Versicherten sagte Baas: „Wir sind jetzt auf einem Niveau, das sich deutlich der 20-Prozent-Marke nähert. Das ist eigentlich die Schmerzgrenze.“ Auf die Frage, wann er erwarte, dass die Beiträge zum Fonds 20 Prozent erreichen würden, antwortete er, dass dies am Ende des Jahrzehnts der Fall sein würde, wenn nichts passierte.
RND/KNA