Mehr als 100 Kulturschaffende und Autoren haben in
einem offenen Brief deutliche Kritik an der Neubesetzung der Kultursendung ttt – titel, thesen, temperamente mit Moderator Thilo Mischke geübt. Sie seien „bestürzt über diese Personalentscheidung der ARD“, heißt es in einem Schreiben an die zuständige Programmdirektion der ARD, das der Tagesspiegel veröffentlicht hat. Eine Zusammenarbeit mit Mischke schließen die Unterzeichner darin aus.
Auslöser sind Sexismus- und Rassismus-Vorwürfe gegen Mischke. Diese drehen sich im Wesentlichen um sein Buch In 80 Frauen um die Welt aus dem Jahr 2010. Nachdem bekannt geworden war, dass Mischke die Nachfolge von ttt-Moderator Max Moor antreten soll, wurden Zweifel an der Neubesetzung laut. Im Podcast Feminist Shelf Control wurden etliche Passagen aus Mischkes Buch als
„sexistisch, misogyn, rassistisch, ableistisch und auch homophob“
bezeichnet. Auch in Artikeln von Süddeutscher Zeitung, Frankfurter Allgemeiner Zeitung und tageszeitung gab es heftige Kritik.
Die ARD hält dennoch an Mischke als Moderator fest. Dieser habe sich seit der Veröffentlichung „intensiv und selbstkritisch
mit Vorwürfen zu Sexismus und rassistischer Sprache“ auseinandergesetzt, teilte die Pressestelle der ARD mit. Mischke äußerte sich bislang nicht zu den Vorwürfen.
„Nicht ausreichend distanziert“
In dem offenen Brief an die Programmdirektion heißt es nun, Mischke habe sich – „entgegen der Behauptung der ARD – bis jetzt nicht
kritisch mit seinem Werk auseinandergesetzt und sich nicht ausreichend
distanziert“. Auch nach der Veröffentlichung habe sich Mischke „mehrfach öffentlich
sexistisch und rassistisch geäußert“.
Die ARD habe sich verpflichtet, aktiv gegen Sexismus vorzugehen, heißt es in dem Schreiben. Die Autoren verweisen auf die Erklärung „Gemeinsam gegen Sexismus und sexuelle Belästigung“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die die ARD im Jahr 2022 unterzeichnete. Vor diesem Hintergrund fordern die Kulturschaffenden und Autorinnen: „Wir sind der Meinung, dass die ARD sich dieser Verpflichtung auch in der Personalpolitik stellen muss.“
Zu den Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern gehören unter anderem Margarete Stokowski, Saša Stanišić, Teresa Bücker, Till Raether und Hengameh Yaghoobifarah.
Thilo Mischke war von 2016 bis 2022 auch ZEIT-Autor.