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Thüringens Innenminister erhebt schwere Vorwürfe

Georg Maier (SPD) verdächtigt die AfD, dem Kreml Informationen über die Energieversorgung, das Gesundheitswesen oder die Bundeswehr zu liefern.


Aktualisiert

Georg Maier, Innenminister in Thüringen, erhebt schwere Vorwürfe gegen die AfD.

Karina Hessland-Wissel / Imago

Die Vorwürfe sind schwerwiegend: Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) verdächtigt die AfD, Informationen über die kritische Infrastruktur Deutschlands für den Kreml zu sammeln. „Seit einiger Zeit beobachten wir mit zunehmender Sorge, dass die AfD das parlamentarische Fragerecht missbraucht, um gezielt unsere kritische Infrastruktur zu untersuchen“, sagte Maier am Mittwoch dem „Handelsblatt“.

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Maier begründet seinen Verdacht mit Fragen, die die rechtsextreme Partei dem Landtag vorgelegt hat. Es sind 47 an der Zahl, mit „zunehmender Intensität und Detailtiefe“. Die Fragen betreffen beispielsweise Energie- und Wasserversorgung, digitale Infrastruktur, Bundeswehr, Gesundheitswesen und Verkehr.

AfD bestreitet Vorwürfe

Ähnliche Anträge der AfD gebe es auch auf Bundesebene, sagte Maier. Man hat den Eindruck, dass die AfD mit ihren Forderungen eine Auftragsliste des Kremls abarbeitet.

Es ist üblich, dass Parteien das Fragerecht nutzen, um Informationen einzuholen. Innenminister Maier stört sich an der Art und Tiefe der Fragen. Im Juni reichte die AfD-Bundestagsfraktion eine Anfrage mit 52 Fragen zu den Drohnenfähigkeiten der Bundeswehr ein.

Der Vorsitzende des Geheimdienstkontrollausschusses im Bundestag, Marc Henrichmann (CDU), und sein Stellvertreter, Konstantin von Notz (Grüne), teilen Maiers Meinung. „Russland nutzt natürlich seinen offensichtlichen Einfluss im Parlament, insbesondere in der AfD, aus, um sensible Informationen auszuspionieren und abzugreifen“, sagte Henrichmann dem „Handelsblatt“. Die AfD sei ein Sprachrohr der Diktatoren der Welt und trage ihre Narrative in den öffentlichen Diskurs und in die Parlamente, sagte von Notz.

Die AfD weist die Kritik zurück. „Das parlamentarische Fragerecht ist ein Grundpfeiler demokratischer Kontrolle. „Es dient der Transparenz, Aufklärung und der Wahrnehmung von Verantwortung gegenüber den Bürgern – auch wenn die Antworten unbequem sind“, heißt es in einer Stellungnahme der Partei. Denn der Innenminister selbst habe erst vor wenigen Tagen gesagt, die Thüringer Polizei sei nicht ausreichend auf die Abwehr von Drohnen vorbereitet.

Der Landessprecher der Thüringer AfD, Stefan Möller, äußerte sich dazu

Björn Höcke, Fraktionsvorsitzender der AfD Thüringen, schreibt weiter: In seinem Beitrag fordert Höcke Ministerpräsident Mario Voigt auf, Maier zu entlassen, „um weiteren Schaden vom Freistaat Thüringen abzuwenden.“

Die Vorliebe der AfD für autoritäre Regime

Sowohl rechte als auch linkspopulistische Parteien hegen Sympathien für autoritäre Regime. Das hängt auch mit dem ausgeprägten Antiamerikanismus der politischen Parteien zusammen. Wie wohlgesonnen AfD und Kreml sind, lässt sich daran erkennen, dass einige Mitglieder der rechtsextremen Partei Wahlbeobachter bei der letzten Präsidentschaftswahl in Russland waren. Davon distanzierte sich die Bundespartei.

Auch führende Politiker der AfD zeigten immer wieder Nähe zu Russland. Vor zwei Jahren, am 9. Mai, nahm AfD-Chef Tino Chrupalla an einem Empfang in der russischen Botschaft in Berlin zum Jahrestag des Sieges über Nazi-Deutschland teil. Und nun plant auch der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der AfD im Bundestag, Markus Frohnmaier, eine Reise nach Moskau.

Kurz nach dem russischen Angriff auf die Ukraine im Mai 2022 nahm der AfD-Bundestagsabgeordnete Stefan Keuter an einer Diskussion mit dem Titel „Wirtschaft gegen Sanktionen“ teil. Im Jahr 2023 berichtete der „Spiegel“ außerdem, dass Keuter im Auftrag des chinesischen Geheimdienstes im Frühjahr 2021 eine Anfrage an die Bundesregierung gerichtet habe. Pikant: In seiner Anfrage diskreditierte Keuter die Hongkonger Demokratiebewegung als gewalttätig und stellte die Aufnahme von Flüchtlingsaktivisten in Frage. Dieser Zusammenhang mit China konnte jedoch nicht nachgewiesen werden.

Neues AfD-Verbot geplant

Die neuen Vorwürfe gegen die AfD stehen vor dem Hintergrund eines neuen Verbotsversuchs der AfD. Mehrere Bundestagsabgeordnete verschiedener Parteien wollen eine entsprechende Initiative in den Bundestag einbringen. Ein erster Versuch scheiterte aufgrund der vorgezogenen Neuwahlen. Zunächst müssten Beweise gesammelt werden, um die Erfolgsaussichten eines solchen Antrags zu prüfen, sagte SPD-Politikerin Carmen Wegge der „Rheinischen Post“. Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe entscheidet über einen Antrag auf Verbot der AfD.

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