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Thilo Mischke: „Ich wollte sterben, um dieser Situation zu entkommen“

Drastische Konsequenz des Shitstorms

Aktualisiert am 10. November 2025, 15:20 Uhr

Der Journalist Thilo Mischke sprach im „Hotel Matze“-Podcast offen über die dramatischen Folgen des Shitstorms, der ihn nach seiner angekündigten „ttt“-Moderation erfasste. Heute fordert er mehr journalistische Sorgfalt in der Berichterstattung.

Journalist und Autor Thilo Mischke (44) sprach im „Hotel Matze“-Podcast offen über die dramatischen Folgen des Shitstorms, der ihn nach seiner angekündigten Moderation von „ttt – titel, themen, temperamente“ erfasste. „Am 26. Dezember habe ich versucht, mich umzubringen“, sagt Mischke. „Ich wollte sterben, um dieser Situation zu entkommen.“

Die öffentliche Aufregung und der Druck hatten ihn zur Verzweiflung gebracht. „Ich muss diese drastischen Worte wählen, damit die Leute es verstehen“, sagt Mischke in einem Interview. „Das Leben ist in diesem Moment vorbei.“ Auch sein Umfeld litt unter der Feindseligkeit gegen ihn. „Meine Mutter ist kaputt. Immer noch“, berichtet Mischke. „Keine Mutter kann es ertragen, ihr geliebtes Kind so leiden zu sehen.“

Mischke betonte in dem Gespräch auch seinen Wertekompass und dass er es kaum ertragen könne, wie die Öffentlichkeit ihn wahrnehme – als „homophoben, behindertenfeindlichen, frauenfeindlichen, gewaltverherrlichenden Mann“. Eine Chance, dieses Bild zu korrigieren, sah er lange Zeit nicht: „Ich war geistig nicht dazu in der Lage.“

Nachdem die ARD ihr Engagement für das Kulturmagazin bekannt gegeben hatte, brach im Netz eine Welle der Empörung aus. Auslöser waren Passagen aus seinem Jahre zuvor erschienenen Buch „Mit 80 Frauen um die Welt“ sowie Aussagen Mischkes in einem Podcast zum Thema Vergewaltigung. Zunächst unterstützte ihn der Sender, doch kurze Zeit später zog die ARD das Angebot zurück. Die Moderation, die für Mischke ein berufliches Highlight hätte sein sollen, wurde ihm entzogen – und der Absturz begann.

„Scheiß“ Buch und selbstkritische Reflexion

Auch Mischke sagt im aktuellen Gespräch, dass er aus den Debatten um sein Buch viel gelernt habe. Heute beschreibt er es als „beschissen“ und „ein Produkt seiner Zeit“. Gerne werde er sich dafür auf ewig entschuldigen „und ich sage Ihnen: Früher war so etwas möglich und ich bin froh, dass es heute nicht mehr möglich ist.“ Auch zu den Aussagen, die er im älteren Podcast gemacht hat, sagt er heute: „Wenn ich das gehört hätte, hätte ich mich wirklich eklig gefunden.“

Thilo Mischke über Shitstorms, Verantwortung und Krisenkommunikation © YouTube

Darüber hinaus fordert Mischke aus eigener Erfahrung die Medien zu mehr journalistischer Sorgfalt auf – er wurde bei der Berichterstattung selten direkt mit Journalisten konfrontiert; Stattdessen wurden Stellungnahmen und Vorwürfe veröffentlicht. „Irgendwann bringt sich jemand um“, warnt er in einem Interview.

Mittlerweile hat sich Mischke wieder stabilisiert und arbeitet weiterhin als Reporter für ProSieben. (mia/spot)

Weitere Informationen:

  • Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person von Suizidgedanken betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefonseelsorge unter 08 00/ 11 10 – 111 (Deutschland), 142 (Österreich), 143 (Schweiz).
  • Übersicht über Hilfsangebote für verschiedene Krisensituationen finden Sie hier

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