Am Wochenende testete Russland die Abkopplung mehrerer Regionen vom globalen Internet. Laut russischsprachigen Medien sollte der Test die Funktionalität eines rein inländischen Netzwerks testen. Das teilte die russische Zensurbehörde Roskomnadzor mit. Dabei handelt es sich um jährliche Tests, die darauf abzielen, die Ersatzinfrastruktur auf den Prüfstand zu stellen. Medienberichten zufolge waren die Regionen Dagestan, Tschetschenien und Inguschetien betroffen.
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Durch die Entkopplung, die am 6. und 7. Dezember erfolgte, hatten Nutzer in den betroffenen Regionen keine Möglichkeit mehr, sich mit Messenger-Diensten wie WhatsApp oder Telegram zu verbinden, berichtet der US-Thinktank „Institute for the Study of Was“. unter Berufung auf verschiedene Quellen. Neben ausländischen Websites waren auch einige inländische Websites nicht mehr erreichbar. Selbst mit einem VPN gab es keinen Ausweg aus der Isolation.
Ziel: Eine großartige Firewall?
Hinsichtlich der Auswahl der Regionen gibt es Vermutungen, dass der überwiegend muslimische Bevölkerungsanteil und die politische Instabilität ausschlaggebend für die Testung dort waren. Auch eine Große Firewall nach dem Vorbild Chinas (Projekt Golden Shield) könnte ein innenpolitisches Instrument zur Unruhenbekämpfung darstellen. Pläne für das „Staatsinternet“ werden seit Jahren verfolgt.
Allerdings erklärte die russische Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf staatliche Stellen, die Abkopplung vom sogenannten RuNet diene dazu, „die Verfügbarkeit wichtiger ausländischer und russischer Dienste im Falle einer bewussten Einflussnahme von außen sicherzustellen“. Mit anderen Worten: um das russische Netzwerk funktionsfähig zu halten, wenn es beispielsweise zu einem Cyberangriff von außen kommt.
Anscheinend keine Probleme
Die Übungen waren bereits Mitte November angekündigt worden – allerdings ohne Angaben, wo und wann sie stattfinden sollten. Roskomnadzor (RKN) behauptete in diesem Zusammenhang, dass der Zugang zum globalen Internet für russische Nutzer nicht beeinträchtigt werde. Tatsächlich führt die russische Internet-Zensurbehörde bereits umfangreiche Sperrungen ausländischer Internetangebote durch und begründet dies mit der Missachtung russischer Gesetze. Erst am 7. Dezember wurde bekannt gegeben, dass die Cloud-Plattform Amazon, der deutsche Webhoster Hetzner und die Webhosting-Anbieter GoDaddy, DigitalOcean, HostGator, Ionos und Network Solutions in Russland eingeschränkt werden.
(mki)