Berlin, Dortmund, München: IS-Ableger ruft zu Anschlägen bei EM auf
Das Propagandamagazin „Voice of Khorasan“ nennt in seiner aktuellen Ausgabe drei deutsche Städte als mögliche Angriffsziele. Sicherheitsbehörden berichten von einer „erhöhten Geräuschkulisse“.
DDas IS-Propagandamagazin „Voice of Khorasan“ ruft zu Anschlägen während der Fußball-EM in Deutschland auf. Dabei handelt es sich um die erste konkrete Ankündigung des IS-Ablegers ISPK mit Bezug zur bevorstehenden Europameisterschaft. In der aktuellen Ausgabe des Magazins finden Sie eine ganzseitige Fotomontage zum sportlichen Großereignis im Sommer.
Es zeigt einen Kämpfer in Tarnuniform und Maschinengewehr, der mit dem Rücken zum Betrachter vor einem leeren Fußballstadion steht. Das Bild ist mit den Städtenamen Dortmund, München und Berlin und der Aufforderung beschriftet: „Dann schieße das letzte Tor.“ Diese in die martialische Optik eingebettete Tarnformulierung kann als unverhohlener Aufruf zum Angriff verstanden werden.
Der Herausgeber der „Stimme von Khorasan“, der regionale IS-Ableger ISPK aus Afghanistan, stand lange im Schatten seiner Mutterorganisation in Syrien und im Irak. Doch mittlerweile ist die ISPK eine der am meisten gefürchteten Terrororganisationen der Welt. Der IS-Ableger soll auch für den Anschlag auf ein Konzerthaus in Moskau im März dieses Jahres verantwortlich sein, bei dem mehr als 140 Menschen ums Leben kamen. Bereits Anfang April waren über die Kanäle eines anderen Propagandamediums Terrordrohungen im Hinblick auf die Champions-League-Viertelfinalspiele in Europa verbreitet worden.
Die deutschen Sicherheitsbehörden sprechen von einer erhöhten „Geräuschkulisse“. Die Formulierung kann als Hinweis auf eine erhöhte Angriffsbereitschaft gewertet werden. Es heißt, die ISPK habe bereits Kämpfer nach Deutschland geschickt. In den vergangenen Monaten gab es in Deutschland mehrere Razzien gegen ISPK-Zellen, etwa zu Weihnachten, als die Sicherheitsbehörden einen Anschlag auf den Kölner Dom befürchteten.
Die Ankündigung im IS-Propagandaposten ist nun ein weiteres klares Alarmsignal. CDU-Innenpolitiker Christoph de Vries sagte gegenüber WELT AM SONNTAG: „Das ist eine unverhohlene Anschlagsdrohung.“ Vries sagte aber auch, dass die deutschen Sicherheitsbehörden sehr gut vorbereitet seien und „es einen intensiven internationalen Austausch gebe“. Allerdings ist Deutschland stark auf ausländische Partnerdienste angewiesen. In Deutschland sind die Informationsmöglichkeiten zur Gefahrenabwehr und der Informationsaustausch aufgrund rechtlicher Hürden stark eingeschränkt.
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