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Telefónica erwägt eine Wiederbelebung der Beziehungen zu 1&1

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Dieser Artikel ist auch auf Englisch verfügbar. Es wurde mit technischer Unterstützung übersetzt und vor der Veröffentlichung redaktionell überprüft.

Nach der vorzeitigen Entlassung von CEO Markus Haas von Telefónica Deutschland erwägt der spanische Mutterkonzern eine Wiederbelebung der Beziehungen zu 1&1. Beim Neuaufbau der Beziehungen zwischen den Unternehmen seien sowohl eine engere Zusammenarbeit als auch langfristig sogar eine Übernahme denkbar, wie das Handelsblatt von drei mit der Angelegenheit vertrauten Personen erfuhr. Die Gespräche zwischen den beiden Unternehmen befinden sich noch in einem frühen Stadium und ein Scheitern ist nicht auszuschließen.

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Dem Handelsblatt-Bericht zufolge haben sowohl 1&1 als auch Telefónica Probleme: 1&1 hat Probleme beim Aufbau eines eigenen 5G-Mobilfunknetzes, während Telefónica unter einer geringen Netzauslastung leidet und seine Wachstumsaussichten angesichts der begrenzten Möglichkeiten der eigenen Marke O2 als gering eingeschätzt werden.

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Dem Insiderbericht zufolge ist Telefónica der Meinung, dass es wenig Sinn macht, ohne 1&1 gegen die beiden großen Konkurrenten im deutschen Mobilfunknetz, Vodafone und Deutsche Telekom, anzutreten. 1&1-Chef Ralph Dommermuth hat 2023 eine langjährige Netzpartnerschaft mit Telefónica gekündigt und im August 2024 durch einen neuen Vertrag mit Vodafone ersetzt. Damit werden bis Ende dieses Jahres rund 12 Millionen Mobilfunkkunden auf das Netz von Vodafone wechseln. Der Verlust des Großkunden 1&1 an den Konkurrenten Vodafone wird konkret Haas in die Schuhe geschoben. Dies konnte Telefónica Deutschland bislang trotz neuer Partnerschaften wie etwa mit Freenet nicht kompensieren.

Da Haas durch einen neuen Vorstandsvorsitzenden für Telefónica Deutschland ersetzt wird, könnte eine Einigung mit 1&1 einfacher sein, da das Verhältnis zum United-Internet-Gründer Dommermuth als angespannt gilt. Robert Grindle von der Deutschen Bank schreibt in einer Analyse, dass der bevorstehende Führungswechsel „darauf hindeutet, dass eine Einigung mit 1&1 leichter zu erreichen sein wird“.

Für Analyst James Ratzer von New Street Research ist klar, dass es für Telefónica kaum eine bessere Kapitalverwendung gibt als den Kauf von 1&1. „Aber die entscheidende Frage ist, ob Dommermuth zu einem Deal bereit ist“, sagte Ratzer. Dem Gründer von United Internet geht es um sein eigenes Erbe.

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Nach Berechnungen von Ratzer und seinem Kollegen Ben Rickett macht der Aufbau eines vollwertigen Mobilfunknetzes für 1&1 wirtschaftlich keinen Sinn. Im Juni 2025 verfügte das 1&1-eigene Mobilfunknetz über 1.200 Antennenstandorte; Analysten schätzen, dass der Konzern bis zum Jahr 2031 bis zu 12.500 Standorte in Deutschland betreiben könnte. Diese würden aber nur ausreichen, um etwa die Hälfte des Datentransfers einzusparen. Zum Vergleich: Telefónica verfügt in Deutschland über 28.000 Standorte.

Andere Analysten hielten eine Übernahme von 1&1 durch Telefónica für „realistisch oder sinnvoll“. Ottavio Adorisio von der Investmentbank Bernstein warnt: „1&1 ist derzeit an der Börse hoch bewertet – mit einem Unternehmenswert von rund dem Zehnfachen seines operativen Gewinns (Ebitda: Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) und rund dem 22-fachen seines operativen Free Cashflows für 2026.“ Um den 1&1-Aktionären ein attraktives Angebot zu machen, müsste Telefónica „einen erheblichen Aufschlag zahlen – und würde damit einen Großteil der möglichen Synergien verlieren“, so das Handelsblatt.

Ein Unternehmenssprecher von United Internet wollte sich laut Handelsblatt nicht zu dem Insiderbericht äußern, sagte aber, der Netzwerkaufbau mache Fortschritte. Auch Telefónica und die deutsche Landesgesellschaft lehnten eine Stellungnahme ab.

Von den beiden Netzbetreibern gibt es abgesehen von den Planspielen noch keine offiziellen Informationen. Auch eine Übernahme durch Telefónica wirft kartellrechtliche Fragen auf, da es in Deutschland nur noch drei Netzbetreiber geben wird. 1&1 dürfte es mit möglichen Verhandlungen nur bedingt eilig haben, da der Netzbetreiber mit dem Roaming-Deal mit Vodafone zunächst solide aufgestellt ist.

Die Stimmung zwischen United Internet und Vodafone dürfte hingegen eingetrübt sein: Das Bundeskartellamt wirft Vodafone vor, den Netzausbau von 1&1 unter Verstoß gegen das Kartellrecht behindert zu haben. Dies könnte erklären, warum 1&1 trotz der laufenden Vodafone-Partnerschaft offen für Alternativen sein könnte.


(afl)

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