Deutsche Waffe für die Ukraine?
So funktioniert die Taurus-Marschflugkörper
Ein Tornado mit einer Taurus-Luft-Boden-Marschflugrakete davor
© Jörg Carstensen / Picture Alliance
Laut einem CDU-Abgeordneten sollte Deutschland der Ukraine die Taurus-Marschflugkörper zur Verfügung stellen. Damit erweitert sich die Liste hochmoderner westlicher Waffensysteme, die an die ukrainischen Streitkräfte geliefert werden sollen. Was hat es mit dieser Waffe auf sich?
Von Kai Stoppel
Dieser Artikel erschien zuerst auf n-tv.de
Westliche Verbündete haben der Ukraine einen neuen Waffentyp zur Verfügung gestellt: Marschflugkörper. Sie geben den ukrainischen Streitkräften die Möglichkeit, Ziele weit hinter den feindlichen russischen Linien anzugreifen. Großbritannien hatte bereits die Lieferung und Stationierung von Storm Shadow-Lenkraketen bestätigt. Unionsverteidigungspolitiker Roderich Kiesewetter bringt nun auch die deutsche Taurus-Marschflugkörper ins Spiel. Was ist es?
Der Taurus ist im Grunde das deutsch-schwedische Gegenstück zum britisch-französischen Storm Shadow. Damit handelt es sich um eine hochpräzise Abstandswaffe, die selbstständig Hunderte von Kilometern zu ihrem Ziel fliegt. Der Taurus wird auch aus einem Flugzeug in großer Entfernung vom Ziel gestartet. Der Weg zum Ziel ist komplett vorprogrammiert.
Hersteller des Marschflugkörpers ist die Taurus Systems GmbH mit Sitz im bayerischen Schrobenhausen. Dahinter steckt ein Netzwerk europäischer Rüstungskonzerne. Taurus Systems gehört zu 67 Prozent der deutschen Tochtergesellschaft des großen Raketenkonzerns MBDA und zu 33 Prozent Saab Dynamics aus Schweden.
Die Taurus-Marschflugkörper: klein und schwer zu entdecken
Marschflugkörper wie Taurus bieten dem Angreifer einen großen Vorteil: Sie haben nicht nur eine große Reichweite, sondern sind auch für die gegnerische Luftabwehr schwer zu erkennen und daher schwer zu bekämpfen. Mit fünf Metern Länge und nur etwa einem Meter Breite ist es deutlich kleiner als ein Kampfjet. Darüber hinaus fliegt Taurus in einer Höhe von nur etwa 50 Metern, was es ihm ermöglicht, unter feindlichen Luftverteidigungssystemen zu fliegen. Es ist nicht genau bekannt, wie weit der Einsatzradius von Taurus tatsächlich ist. Seine Reichweite wird offiziell mit mindestens 500 Kilometern angegeben.
Stier verfügt über eine ausgefeilte Navigation, um sein Ziel zu finden. Dazu gehören satellitengestütztes GPS und zwei Systeme, mit denen die Rakete anhand eines gespeicherten Höhenprofils der Landschaft und markanter Punkte wie Brücken und Kreuzungen ihren Weg findet. Als Backup gibt es auch einen Kreiselkompass. Die rund eine Million Euro teuren Bomben (Stand 2005) fliegen mit einer Geschwindigkeit knapp unter der Schallgeschwindigkeit zu ihrem Ziel.
Strategisch wichtige Ziele im Blick
Der Marschflugkörper ist in erster Linie für die Zerstörung unbeweglicher und stark befestigter Ziele wie Kommandobunker oder Brücken konzipiert, die einen hohen strategischen Wert haben und den Feind empfindlich treffen. Der Anflugwinkel kann vor dem Start vorprogrammiert werden. Trifft er das Ziel, zündet ein sogenannter Tandemsprengkopf. Eine Hohlladung sprengt zunächst ein Loch in das Ziel, beispielsweise einen Bunker. Ein Penetrator, ein mit Sprengstoff gefülltes Stahlprojektil von etwa zwei Metern Länge, dringt in das Ziel ein und explodiert im Inneren. Taurus hat etwa eine halbe Tonne Sprengstoff an Bord.
Die deutsche Luftwaffe startete die Taurus bisher mit Tornado-Kampfflugzeugen. Noch ist unklar, ob und wie Kampfflugzeuge sowjetischer Bauart, wie sie beispielsweise in der ukrainischen Luftwaffe zum Einsatz kommen, abheben können. Der Stückpreis lag 2005 bei rund einer Million Euro. Die deutsche Luftwaffe besitzt rund 600 Taurus-Einheiten, von denen derzeit nur 150 einsatzbereit sind. Auch Spanien und Südkorea nutzen die Marschflugkörper.
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