Tag des Handwerks in Kiel am Bootshafen: Azubi-Rekrutierung

Tag des Handwerks in Kiel am Bootshafen: Azubi-Rekrutierung

Kiel. Strahlend erzählen Rebekka Friesen, Josephine Schreiber und Emma Thun beim Tag des Handwerks im Kieler Bootshafen von ihrem Handwerk. Die drei sind Schneiderinnen und wollten schon immer Mode nach ihren eigenen Vorstellungen kreieren. „Das ist meine große Liebe“, sagt Rebekka Friesen (28). Sie hat ihrer Mutter beim Nähen zugeschaut und mit fünf Jahren sogar selbst Kleider für ihre Puppe genäht. Heute arbeitet sie in einem Brautmodenstudio.

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Auch Josephine Schreiber sprüht vor Ideen, hat mit „Phiixxee“ sogar eine eigene Marke und will Meisterin werden. „Wir haben hochmotivierte, sehr talentierte Azubis, die tolle Arbeit leisten. Leider haben wir zu wenig Ausbildungsbetriebe – bundesweit gibt es derzeit nur drei“, sagt Modedesignerin Angela Ziemer.

Modeschaffende Handwerke haben zu wenige Betriebe, die meisten Zünfte haben zu wenig Lehrlinge

Damit hat das Modehandwerk ein ganz anderes Problem als etwa die Elektriker-, Dachdecker-, Kfz-Mechaniker- oder Maler- und Lackierer-Innungen. Hier gibt es viel mehr Betriebe als Lehrlinge, und unbesetzte Stellen und abgebrochene Ausbildungen sind die größte Herausforderung. „Wir haben in Kiel 105 Ausbildungsplätze – es könnten aber noch mehr werden. Das Problem ist nur, dass es nicht genug Lehrlinge gibt oder sie ihre Ausbildung nicht beenden, weil sie woanders eine Stelle angenommen haben“, sagt Kfz-Innungsmeister Hans Hansen. Umso mehr freue er sich, wenn junge Menschen „mit Leidenschaft bei der Sache sind“.

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Die „Crashtest-Drummer“ trommelten auf einem ausgedienten Auto, bis es kaputt ging. Damit machten sie auf die Ausbildung im Kfz-Bereich aufmerksam.

Insgesamt elf Innungen der Kieler Kreishandwerkerschaft werben am Samstag beim „Tag des Handwerks“ am Bootshafen mit kreativen Aktionen für ihre Ausbildungsberufe. Dieser Aktionstag findet jedes Jahr bundesweit statt, auch in Ahrensburg und Ratzeburg gibt es ein Programm.

Kunsthandwerk: Modedesigner stehen vor großer Konkurrenz

Doch warum ist die Ausbildungssituation für Modedesigner so anders als in den meisten anderen Handwerksbereichen? „Für die meisten Betriebe lohnt es sich aus wirtschaftlichen Gründen nicht, Nachwuchs auszubilden“, erklärt Schneiderin Angela Ziemer. Ihr Handwerk stehe in großer Konkurrenz zur Fast Fashion. „Wir arbeiten viel nachhaltiger. Unsere Mode hat viel mehr Nahtzugaben, lässt sich also viel einfacher ändern“, sagt die Schneidermeisterin. Konfektionsgrößen gebe es nicht, da alles individuell zugeschnitten sei und die Mode aufgrund der Stoffqualität viel langlebiger sei.

Bei einer Modenschau, die die Schneiderei gemeinsam mit Angela Ziemer organisierte, konnten die Besucher im Kieler Bootshafen Mode mit Wow-Effekt bestaunen. Die Designs sind breit gefächert – von extravagant und flippig über verspielt und exotisch bis hin zu klassischen Schnitten und alltagstauglicher Kleidung.

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Tag des Bastelns im Kieler Bootshafen: So kreativ kann Kleidung sein

Ein echter Hingucker ist das Kleid von Emma Thun, die aus alten Krawatten ein Ballkleid genäht hat. Sogar die Reifröcke sind aus Krawatten. Verziert ist das Kleid außerdem mit Rosen aus Zeitungspapier. Die 21-Jährige hat das Kleid für einen Kreativwettbewerb der Kreisinnung unter dem Motto „Schlagzeile des Tages“ entworfen. „Ich wollte zeigen, dass man aus nicht mehr benötigten Kleidungsstücken etwas Neues machen kann und sie nicht wegwerfen muss“, sagt sie. Ihre Ausbildung hat sie in der Modewerkstatt Knüppel in Fockbek absolviert.

Für Aufsehen sorgte in Kiel auch eine Hommage an die Feuerwehr – mit einem Gürtel aus einem echten Feuerwehrschlauch. Josephine Schreiber hatte das Outfit für den Kreativwettbewerb „VIPs mal anders“ entworfen. „VIPs sind für mich nicht nur berühmte Persönlichkeiten, sondern auch Menschen, die sich nicht ins Rampenlicht stellen“, sagt sie. Die 25-Jährige ist gehörlos und möchte mit ihrer Mode zeigen, „dass wir Gehörlosen Spaß haben“. Wie die anderen Designerinnen erhielt sie für ihre Kreationen viel Applaus.

CN

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