47 Millionen Euro Schulden
Diese Pleite hat Folgen für die deutschen Landwirte
Aktualisiert am 4. November 2025 – 8:12 UhrLesezeit: 2 Minuten
Ein großer Player im europäischen Solarmarkt ist zahlungsunfähig: Die Sun Contracting Group hat in Österreich Insolvenz angemeldet. Davon sind auch deutsche Landwirte betroffen.
Eines der bekanntesten Photovoltaikunternehmen Europas ist zahlungsunfähig: Am Freitag, 31. Oktober 2025, hat die Sun Contracting AG mit Sitz in Liechtenstein Insolvenz angemeldet. Fünf Tochtergesellschaften in Österreich beantragten beim Landesgericht Linz ein Insolvenzverfahren. Insgesamt bestehen Schulden von rund 47 Millionen Euro.
Nach Angaben des Alpengläubigerverbandes (AKV) sollen die betroffenen Unternehmen nicht weitergeführt werden. Auch die „Kleine Zeitung“ berichtet, dass eine Umstrukturierung nicht geplant sei – die Unternehmen sollen komplett abgewickelt werden. Davon betroffen ist ein Konzern, der sich selbst als einen der größten Anbieter für Photovoltaik-Contracting in Europa bezeichnet.
Beim sogenannten Contracting-Modell werden Solaranlagen auf Dächern von Unternehmen, Kommunen oder landwirtschaftlichen Betrieben installiert – in der Regel ohne Eigeninvestition der Eigentümer. Die Betreibergesellschaft, in diesem Fall Sun Contracting, kümmert sich um Planung, Bau, Wartung und Finanzierung und verdient Geld mit dem erzeugten Solarstrom.
Sun Contracting war über zehn Jahre auf dem Markt und nach Angaben des Unternehmens in acht Ländern aktiv und insbesondere in der Landwirtschaft präsent. In Deutschland beispielsweise betreibt der Konzern auf seiner Website nach eigenen Angaben noch immer 34 Photovoltaikanlagen, viele davon auf Ställen oder Maschinenhallendächern. Auch für die Landwirte in Deutschland dürfte die Insolvenz Folgen haben.
Die Finanzierung des Geschäftsmodells erfolgte über Anleihen und Nachrangdarlehen. Doch mit steigenden Baukosten, hoher Inflation, teuren Krediten und stark sinkenden Strompreisen sei das Konzept ins Wanken geraten. Neuerdings gibt es sogar negative Strompreise – also Zeiten, in denen Betreiber einen Zuschlag zahlen müssen, wenn ihre Anlagen Strom ins Netz einspeisen. Dadurch wurden offenbar PV-Anlagen abgeschaltet, was den wirtschaftlichen Betrieb zusätzlich erschwerte.
Laut „Kleiner Zeitung“ haben die fünf betroffenen Tochtergesellschaften in Österreich rund 47 Millionen Euro Schulden und nur rund 16,6 Millionen Euro Vermögen. Allein das größte Einzelunternehmen, die Sun Contracting Projekt GmbH, soll Verbindlichkeiten von mehr als 18 Millionen Euro haben.
Nach Angaben des Kreditschutzverbandes KSV sind insgesamt 127 Gläubiger betroffen – darunter offenbar mehr als 1.000 Kleinanleger, die Crowdfunding-Kapital über Online-Plattformen zur Verfügung gestellt haben. Allerdings gibt es für sie eine schlechte Nachricht: Da es sich rechtlich um sogenannte Nachrangdarlehen handelt, sind sie im Insolvenzverfahren nicht geschützt und dürften ihre Investition verlieren.
Die Behörden waren offenbar bereits zuvor eingeschritten: Bereits im Juni 2024 soll die ungarische Finanzaufsicht MNB ein Bußgeld in Höhe von rund einer Million Euro gegen das Unternehmen verhängt haben – wegen des unerlaubten Vertriebs von Anleihen, wie unter anderem das Branchenmagazin „fondsprofessional.at“ berichtete.
			