Sturmfluten und Schäden möglich
„Bombenzyklon“ bringt Orkanböen an die Nordseeküste
22. Oktober 2025, 14:07 Uhr
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Tief „Irawan“ zieht sich in Richtung Arktischer Ozean zurück und das Sturm- und Hurrikantief „Joshua“ befindet sich immer noch über dem Atlantik in Richtung Bretagne und Ärmelkanal. In der kommenden Nacht macht sich „Joshua“ zumindest in der Westhälfte mit auffrischendem Wind bemerkbar und am Donnerstag sind im Westen und Südwesten gebietsweise bis ins Tiefland reichende heftige Sturmböen möglich. In der Nacht zum Freitag und am Freitag werde sich das Hauptsturmfeld auf die Nordsee verlagern und in den Küstenregionen drohen orkanartige Winde, Sturmfluten und größere Schäden, sagt ntv-Meteorologe Rainer Buchhop.
ntv.de: Wann beginnt der Sturm und wo?
Rainer Buchhop: Auf dem Ärmelkanal und dem Golf von Biskaya rechnen einige Modelle mit Orkanböen, örtlich bis zu 160 km/h, in der Nacht zum Donnerstag und zum Morgen am Donnerstag. In Deutschland macht sich „Joshua“ in der kommenden Nacht zumindest in der Westhälfte mit auffrischendem Wind bemerkbar und am Donnerstag sind im Westen und Südwesten erste heftige Sturmböen möglich, die bis ins Flachland reichen.
Ist „Joshua“ ein „Bombenzyklon“?
Ja, fast. Am Mittwoch kurz nach Mitternacht betrug der Kerndruck südwestlich von Irland knapp 1000 hPa und wird bis Donnerstagnacht auf dem weiteren Kanal entlang des Ärmelkanals auf 975 bis 970 hPa sinken. Das bedeutet, dass der Luftdruck innerhalb von 24 Stunden um mehr als 24 hPa gesunken ist und die Definition der „Bombogenese“ erfüllt.
Wie sieht die zukünftige Entwicklung aus? Wann und wo sind in Deutschland Orkanböen zu erwarten?
Das Sturm- und Hurrikantief „Joshua“ zieht bis Freitag entlang des Ärmelkanals und weiter in die Nordsee. Von Donnerstagnachmittag bis Freitagnacht wird die niederländische Küste am stärksten betroffen sein. Es muss durchaus mit Orkanböen von bis zu 130 km/h gerechnet werden, es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass einzelne Böen Geschwindigkeiten über 150 km/h überschreiten.
Am Freitag wird das Sturmfeld in der Nacht auch die deutsche Nordseeküste erreichen und am Morgen sind vor allem über der südlichen Nordsee Orkanböen zu erwarten, auf die sich die Regionen von der ostfriesischen Küste bis zur Elbmündung einstellen sollten. Die meisten Modelle erwarten ab Mittwochnachmittag Spitzenböen von 120 bis 130 km/h. Bisherige Berechnungen gingen sogar von Geschwindigkeiten bis zu 150 km/h aus. Diesbezüglich sind noch Änderungen möglich und Betroffene sollten sich auf dem Laufenden halten.
Wie schlimm wird es sein? Mit welchem Schaden ist zu rechnen?
Zuerst wird es abgebrochene Äste geben. Die Bäume haben immer noch ganz unterschiedliche Blätter. Einige Baumarten haben bereits viele Blätter abgeworfen, während andere noch viele Blätter übrig haben. Es kommt auch darauf an, in welcher Vegetationszone (z. B. Rheinland oder Mittelgebirge) sich die Bäume befinden. Bei viel Laub sind die Kräfte, die der Sturm auf die Bäume ausübt, deutlich größer als bei keinem Laub. Im schlimmsten Fall können Bäume brechen.
Sonst kann alles umherfliegen, was nicht zum Schutz vor Unwettern festgezurrt ist. Eine andere Dimension könnte es am Freitag an der Nordsee geben. Dort muss vor allem von den Ostfriesischen Inseln bis zur Elbmündung mit Orkanböen gerechnet werden. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass die Böen kurzzeitig über 120 km/h steigen. Boote können wegbrechen oder im schlimmsten Fall um- und übereinander geschleudert werden. Darüber hinaus sind Schäden an einigen Küstenabschnitten möglich, Stichwort: Küstenerosion.
Wie geht es am Wochenende weiter? Sind weitere ungewöhnliche Wetterbedingungen zu erwarten?
An diesem Wochenende bleibt es weiterhin sehr windig bis stürmisch. Orkanböen sind bis auf wenige Berge nicht zu erwarten, stürmische Böen sind aber weiterhin weit verbreitet und an den Küsten sind weiterhin Sturmböen möglich. Dies könnte die eventuellen Aufräumarbeiten behindern oder verzögern.
Zudem dreht der Wind am Wochenende auf West bis Nordwest. An der Nordsee sind erhöhte Wasserstände mit kleineren Überschwemmungen nahezu sicher. Ob sich das Ganze vorübergehend zu einer Sturmflut entwickelt, ist noch ungewiss. Das stürmische Wetter wird auch den Fährverkehr beeinträchtigen. Bitte informieren Sie sich, welche Fähren storniert sind.
Wird es so mild bleiben?
Nein, die milde Luft, die uns an der Front des Sturms und Hurrikans Joshua gebracht wurde, wird am Freitag und am Wochenende durch kühlere Luft ersetzt. Die Schneefallgrenze sinkt am Freitag auf rund 1000 Meter. In den Höhenlagen im Schwarzwald und im Bayerischen Wald sowie an entsprechenden Orten in den Alpen ist mit weiteren Schneeflocken zu rechnen. Am Sonntag sinkt die Schneefallgrenze auf rund 800 Meter.
Die deutschlandweite Spanne der Höchsttemperaturen ab Freitag (Tiefland und mittlere Mittelgebirge): Freitag 6 bis 12 Grad, Samstag 7 bis 13 Grad, Sonntag 5 bis 12 Grad.