Stromhungrige Rechenzentren
Microsoft nimmt US-Atomkraftwerk wieder ans Netz
21.09.2024, 08:05
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Microsoft verspricht, 20 Jahre lang Energie aus dem Atomkraftwerk Three Mile Island zu kaufen. Dieses ist seit Jahren stillgelegt. Der Tech-Riese hat große Klimaschutzversprechen gemacht und integriert derzeit KI in fast alle seine Produkte – was viel Strom verbraucht.
Ein Reaktor des stillgelegten Atomkraftwerks Three Mile Island in den USA wird wieder ans Netz gebracht, um die Rechenzentren von Microsoft mit Strom zu versorgen. Der Softwareriese habe sich verpflichtet, die produzierte Energie 20 Jahre lang abzunehmen, teilte die Betreibergesellschaft Constellation Energy mit. Es wäre das erste Mal, dass ein stillgelegtes Atomkraftwerk in den USA wieder ans Netz geht.
Microsoft ist derzeit Vorreiter beim Einsatz künstlicher Intelligenz (KI). Der Windows- und Office-Konzern hat sich mit ChatGPT-Erfinder OpenAI zusammengetan und integriert die Technologie hinter dem Chatbot in praktisch alle seine Produkte. Allerdings benötigt KI viel Energie in Rechenzentren. Das kollidiert mit den Klimazielen der Tech-Konzerne.
Bisher versuchten Unternehmen, auf erneuerbare Energien umzusteigen und ihren Ausstoß von klimaschädlichem CO2 auch anderweitig auszugleichen, etwa durch das Pflanzen von Bäumen. Anfang 2020 kündigte Microsoft an, bis 2030 seine CO2-Emissionen mehr als auszugleichen. Bis 2050, so versprach Microsoft, wolle man sogar den gesamten Kohlendioxid-Ausstoß des Unternehmens seit seiner Gründung kompensieren.
Sechs- bis zehnmal mehr Energie als die Google-Suche
Doch der inzwischen eingetretene KI-Boom ließ den Energiebedarf der Tech-Giganten steigen. Experten der Bank Goldman Sachs verwiesen in einer Analyse auf Schätzungen, wonach eine Abfrage über ChatGPT sechs bis zehn Mal mehr Energie verbrauchen könne als eine klassische Google-Suche.
In einem Gespräch mit dem Finanzdienst Bloomberg wies Microsoft-Manager Bobby Hollis zudem darauf hin, dass die Energieproduktion von Windrädern und Solaranlagen schwanken könne, während sie bei Atomkraftwerken gleich bleibe – und es dafür einen Kunden brauche, der den Strom abnehmen könne. „Wir laufen rund um die Uhr, sie laufen rund um die Uhr“, sagte Hollis.
Schwerer Atomunfall im Kernkraftwerk
Constellation-Chef Joe Dominquez sagte gegenüber Bloomberg, das Kraftwerk könne 2027 wieder in Betrieb gehen, wenn bis dahin die Einspeisung ins Stromnetz geklärt sei. Das Unternehmen hatte den Reaktor 2019 mit der Begründung abgeschaltet, sein Betrieb sei unwirtschaftlich geworden.
1979 kam es im anderen Reaktor von Three Mile Island zu einem Unfall, der eine Kernschmelze zur Folge hatte. Die Strahlung der radioaktiven Wolke wurde mehrere hundert Kilometer vom Unglücksort entfernt gemessen, über 200.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Bis heute gilt der Vorfall als der schwerwiegendste in der kommerziellen Nutzung der Atomenergie in den USA.