
Politische Werbung in der EU muss nun deutlicher gekennzeichnet werden – auch um Wahlmanipulationen vorzubeugen. Google und Meta kritisieren den Schritt: Partywerbung soll auf Instagram, Facebook und YouTube komplett verschwinden.
Ab heute gelten in der Europäischen Union strengere Regeln für bezahlte politische Werbung. Die Anzeigen müssen nun deutlich als politisch gekennzeichnet sein und zeigen, wer wie viel dafür bezahlt hat. Zudem muss Auskunft darüber gegeben werden, ob sich die Werbung an eine bestimmte Zielgruppe richtet, wie die EU-Kommission mitteilte.
Mit der Regelung soll auch eine Einflussnahme auf Wahlen in Europa – etwa durch Drittstaaten – verhindert werden. Die neue Verordnung schütze laut Brüssel sowohl die Meinungs- als auch die Informationsfreiheit.
Vor der Bundestagswahl im Februar warnte das Bundesamt für Verfassungsschutz vor Einflussversuchen anderer Bundesländer. In Rumänien wurde die Präsidentschaftsstichwahl im Dezember aufgrund externer Manipulation sogar abgesagt. Auch der EU-Beitrittskandidat Moldawien war bei Wahlen immer wieder Ziel russischer Desinformation.
Die Regeln gelten analog und online
Politische Werbung soll nun leichter von redaktionellen Inhalten oder persönlichen Aussagen zu unterscheiden sein. Die neuen Vorgaben gelten analog und online – die EU hat Richtlinien für künftige Werbung veröffentlicht.
Im vergangenen Jahr wurde die EU-Verordnung zur „Transparenz und Targeting politischer Werbung“ verabschiedet. Einige Regeln traten noch vor der EU-Wahlen 2024 in Kraft.
Google und Meta wollen keine Werbung mehr zulassen
Kritik an der neuen Regelung gibt es von den US-Unternehmen Google und Meta. Der Facebook- und Instagram-Betreiber Meta hatte im Sommer angekündigt, dass ab Oktober „aufgrund der undurchführbaren Vorgaben und Rechtsunsicherheiten“ durch die EU-Verordnung auf seinen Plattformen in Europa keine Anzeigen zu politischen, wahlbezogenen und gesellschaftlichen Themen mehr erlaubt seien.
Auch Google kritisierte die Regelung und kündigte im September an, nur noch bestimmte politische Inhalte auf seinen Plattformen wie YouTube zuzulassen. Demnach sollen offizielle Stellen der EU-Mitgliedsstaaten, die EU selbst oder andere öffentliche Institutionen weiterhin Werbung schalten können. Andernfalls haben Parteien oder Politiker diese Möglichkeit nicht mehr.
Meta und Google weigerten sich, die neuen Regeln umzusetzen, kritisierte die Grünen-Politikerin Alexandra Geese vom EU-Parlament. Sie forderte, die EU-Kommission solle statt kleiner Sonderlösungen das eigentliche Problem angehen und etwas gegen die toxischen Algorithmen der Konzerne unternehmen.