Streit um TV-Rechte vor Showdown
DAZN droht Bundesliga offen mit Totalrückzug
19.09.2024, 13:13
Der Internet-Sportsender rechnet damit, noch in diesem Jahr seine Verluste zu beenden. Das sagte die Deutschland-Chefin im Interview mit „Capital“. Sie äußerte sich auch zum Streit mit der DFL und drohte vor einer Entscheidung am kommenden Dienstag: „Für uns gibt es mehr als nur die Bundesliga.“
Trotz des anhaltenden Streits mit der Deutschen Fußball Liga rechnet der Internetsender DAZN damit, dass die Verluste bald ein Ende haben und im kommenden Jahr stattdessen Gewinne einfahren. Schon im zweiten Halbjahr 2024 „werden wir das erste profitable Halbjahr erreichen“, sagte Deutschland-Chefin Alice Mascia dem Magazin Capital. „2025 werden wir dann auf Jahresbasis komplett profitabel sein.“
Dies sei „ein Meilenstein für uns und für die gesamte Sportbranche in Deutschland“, sagte Mascia: „Wir beweisen, dass mit Live-Sport Profitabilität möglich ist – entgegen aller negativen Prophezeiungen.“ Das internationale Medienunternehmen ist seit 2016 in Deutschland aktiv und zeigt Livespiele unter anderem aus der Bundesliga und der Champions League. In dem Interview bekräftigte der Deutschland-Chef die Drohungen im Dauerstreit mit der Deutschen Fußball Liga, der derzeit vor der Deutschen Institution für Schiedsgerichtsbarkeit (DIS) verhandelt wird. Im April hatte DAZN bereits mit weiteren rechtlichen Schritten und einem Komplettausstieg aus der Bundesliga gedroht.
„Wir schließen nichts aus“, sagte Mascia. Es gehe bei dem Streit im Kern „um europäisches Wettbewerbsrecht. Auch Zivilgerichte sind hierfür zuständig.“ Auch „ein kompletter Rückzug aus der Bundesliga“ sei eine Option. „Wir sind ein globales Unternehmen, für uns gibt es mehr als nur die Bundesliga.“
„Blavatnik wichtigster Investor im deutschen Fußball“
DAZN und DFL streiten um den ersten Auktionstag im April und um eine Bankgarantie. Der Streit war ausgebrochen, nachdem die DFL das TV-Rechtepaket B mit insgesamt 196 Live-Spielen für die Spielzeiten 2025/26 bis 2028/29 laut übereinstimmenden Medienberichten an den Pay-TV-Anbieter Sky vergeben hatte. Konkurrent DAZN behauptete, die DFL habe sein deutlich besseres Angebot abgelehnt, weil eine kurzfristig angefragte Bankgarantie nicht binnen eines Tages zu beschaffen sei.
Zugleich wurden Zweifel an der Finanzkraft von DAZN und seinem Investor Lee Blavatnik laut: „Unter den Bietern gibt es niemanden, der so stark und profitabel wächst wie wir – davon profitieren auch die Ligen und Verbände, die unsere Partner sind“, sagte Mascia. „Und was Herrn Blavatnik betrifft: Seit dem Start von DAZN hat er mehr als 6 Milliarden Dollar in Rechte, Technologie und Personal investiert. Seine Investitionen haben den Vereinen maßgeblich geholfen, den Wert ihrer Medienrechte weiterzuentwickeln. Len Blavatnik ist einer der wichtigsten und nachhaltigsten Investoren für den Fußball in Deutschland und Europa.“
Die Auktion wurde von der DFL unterbrochen, nachdem das größte Rechtepaket vergeben worden war. DAZN wandte sich daraufhin an die Deutsche Institution für Schiedsgerichtsbarkeit. Mascia betonte, ihr komme das alles rätselhaft vor. „Ich finde es manchmal schwer zu erklären, dass wir überhaupt juristisch darum kämpfen müssen, der DFL mehr Geld zahlen zu dürfen“, sagte sie. Die Entscheidung, ob sie mit diesem Plan weitermachen, wird am kommenden Dienstag erwartet.