Viele Kinder und Jugendliche sind in sozialen Netzwerken unterwegs – oft mehrere Stunden am Tag. Um sie besser zu schützen, schlägt die Bundesdrogenbeauftragte nun eine gestaffelte Altersfreigabe für Apps vor.
Sollen Kinder und Jugendliche Online-Plattformen wie TikTok und Facebook nutzen dürfen? Und wenn ja, in welchem Alter? Diese Fragen werden derzeit kontrovers diskutiert. Dazu hat sich nun der Bundesdrogenbeauftragte Hendrik Streeck geäußert: Er plädiert für Altersbeschränkungen und Schutzmechanismen nach dem Vorbild der FSK.
„Ich halte es für sinnvoll, über gestaffelte Altersgrenzen nachzudenken – ähnlich wie die FSK im Filmbereich“, sagte Streeck den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Denkbar ist beispielsweise, dass bestimmte Funktionen oder Inhalte in Apps erst mit zunehmendem Alter aktiviert werden. Insbesondere Algorithmen, die auf immer längere Nutzungszeiten abzielen, müssten altersgerecht begrenzt werden. „Kinder brauchen Schutzräume, keine Endlosschleifen“, mahnte der CDU-Politiker.
Streeck ist gegen ein generelles Verbot
FSK steht für Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft. Die in Wiesbaden ansässige Organisation analysiert, ab welchem Alter Kinder und Jugendliche Filme und andere Medien schauen dürfen. Bei der Altersfreigabe gibt es fünf Stufen: keine Beschränkung ab Null, ab sechs, zwölf oder 16 Jahren und keine Jugendfreigabe (FSK ab 18). Zu den Einstufungskriterien gehört unter anderem, ob Konflikte eine bedrohliche Wirkung auf kleinere Kinder haben können.
Streeck kritisiert ein generelles Social-Media-Verbot für unter 16-Jährige. „Verbote sollten niemals die erste Wahl sein. Digitale Medien gehören zum Leben junger Menschen – man kann sie nicht einfach ignorieren.“ Stattdessen müssen digitale Teilhabe, Medienbildung und informationelle Selbstbestimmung gestärkt werden. Junge Menschen müssen lernen, Inhalte zu bewerten und eine eigene Meinung zu entwickeln.
Von der Leyen vergleicht soziale Medien mit Alkohol
Die Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten haben sich im Oktober für Altersgrenzen auf Plattformen wie TikTok und Facebook ausgesprochen – wollen ihre nationalen Zuständigkeiten aber nicht an Brüssel abgeben. Es sei wichtig, Minderjährige im digitalen Raum zu schützen, unter anderem durch ein Mindestalter für den Zugang zu sozialen Medien, hieß es in einer Stellungnahme.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verglich mögliche Altersvorgaben für soziale Medien mit denen für Tabak und Alkohol. Als mögliches Vorbild nannte der deutsche Politiker auch Australien. Dort wurde bereits beschlossen, dass Jugendliche Plattformen wie X, TikTok, Facebook und Instagram künftig erst ab 16 Jahren nutzen dürfen.
Das Thema ist in Deutschland umstritten
Am Freitag einigten sich die dänische Regierung und andere Parlamentsparteien darauf, ein Mindestalter für die Nutzung sozialer Medien einzuführen. Bestimmte Netzwerke sollten nur für Personen ab 15 Jahren zugänglich sein. Allerdings sollte Eltern die Möglichkeit gegeben werden, ihren Kindern bereits ab dem 13. Lebensjahr die Anmeldung für diese Netzwerke zu ermöglichen.
Das Thema ist in der deutschen Politik umstritten. Auch Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) sprach sich für ein Mindestalter aus. Auch Grünen-Chefin Franziska Brantner unterstützt die Idee. CSU-Chef Markus Söder argumentierte hingegen: Ein Verbot würde TikTok, Instagram und Co. für Jugendliche und Kinder noch interessanter machen.
