Standesbeamter seit 2022 in Untersuchungshaft
Pole wegen Spionage für Russland angeklagt
9. Oktober 2025, 13:51 Uhr
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In Warschau soll ein Standesbeamter jahrelang sensible Dokumente an russische Spione weitergegeben haben. Nun steht der Mann vor Gericht. Russland nutzte die erhaltenen Daten für einen bestimmten Zweck.
Ein Standesbeamter in Polen muss sich wegen Spionage für den russischen Geheimdienst vor Gericht verantworten. Die Ermittler werfen dem Mitarbeiter des Archivs des Warschauer Standesamtes vor, zwischen 2017 und 2022 personenbezogene Daten polnischer Staatsbürger und Ausländer kopiert und an seine russischen Mandanten weitergeleitet zu haben, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte.
Die erlangten Daten und Dokumente ermöglichten es den Russen, Dokumente zur Identitätsfeststellung sogenannter illegaler Einwanderer zu erstellen, hieß es. Mit dem Begriff „Illegale“ sind russische Agenten gemeint, die unter einer falschen Legende jahrelang oder jahrzehntelang im Einsatzland leben, dort Informationen beschaffen und Befehle ausführen.
Den Angaben zufolge wurde der Mann im März 2022 festgenommen – kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Der Verdächtige sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Der Fall wurde erst jetzt bekannt. Der Standesbeamte muss sich wegen der Tätigkeit für einen ausländischen Geheimdienst zum Nachteil Polens verantworten.
EU- und NATO-Mitglied Polen ist einer der engsten politischen und militärischen Verbündeten seines Nachbarlandes Ukraine. Auch Polen sieht sich von Russland bedroht. Der für den Geheimdienst zuständige Minister Tomasz Siemoniak sagte, der Fall des Standesbeamten zeige, dass auch Orte für Russland von Interesse seien, die nicht direkt mit der Sicherheit des Landes zu tun hätten, aber Zugang zu Daten bieten.