Vizekanzler Lars Klingbeil Die SPD fordert vor dem Stahlgipfel im Kanzleramt an diesem Donnerstag härtere Maßnahmen gegen Russland. Es müsse schnell ein „vollständiges Ende aller Stahlimporte aus Russland“ geben, sagte der SPD-Politiker gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.
„Stahlbrammen, die in Russland produziert und in der EU verarbeitet werden, sind weiterhin von Sanktionen ausgenommen“, kritisierte Klingbeil. „Man kann niemandem in unserer Stahlindustrie erklären, dass Europa Putin immer noch den Markt offen hält.“ Stahlbrammen sind ein Ausgangsmaterial für Bleche und Bänder.
Die Antwort auf globale Überkapazitäten und Dumpingpreise müsse ein klarer Fokus auf klimafreundlichen Stahl aus Deutschland und Europa sein, so Klingbeil weiter. „Wir müssen dem Stahl den Vorzug geben, der hier in wichtigen Bereichen wie unserer Infrastruktur und der Automobilindustrie produziert wird“, sagte Klingbeil. Im Rahmen des Stahldialogs mit der Industrie werden Lösungen diskutiert, darunter niedrigere Energiepreise, insbesondere durch einen Industriestrompreis.
Auch Bas und IG Metall fordern eine Fokussierung auf heimischen Stahl
Auch Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) kündigte Hilfen für die Stahlindustrie an. „Wir werden nicht zulassen, dass die industrielle Basis unseres Landes dahinschmilzt“, sagte sie der dpa. „Mit guten Rahmenbedingungen und großen Investitionen gehen wir in Vorleistung für die Wirtschaft. Wir erwarten von den Unternehmen, dass sie hier investieren und zum Standort und ihren Arbeitskräften stehen.“
Auch die IG Metall forderte vor dem Stahlgipfel Vorrang für heimischen Stahl. sagte Jürgen Kerner, zweiter Vorsitzender der Gewerkschaft tägliche NachrichtenDie geplanten Investitionen in die Infrastruktur müssen „auch Stahl aus Deutschland und Europa umfassen“.
Die EU-Kommission hatte Anfang Oktober Schutzmaßnahmen für die heimische Stahlindustrie angekündigt. Demnach soll die Menge der zollfreien Einfuhren nahezu halbiert werden. Darüber hinaus soll der Zollsatz für darüber hinausgehende Importe auf 50 Prozent verdoppelt werden. Auch die EU-Staaten müssen einer neuen Regelung zustimmen. Die Bundesregierung arbeitet außerdem an einem staatlich geförderten, niedrigeren Industriestrompreis.
Stahlgipfel am 6. November im Kanzleramt
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat für den 6. November Vertreter der Stahlindustrie und Ministerpräsidenten aus Ländern mit Stahlindustrie eingeladen – Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Brandenburg und Saarland. Im Mittelpunkt des Treffens stehen Themen wie Resilienz, Handelsbeziehungen und Energiepreise. Auch andere Regierungsmitglieder wie Vizekanzler und Bundesfinanzminister Klingbeil, Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) und Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) wollen teilnehmen.
Der Deutsche Stahlindustrie leidet unter der Krise der Abnehmerbranchen, insbesondere der Automobilindustrie. Hinzu kommen gestiegene Energiepreise, günstige Importe vor allem aus China und die Kosten für die Umstellung auf eine klimafreundlichere Stahlproduktion. Auch hohe Zölle auf Stahlimporte in die USA bereiten der Branche Probleme.
