Wirtschaftsberater schlagen Alarm: Den Stadtwerken entgehen Hunderte Milliarden. Die Energiewende steht auf der Kippe. Diese Vorschläge könnten hilfreich sein.
Die massiven Finanzprobleme der Stadtwerke und regionalen Energieversorger gefährden die Klimaziele Deutschlands. Das geht aus einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC hervor. Der Grund: Den regionalen Energieversorgern fehlen bis 2045 346 Milliarden Euro für anstehende Investitionen. Laut der Studie müssen sie in den nächsten 20 Jahren rund 535 Milliarden Euro investieren. Damit sind 65 Prozent des Finanzbedarfs der Stadtwerke nicht gedeckt.
Die Wärmewende kostet Stadtwerke enorme Summen
Damit ist auch die Wärmewende gefährdet. Für Stadtwerke ist es einer der größten Kostenfaktoren, da es in der Regel ihre Aufgabe ist, die Weichen für eine klimaneutrale Fernwärme zu stellen. Die meisten Wärmekraftwerke verbrennen derzeit Erdgas. Nach Angaben des Beratungsunternehmens ist eine Umwandlung in Biomasse oder ein Ersatz durch große Wärmepumpen erforderlich Prognose Investitionen von 75 Milliarden Euro bis 2045. Notwendig sind auch Investitionen in Windkraft, Photovoltaikanlagen und Stromnetze.

Laut PwC Den Stadtwerken fehlt aus mehreren Gründen Geld. Einerseits haben sie im Gegensatz zu großen Energiekonzernen keinen Zugang zu internationalen Finanzmärkten. Kredite erhalten Sie in der Regel nur bei regionalen Banken. Andererseits stehen die erwirtschafteten Gewinne den Stadtwerken in der Regel nicht vollständig zur Verfügung, da Kommunen diese häufig beispielsweise zur Finanzierung des öffentlichen Nahverkehrs verwenden.
Die Gewinne sinken, die Schulden steigen
Zudem haben sich die Gewinne der Stadtwerke fast halbiert. Das geht aus einer Mitte dieses Jahres veröffentlichten Studie der Unternehmensberatung hervor Kearny Im Jahr 2023 lagen sie im Schnitt bei 8,4 Prozent. Fünf Jahre zuvor waren es 13,5 Prozent. Gleichzeitig stieg die durchschnittliche Verschuldung der regionalen Energieversorger von 2,4 Prozent auf 4 Prozent.
Angesichts dieser Zahlen gehen die Autoren davon aus Kearny Fazit: „Wenn wir nicht gegensteuern, werden wichtige Infrastrukturprojekte zum Erliegen kommen.“ Geschäftsbanken und Sparkassen konnten den Finanzierungsbedarf der Stadtwerke nicht decken. Stattdessen werden neue Kapitalquellen benötigt. Ein Vorschlag der Studienautoren: „Auf deutschen Sparkonten liegen rund 2.830 Milliarden Euro. Ein Bruchteil davon würde ausreichen, um die Energiewende abzusichern.“ Darüber hinaus stehen 100 Milliarden Euro aus europäischen Infrastrukturfonds zur Verfügung.
Berater empfehlen eine stärkere Kreditfinanzierung
Auch PwC empfiehlt, für öffentliche Versorgungsunternehmen mehr Möglichkeiten zur Geldbeschaffung zu schaffen. „Neben klassischen Bankkrediten müssen neue Finanzierungsinstrumente, Partnerschaften und innovative Modelle entwickelt werden. Es bedarf einer gemeinsamen Anstrengung von Kommunen, Banken, Investoren und Förderinstitutionen, um die Energiewende erfolgreich zu finanzieren“, sagt Henry Otto von PwC.
Das Beratungsunternehmen empfiehlt daher, die Finanzierung vor allem durch Fremdkapital zu erhöhen. Hierfür ist es notwendig, neben den Hausbanken weitere Kreditgeber zu finden. Um dies zu ermöglichen, könnte der Staat einen Teil des Ausfallrisikos für Versorgungskredite übernehmen.
Aber auch das Eigenkapital der Stadtwerke müsse erhöht werden, heißt es in der Studie. Dies ließe sich mit externen Investoren erreichen, wäre aber politisch nur schwer umsetzbar. PwC schlägt daher vor, das Kommunalrecht anzupassen und dadurch Städten und Gemeinden die Aufnahme von Krediten als kommunale Gesellschafter zu ermöglichen. Die Stadtwerke könnten so ihr Eigenkapital erhöhen. Als weitere Möglichkeit erwähnt PwC Stille Beteiligungen, bei denen die Spender kein Mitspracherecht haben. (Quellen: PwC, prognos, Kearny)(Leon Kaiser)
