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Sprung auf Platz 3: Ist der VfB Stuttgart schon ein Spitzenteam?


Analyse

Stand: 20. Oktober 2025 13:37 Uhr

Der VfB Stuttgart ist nach einem Sieg gegen den VfL Wolfsburg Dritter der Bundesliga. Die reife Leistung der Schwaben macht Mut, doch ist der DFB-Pokalsieger bereits ein Spitzenteam?

Nach Fußballspielen, bei denen eine Mannschaft die andere deutlich dominiert und sich dies deutlich im Endergebnis widerspiegelt, stellt sich oft die Frage: War Mannschaft A so gut oder Mannschaft B so schlecht? Meist verursacht das eine das andere – so auch beim deutlichen 3:0-Auswärtssieg des VfB Stuttgart gegen den VfL Wolfsburg. Die Wölfe spielten so enttäuschend, weil die Schwaben einfach zu stark waren. Die Mannschaft von Trainer Sebastian Hoeneß ging mit einer überraschenden Aufstellung in die Partie, die auf dem Papier sehr defensiv wirkte. Aber nur eine Mannschaft spielte nach vorne auf dem Feld: der VfB. Die Stuttgarter Spieler waren vor allem in der Offensive ständig rochiert und beherrschten Zweikampf-, Lauf- und vor allem Kombinationsfähigkeiten besser als die Niedersachsen.

Starke Zahlen für den VfB Stuttgart

Der VfB ist nach dem Auswärtssieg Dritter. 15 Punkte nach sieben Spieltagen bedeuten ein starkes Ergebnis. Der Sieg in Wolfsburg war für den DFB-Pokalsieger der vierte Bundesliga-Dreier in Folge, zudem blieb er zum vierten Mal ohne Gegentor. Sechs Gegentore stellen zusammen mit dem BVB den zweitbesten Defensivwert der Liga hinter den Bayern dar und haben vor heimischer Kulisse noch keinen Gegentreffer kassiert. Gehört Stuttgart also in dieser Saison zu den Top-Teams?

Die Wahrheit ist, dass das Eröffnungsprogramm den Stuttgartern in die Karten gespielt hat. Gladbach, St. Pauli und Heidenheim (alle zuhause) sowie Union Berlin, Freiburg, Köln und Wolfsburg (alle auswärts) waren keine besonders hohen Hürden. Aber: In der vergangenen Saison holte der VfB gegen Union (A), Gladbach (H), Freiburg (A), St. Pauli (H), Heidenheim (H) und Wolfsburg (A) zwei Punkte, in der aktuellen Saison (Köln spielte 2024/2025 in der 2. Liga) zwölf Punkte.

Die eigentlichen Tests stehen noch bevor

Dennoch: Der VfB hat noch nicht gegen eine absolute Spitzenmannschaft gespielt. Sie warten im November und Dezember. Am neunten und elften Spieltag stehen schwere Auswärtsspiele gegen RB Leipzig und Borussia Dortmund an. Am 13. Spieltag ist Meister FC Bayern München zu Gast. In der Europa League geht es nun gegen Fenerbahce Istanbul und Feyenoord Rotterdam, später gegen AS Rom. Die eigentlichen Tests stehen also noch bevor.

Audio-Tipp

SWR Sport überträgt die Spiele der Football Europa und Conference League live im Audiostream. Am Donnerstag, 23. Oktober 2025, ab 18:45 Uhr Live im Audiostream auf swr.de/sport: Fenerbahce Istanbul – VfB Stuttgart
Am Donnerstag, 23. Oktober 2025, ab 21 Uhr Live in der Konferenz im Audiostream auf swr.de/sport: SC Freiburg – FC Utrecht Und FSV Mainz 05 – Zrinjski Mostar

Was ermutigend ist: Die Mannschaft scheint sich zu entwickeln. Die Abwehr ist solide – Luca Jaquez wird stärker, Jeff Chabot, der in Wolfsburg erstmals Kapitän des VfB war, wirkt in seinem zweiten Jahr bei den Schwaben souveräner. Maximilian Mittelstädt reagierte auf seine jüngste Nicht-Einberufung für das DFB-Team mit zwei starken Auftritten gegen Heidenheim und nun bei den Wölfen. Auf der rechten Seite deutet Lorenz Assignon zunehmend an, warum Stuttgart im Sommer einen zweistelligen Millionenbetrag für ihn auf den Tisch gelegt hat.

Variabilität als Pluspunkt

Im Mittelfeld war in Wolfsburg nun Angelo Stiller herausragend, der einen schwierigen Saisonstart hatte. Der späte Neuzugang Bilal El Khannouss lieferte vom ersten Moment an tatsächlich Leistung, Chema Andres könnte sich als Schnäppchen des Jahres herausstellen, wenn er so weitermacht. Und Tiago Tomas hat in Wolfsburg vorne ein starkes Spiel gemacht. Die Angriffsposition galt nach dem Abgang von Nick Woltemade (Newcastle United) kurz vor Ende der Transferperiode und den Verletzungen von Deniz Undav und Ermedin Demirovic als Problemposition, doch das Spiel in Wolfsburg bewies, dass es auch ohne einen klassischen Mittelstürmer geht. So wie beim VfL, als Tomas, El Khannouss, Stiller und die nachrückenden Railspieler abwechselnd nach Tiefe suchten. Dem Gegner fällt es schwer, sich darauf einzustellen – ein Pluspunkt für das Hoeneß-Team. Zudem ist Undav zurück und erweitert die Offensivmöglichkeiten – in Wolfsburg reichte es bereits für einen Teilauftritt.

Der VfB Stuttgart wirkt reifer

Insgesamt wirkt der VfB reifer, es scheint, als hätte die Mannschaft einen weiteren Entwicklungsschritt gemacht. Im Vergleich zur Rückrunde sind Effizienz und Defensivverhalten gut. Die Mannschaft spielt ernsthafter. Angesichts der Dreifachbelastung nicht unwichtig.

Der dritte Platz nach sieben Spielen ist zu einem großen Teil dem Auftaktprogramm geschuldet – die nötigen Punkte muss man aber erst einmal holen. Ob der VfB Stuttgart in diesem Jahr tatsächlich zu den Spitzenteams der Liga zählt, wird sich allerdings erst im „heißen Herbst“ entscheiden. Das Auswärtsspiel bei Fenerbahce wird zeigen, wie weit der DFB-Pokalsieger tatsächlich ist. In der Bundesliga wartet Mainz 05 – hier sind die Schwaben Favorit und können an ihren starken Start weiter anknüpfen.

Ausstrahlung am So, 19.10.2025, 21:45 Uhr, SWR Sport, SWR

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