AfD-Text sorgt für Kontroverse
Springer-Aufsichtsrat hatte Idee zu Musk-Beitrag in der „Welt“
02.01.2025, 20:42 Uhr
Artikel anhören
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos | Feedback senden
Um den Gastbeitrag von Elon Musk in der „Welt“ gibt es viel Kritik und noch mehr Diskussionen. Am Ende gibt es zahlreiche Erklärungen aus dem Springerverlag, warum der Text eine gute oder schlechte Idee gewesen sei. Was darin fehlt, ist der Initiator. Der wagt sich aber nun aus dem Schatten.
Der Gastbeitrag von Elon Musk in der Zeitung „Die Welt“ hat für erheblichen Trubel gesorgt. Zunächst mit seiner eher dünnen Argumentation seiner Beweggründe, warum nach seiner Ansicht die AfD die einzige Partei sei, die Deutschland noch retten könne. Dann mit den öffentlichen Äußerungen für und gegen die Veröffentlichung des Textes von Verlagsmitarbeitern im Hause Springer – die Leiterin des Meinungsressorts der „Welt“ und der „Welt am Sonntag“, Eva Marie Kogel, kündigte sogar ihren Job. Zum dritten mit der Frage, wer die ursprüngliche Idee dazu hatte. Die stand lange unbeantwortet im Raum. Nun ist sie beantwortet.
Marvin Schade, Mitbegründer des Blogs „Medieninsider“, machte auf der Plattform LinkedIn auf einen Post aufmerksam, der Licht ins Dunkel bringt. Der Branchendienst hatte zuvor die Diskussionen im Hause Springer rund um die Veröffentlichung publik gemacht, zunächst aber nur über mögliche Ideengeber spekuliert. Neben „Welt“-Chefradakteurin Jennifer Wilton wurde auch Verleger Mathias Döpfner ins Spiel gebracht. Seit dem Neujahrstag 2025 gibt es aber endlich Gewissheit.
Ideen-Urheber ist Aufsichtsratsmitglied
Da nämlich postet Martin Varsavsky, Mitglied im Aufsichtsrat von Axel Springer, bei X, dass es seine Idee gewesen sei. Er tue dies aufgrund der zahlreichen Spekulationen, die rund um den Text entstanden seien, schreibt er auf Englisch.
Als Freund von Elon Musk und Aufsichtsratsmitglied bei Axel Springer hielt er es demnach für eine gute Idee, dass der Tesla-Chef seine Beweggründe für seine umstrittene AfD-Erklärung geistreicher und detaillierter darlegen könne. Daraufhin habe Varsavsky Jennifer Wilton kontaktiert und ihr Interesse an einem solchen Text erfragt. Nach Aussage von Varsavsky habe Wilton nach sorgfältiger Überlegung zugestimmt, weil sie einem solchen Text erheblichen Nachrichtenwert attestierte. Aus diesem Grund sei er es wert, veröffentlicht zu werden, soll Wilton gesagt haben. Daraufhin habe sich Varsavsky an Musk gewandt, ihm das Angebot unterbreitet und erklärt, welche Möglichkeit das für ihn böte, seine Position darzulegen. Musk gefiel die Idee und daraufhin habe er den Gastbeitrag geschrieben, endet Varsavsky. Zudem postet er zudem den gesamten Musk-Text im englischen Original.
Unter dem Posting von Schade auf LinkedIn gibt es neben zahlreichen hämischen Kommentaren zur inhaltlichen Substanz des Musk-Textes auch Kritik an der mutmaßlichen Einflussnahme im Hause Springer. Als Aufsichtsratsmitglied bei Springer, das auch noch mit Musk befreundet ist, dürfe Varsavsky nicht in den redaktionellen Teil bei der „Welt“ eingreifen und dem Tesla-Chef eine solche Chance vermitteln, ist zu lesen. Autor Musk hat in einem Kommentar die Aussage Varsavskys mittlerweile als „true“, also als wahr bestätigt.
212 Neu-Abonennten dank Musk
Wie „Medieninsider“ am Tag nach der Veröffentlichung schreibt, hat sich der Abdruck des Gastbeitrags, aller Kritik an der „Welt“ zum Trotz, für den Springer-Verlag offenbar gelohnt. So sei der Text am Erscheinungstag rund 150.000 Mal abgerufen worden. Das sei zwar nicht die Spitzenplatzierung, aber ein Rang unter den besten fünf Artikeln des Tages.
Ganz vorn habe er dagegen bei der Gewinnung von Abonnenten gelegen, so „Medieninsider“. Die „Welt“ habe am 28. Dezember demnach 423 Abos direkt mit seinen Texten gewonnen. 212 davon sollen allein auf den Musk-Text zurückgehen. Dieser, auch das wurde vielfach kritisiert, stand nämlich hinter der Paywall, konnte also nicht kostenlos gelesen werden. Ob in den folgenden Tagen weitere Abos hinzukamen, ist unklar. Aus Sicht von „Medieninsider“ ist der Gastbeitrag aber in jedem Fall ein echter Erfolg für das Haus Springer, vor allem, weil sonst eher Artikel aus dem Lifestyle-Ressort viele neue Abonnements brächten.