Havarist in der Nordsee
Experte sieht keine direkte Explosionsgefahr bei „Ruby“
21.09.2024, 14:50
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Ammoniumnitrat hatte die verheerende Explosion im Hafen von Beirut verursacht. Als ein Frachter aus Russland mit der gleichen Ladung bei einem Sturm beschädigt wurde, gab es Befürchtungen. Litauen wollte das Schiff abweisen. Es hätte auch Deutschland umgehen sollen. Doch ein Sprengstoffexperte beruhigte.
Von dem manövrierunfähigen Frachter „Ruby“ mit rund 20.000 Tonnen Ammoniumnitrat, der derzeit durch die Nordsee geschleppt wird, geht nach Expertenmeinung keine unmittelbare Gefahr aus. „Das ist das Gute an Ammoniumnitrat. Es ist eigentlich ziemlich schwer zu entzünden“, sagte Sprengstoffexperte Peter Hald von der dänischen Universität Aarhus dem dänischen Rundfunk DR. „Es ist nicht so, dass es explodiert, wenn das Schiff irgendwo aufschlägt oder jemand etwas in die Ladung fallen lässt.“
Die Chemikalie war Ursache der Katastrophe im Hafen der libanesischen Hauptstadt Beirut im August 2020. Im Hafen waren über Jahre hinweg große Mengen Ammoniumnitrat, das auch als Hauptbestandteil von Düngemitteln verwendet wird, unsachgemäß gelagert worden. Mehr als 200 Menschen verloren dabei ihr Leben.
Medienberichten zufolge hatte die „Ruby“ im August den russischen Hafen Kandalakscha mit Kurs auf die Kanarischen Inseln verlassen. Bei einem Sturm war der unter maltesischer Flagge fahrende Frachter beschädigt worden. Nach einem Zwischenstopp im nordnorwegischen Tromsö wird das Schiff derzeit durch das Kattegat Richtung dänische Ostsee geschleppt. Der Navigations-Website „Vesselfinder“ zufolge wurde die „Ruby“ zuletzt im Skagerrak südwestlich der norwegischen Stadt Kristiansand gesichtet. Auch das Deutsche Zentrum für maritime Sicherheit beobachtet das Schiff.
Nicht das erste Problemschiff aus Russland
Als Zielhafen führt „Vesselfinder“ Klaipeda in Litauen. Die Ministerpräsidentin des baltischen EU-Mitglieds, Ingrida Simonyte, hat die Einfahrt allerdings untersagt. Verteidigungsminister Laurynas Kasciunas sagte, es gebe in dem Gebiet immer wieder Probleme mit alten, rostigen Schiffen aus Russland.
Um die Ostsee zu erreichen, kann das Schiff nur durch den Großen Belt zwischen Dänemark und Deutschland fahren. Die schwedische See- und Binnenschifffahrtsbehörde hat betont, dass das Schiff zu groß sei, um durch den Öresund zwischen Schweden und Dänemark zu fahren. Der Seerechtsexperte Henrik Ringbom von der Åbo Akademi im finnischen Turku sagte dem finnischen Sender Yle, die Küstenstaaten könnten dem Schiff die Durchfahrt unter Hinweis auf das Risiko verbieten und es notfalls mit Gewalt stoppen.