Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) hat seine seit Monaten geplante Reise nach China kurzfristig abgesagt. Grund ist das Fehlen weiterer von Peking bestätigter Termine – abgesehen vom Treffen mit Außenminister Wang Yi.
Scharfe Worte in Taipeh: „Deutschland hat sich selbst eingeladen“
Beim taiwanesischen, der chinesischen Regierung nahestehenden Fernsehsender CTI TV stieß die Absage auf Kritik. Der Moderator wirft Deutschland mangelndes diplomatisches Geschick vor. Er sagt, Deutschland habe sich quasi selbst eingeladen: „Für wen hält sich Deutschland?“ Wer das chinesische Festland besucht, muss sich vorher absprechen – das gehört zur Etikette. Sie können nicht erscheinen, ohne zu sagen, wen Sie treffen möchten. Warum sollte sich China dann verpflichtet fühlen, den Gast willkommen zu heißen?
Verspottung des Zeitpunkts des Besuchs
Der Moderator kritisiert auch den Zeitpunkt des geplanten Besuchs. Ein Außenminister, der in dieser sensiblen Zeit nach China reist, zeigt wenig Sinn für Diplomatie. Peking gewährte Wadephul lediglich ein Treffen mit Wang Yi, lehnte aber weitere Gespräche ab – ein klares Signal, dass es dem deutschen Gast wenig Bedeutung beimisst. Dann zieht der Moderator einen Vergleich: Deutschland verhält sich, als würde es zu jemandem nach Hause gehen und entscheiden, was auf den Tisch kommt. Das sei unhöflich, schlussfolgerte er. Die Bundesregierung habe „zu viele Probleme“ und lebe „in ihrer eigenen kleinen Welt“.
Wadephul will seine Reise nach China nachholen
Neben der fehlenden Ernennung spielte auch die politische Situation eine Rolle bei Wadephuls Absage. Berlin kritisiert die zögerliche Haltung Chinas im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Peking wiederum empfindet den Kurs Deutschlands gegenüber Taiwan zunehmend als Provokation. Laut einer Sprecherin des Auswärtigen Amtes will Wadephul seine Reise nach China zu einem späteren Zeitpunkt nachholen.
