Sportdirektoren widersprechen: „Schnelle Idee“ – DEL streitet erneut über Abstiegsregel

Sportdirektoren widersprechen: „Schnelle Idee“ – DEL streitet erneut über Abstiegsregel

Stand: 18.09.2024 16:55

Vor dem Start in die 31. Saison der Deutschen Eishockey Liga sorgt die bestehende Abstiegsregelung für Diskussionsbedarf bei den 14 Clubs und Liga-Geschäftsführer Gernot Tripcke – der sie eine „Schnapsidee“ nennt.

Dass die Augsburger Panther am Donnerstag gegen den ERC Ingolstadt die Saison eröffnen, wäre in anderen Sportarten schlicht undenkbar. Sowohl 2023 als auch in diesem Frühjahr sind die Schwaben abgestiegen.

Pokel: „Klares System mit Auf- und Abstieg“

Augsburg blieb mehrere Wochen später nur deshalb in der höchsten Spielklasse, weil in der DEL2 ein Team Meister wurde, das sich den Aufstieg finanziell nicht leisten konnte. Gegen diese merkwürdige Eigenart im deutschen Eishockey regt sich vor dem Saisonstart am Donnerstag (ab 19.30 Uhr im Sportschau-Liveticker) in der DEL Widerstand – auch von mehreren Klubs, die aller Voraussicht nach keine Abstiegssorgen haben müssen.

„Ein klares System, das einen direkten Auf- und Abstieg vorsieht, wäre meiner Meinung nach die beste Lösung„, sagte Trainer Tom Pokel von den Straubing Tigers. Und der Sportdirektor der Kölner Haie, Matthias Baldys, meinte: „Wir als Gesamtliga müssen schauen, dass wir für das komplexe Auf- und Abstiegsreglement einen Modus haben, der allen Mannschaften und Fans einen Wettbewerb bietet, der bis zum Schluss für Spannung sorgt und auch ökonomisch Sinn macht.“

Kuriose Besonderheit im Eishockey

Die aktuelle Regelung sorgt bei den Fans für Verwirrung und beim DEL-Letztplatzierten nicht nur für Freude. Weil die Panthers in den vergangenen beiden Jahren wochenlang nicht wussten, in welcher Liga sie spielen, verloren sie wertvolle Zeit für die Kaderplanung. Zu unterschiedlich sind die wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen in den beiden Ligen.

Nicht nur der Manager der Iserlohn Roosters, Axel Müffeler, fordert „Planungssicherheit“ für den sportlichen Klassenerhalt. Den wird es auch in der neuen Saison nicht geben. Aus der DEL2 erfüllen nur Kassel, Dresden, Rosenheim, Landshut und Krefeld die wirtschaftlichen Aufstiegsvoraussetzungen. Nur wenn eines dieser fünf Teams am Ende die Playoffs gewinnt, gibt es einen Abstieg und einen Aufstieg. Das Tabellenschlusslicht der DEL wird wieder schon Wochen vorher entschieden.

Playdown-Spiele sind erwünscht

Viele Trainer und Verantwortliche befürworten daher die Wiedereinführung von Playdown-Spielen, in denen nach dem Ende der Hauptrunde der sportliche Absteiger ermittelt wird. „Das wäre zu 100 Prozent wünschenswert“sagte Nürnbergs Manager Stefan Ustorf.

Sein Düsseldorfer Kollege Niki Mondt nennt den entscheidenden Vorteil dieses Modus: „Zudem würde die ,Wartezeit‘ entfallen.“

Absage von DEL-Chef Tripcke

DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke bezeichnet mögliche Playdowns als „Verrückte Idee“ und lehnt es immer noch ab. „Das würde viel, viel mehr Unruhe verursachen“, sagte Tripcke und verwies darauf, dass die bestehende Regelung von den Anteilseignern des Vereins mitgetragen werde.

„Der Nachteil ist, dass man die letzten vier Vereine in Abstiegsgefahr bringt“, Tripcke argumentierte zwar, gab aber zu verstehen, dass auch die bestehende Regelung aus seiner Sicht nicht optimal sei: „Einer allein ist schon schlimm genug, aber wenn noch mehr Leute versäumen, zu planen, wird es noch schlimmer.“

Mehr Spiele, mehr Geld, mehr Spannung

Die sportlichen Verantwortlichen der Vereine sehen das anders und führen weitere Argumente für Playdowns an. „Das könnte für zusätzliche Spannung bei den Fans sorgen“sagte Manager Daniel Heinrizi von den Löwen Frankfurt. Auch Kölns Sportdirektor Baldys wies auf die wirtschaftlichen Vorteile von mehr Spielen hin.

Es gibt jedoch auch alternative Vorschläge. „Ich finde den Play-in-Modus gut, bei dem der Zweitligameister ein Team aus der DEL schlagen muss. Eine solche Regel wäre daher wohl die fairste Variante.“sagte Schwenningens Trainer Steve Walker.

„Es liegt an uns, nicht Letzter zu werden“

Ohnehin sehen fast alle Vereine Veränderungsbedarf. „Grundsätzlich stehe ich den Auf- und Abstiegsregeln kritisch gegenüber, eine Erweiterung der Liga wäre aus meiner Sicht wünschenswerter“, sagte Iserlohns Müffeler. „Ob dies zum jetzigen Zeitpunkt in ausreichendem Maße gelingen kann, ist sicherlich fraglich. Aber auch hierauf sollten wir gemeinsam mit allen Beteiligten hinarbeiten.“

In Augsburg sieht man die Sache mittlerweile ganz pragmatisch. „Die Regeln sind klar, wir akzeptieren diesen Modus. Es liegt nur an uns, die Hauptrunde nicht als Letzter zu beenden.“sagte der neue Sportdirektor Larry Mitchell. Die qualvollen Wochen des vergangenen Jahres und auch dieses Frühjahrs habe er nicht erlebt.

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