
16-Jähriger gestorben
Aktualisiert am 2. Dezember 2024, 15:51 Uhr

Im Prozess werden mehreren Beamten Totschlag oder schwere Körperverletzung vorgeworfen. (Archivfoto)
© Rolf Vennenbernd/dpa
Seit einem Jahr läuft der Prozess um einen tödlichen Polizeieinsatz in Dortmund. Nun sieht selbst die Staatsanwaltschaft die beschuldigten Beamten nicht mehr für den Tod eines 16-Jährigen verantwortlich – bis auf ihren Chef.
Im Prozess um den tödlichen Polizeischuss auf einen 16-Jährigen in Dortmund hat sich die Staatsanwaltschaft für einen Freispruch eines wegen Totschlags angeklagten Beamten ausgesprochen.
Er sei ebenso wie seine mitangeklagten Kollegen fälschlicherweise davon ausgegangen, dass er einen gefährlichen Angriff auf sich und seinen Kollegen abwehren müsse, erklärte der Staatsanwalt in einem zweistündigen Plädoyer vor dem Landgericht. Aufgrund dieser fälschlicherweise angenommenen Notwehrsituation ist er nicht für den Tod des jungen Flüchtlings Mouhamed Dramé im August 2022 verantwortlich.
Zum Prozessauftakt vor knapp einem Jahr wurde dem Beamten fahrlässige Tötung vorgeworfen, seinen Kollegen wurde schwere Körperverletzung durch den rechtswidrigen Einsatz von Tasern und Pfefferspray vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft forderte zudem Freisprüche für die Kollegen des Hauptangeklagten.
Staatsanwaltschaft: Dienstgruppenleiter hat fahrlässig gehandelt
Für den Dienstgruppenleiter, der ebenfalls auf der Anklagebank saß, sprach sich die Staatsanwaltschaft für eine Bewährungsstrafe von zehn Monaten aus – auch wegen fahrlässiger Tötung.
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Ihm soll vorgeworfen werden, zu früh und zu Unrecht angeordnet zu haben, dass der junge Mann, der regungslos in einer Nische lehnte, mit Pfefferspray besprüht wurde. Die Staatsanwaltschaft sieht darin eine Verleitung eines Untergebenen zu einer gefährlichen Körperverletzung im Amt. Da der unrechtmäßige Einsatz des Reizgases den fatalen Ablauf der Ereignisse in Gang setzte, trug der Dienstgruppenleiter fahrlässig zum Tod bei.
Mouhamed Dramé wurde mit fünf Schüssen getötet
Der 16-jährige Mouhamed Dramé wurde im August 2022 bei einem Einsatz durch fünf Schüsse aus der Maschinenpistole des beschuldigten Polizisten getötet. Die Polizei suchte die Jugendhilfeeinrichtung auf, weil der Flüchtling dort mit einem auf sich selbst gerichteten Messer in einer Nische stand.
Als Versuche, ihn anzusprechen, fehlschlugen, wurde er auf vorherige Anweisung des Dienstgruppenleiters mit Pfefferspray besprüht. Anstatt das Messer fallen zu lassen, ging er auf die Beamten zu. Zwei Beamte setzten ihre Taser ein. Kurz darauf gab der Angeklagte die Schüsse ab. (dpa/bearbeitet von ank)


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