
Nach dem Autogipfel in München sprach sich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) für eine neue Elektroauto-Prämie aus und forderte eine „Autowende“. „Die E-Prämie wird wieder gebraucht“, sagte er im Anschluss an das Treffen mit Wirtschaftsverbänden und Arbeitnehmervertretern. Söder kündigte außerdem eine Technologieförderung in Höhe von rund 100 Millionen Euro an, insbesondere für die Zulieferindustrie.
Nach Angaben des Ministerpräsidenten sei der Markt für Elektroautos in Deutschland „nach dem Wegfall der Prämie zusammengebrochen“. Derzeit möchte niemand Elektroautos kaufen, eine Prämie könnte helfen, das zu ändern. Dies müsse nicht nur „langfristig“ für Elektroautos ausgezahlt werden, sondern könne auch für „alle alternativen Antriebsformen“ gelten. Nähere Angaben zu einem möglichen Bonus machte Söder nicht. Er ist offen für die konkrete Gestaltung.
Er forderte von der Bundesregierung ein „klares Bekenntnis zum Auto“. Er forderte eine bessere Ladeinfrastruktur, einen Abbau der Bürokratie und weniger Belastungen, etwa durch eine Senkung der Lkw-Maut. Er setzt sich für eine „Autowende“ hin zu „mehr Innovation und Technologie“ ein.
Mehr Ladepunkte
Für Bayern, das Söder als „Autoland“ bezeichnete, kündigte der Ministerpräsident eine „Transformationsoffensive“ mit „mindestens“ 100 Millionen Euro Förderung an. Das Geld soll in die Technologieentwicklung fließen, insbesondere von Zulieferern, aber auch von größeren Herstellern. Darüber hinaus kündigte Söder an, bis 2030 insgesamt 100.000 Ladepunkte in Bayern zu bauen. Derzeit sind es rund 30.000.
Die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie, Hildegard Müller, begrüßte die angekündigte Förderung. „Gerade dieser Ansatz, Innovationen zu fördern, sie zu entfesseln statt zu regulieren, ist der entscheidende Faktor einer Transformation“, sagte sie nach dem Autogipfel. Die Länder müssten dort ihre Chancen nutzen.
Dass Söder die Autoindustrie zur obersten Priorität gemacht habe, sei das „richtige Signal“, sagte Horst Ott, Bezirksleiter der IG Metall Bayern. Er warnte jedoch davor, die Transformation zur E-Mobilität nur aus technischer Sicht voranzutreiben. „Dann werden wir verlieren“, sagte er. Es geht auch darum, die Mitarbeiter der Branche für den Weg zu begeistern und ihnen Sicherheit zu geben.
In der Krise der deutschen Automobilindustrie erleidet auch der Kfz-Handel Umsatzeinbußen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden sanken die preisbereinigten Händlerumsätze von Januar bis September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,3 Prozent. Kfz-Reparaturwerkstätten in Deutschland erzielten dagegen in den ersten neun Monaten preisbereinigt 2,5 Prozent mehr Umsatz.
„Ein Grund für den Umsatzanstieg in Autowerkstätten und den Umsatzrückgang im Autohandel dürfte die Zurückhaltung beim Neu- und Gebrauchtwagenkauf sein“, schreiben die Statistiker. Zudem ist die staatliche Kaufprämie für Elektroautos im Dezember 2023 ausgelaufen. Sowohl im Autohandel als auch in den Werkstätten blieben die Umsätze von Januar bis September leicht unter dem Niveau vor der Corona-Krise im Jahr 2019.
Von Januar bis Oktober 2024 seien in Deutschland fast 2,35 Millionen Neuwagen zugelassen worden, ein Rückgang von 0,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, schreiben die Statistiker unter Berufung auf Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes. Gleichzeitig sank die Zahl der neu zugelassenen Pkw mit reinem Elektroantrieb um gut ein Viertel (minus 26,6 Prozent) auf 312.000. Ihr Anteil an allen Neuzulassungen sank in den ersten zehn Monaten auf 13,3 Prozent – nach 18 Prozent im Vorjahreszeitraum.
Doch Deutschland bleibt ein Autoland: Laut Statistik besaßen im Jahr 2022 rund 78 Prozent der Haushalte in Deutschland mindestens ein Auto. Im Durchschnitt kamen auf 100 Haushalte gut 109 Autos.