Dazn und Sky werden sich die Übertragungsrechte der Bundesliga wohl auch in Zukunft teilen.Bild: IMAGO images / Sven Simon
Fußballkolumne
Fanforscher Harald Lange schreibt in seiner Kolumne exklusiv auf Watson über die Dinge, die den Fußball in Deutschland derzeit bewegen.
02.12.2024, 08:1702.12.2024, 14:32 Uhr
Die mit Spannung erwartete Wiederholung des Verkaufs der Bundesliga-TV-Rechte hat zumindest in einem Punkt einen glasklaren Gewinner: Dazn erhält die begehrte Konferenz am Samstagnachmittag um 15:30 Uhr. Dies berichteten mehrere Medien übereinstimmend. Gleichzeitig kann Sky die Topspiele am Samstag um 18:30 Uhr live übertragen. Das klingt nach Chaos, spült aber Geld in die Kassen der Deutschen Fußball Liga (DFL).
Die Rechnung müssen die Fans und Fernsehzuschauer bezahlen. Auch Sky bekam die Freitagsspiele und die Einzelspiele am Samstag, während DAZN die ebenfalls begehrten Sonntagsspiele zeigen darf. Wer also den gesamten Spieltag verfolgen möchte, muss bei beiden Anbietern Abos abschließen.
Watson-Kolumnist und Fanforscher Harald LangeBild: Universität Würzburg
Über den Autor
Harald Lange ist seit 2009 Professor für Sportwissenschaft an der Universität Würzburg. Er leitet das Projekt „Fan- und Fußballforschung“ und gilt als einer der bekanntesten Sportforscher Deutschlands. Der 55-Jährige schreibt und spricht täglich über Fußball, auch in seinem Seminar „Welchen Fußball wollen wir?“
Mit Blick auf die Summen, die für die verschiedenen Pakete auf den Tisch der DFL gelegt werden müssen, können wir davon ausgehen dass beide Sender ihre bisher gültigen Abonnementpreise anpassen werden. Formal wird dies sicherlich durch die neue Struktur gerechtfertigt sein. Unter dem Strich wird dies höchstwahrscheinlich zu einer deutlichen Steigerung führen. Noch einmal.
Indiskretion bringt DFL, Sky und Dazn in Verlegenheit
Diese Ergebnisse werden Berichten zufolge erst am kommenden Donnerstag nach dem Treffen aller 36 Erst- und Zweitligisten bekannt gegeben. „Bild“ kann jedoch auf beste Kontakte zurückgreifen und wusste bereits am Samstagnachmittag davon. Diskretion funktioniert anders.
DFL, Sky und Dazn stehen im Rennen um die Informationshoheit zunächst am Rande und können sich auf Nachfrage zahlreicher Medien noch nicht dazu äußern.
Möglicherweise gibt es an dieser Stelle bereits einen Hinweis in die Zukunft. Der Exklusivclub bestehend aus zwei Bezahlsendern und der DFL-Medienabteilung muss sich möglicherweise mit einem veränderten Nutzerverhalten bei Fans und Zuschauern auseinandersetzen.
Watson ist jetzt auf WhatsApp
Für alle Fans, die hier nicht spielen wollen oder nicht genug Geld in der Tasche haben: Es lebe die Radiokonferenz am Samstagnachmittag. Oder die ARD-„Sportschau“ am Samstagabend um 18:30 Uhr oder die späte Fußballausgabe im „Aktuellen Sportstudio“ im ZDF.
Bundesliga-Zukunft im Free-TV: ARD, ZDF oder ein Privatsender?
Da die Öffentlich-Rechtlichen aufgrund der neuen Rechtepakete noch lange nicht über ihr Bundesliga-Angebot im Klaren sind, kann es durchaus sein, dass die Bundesliga künftig nicht mehr bei den Öffentlich-Rechtlichen ausgestrahlt wird.
Bieten Privatsender wie RTL, Sport1 oder Sat.1 mehr, gehen die Übertragungsrechte dorthin.
Das wäre ein weiterer Traditionsbruch mit mittel- und langfristigen Folgen für die Fanbindung.
Bundesliga-Fußball wird endlich zum Medienkunstprodukt. Die kritische journalistische Auseinandersetzung mit dem Bundesliga-Fußball würde sich noch weiter als bisher von den primären TV- und Streaming-Angeboten in die zweite und dritte Reihe der Berichterstattung und in die sozialen Medien verlagern.
Mal sehen, ob sich die durchgesickerten Informationen in den nächsten Tagen als wahr erweisen. Allein schon aufgrund der erwarteten Preissteigerungen wird das Thema weitere Diskussionen auslösen.
Auf dieser Grundlage müssen wir auch den Return on Investment beider Kanäle überwachen. Es geht um Milliardensummen und wenn die Abozahlen hinter den kalkulierten Erwartungen zurückbleiben, könnte es eng werden.
Denn die Verantwortlichen der DFL waren in den letzten Verhandlungstagen nicht nur in Goldgräberstimmung, sondern achteten mit der nun erfolgten Ausschreibung auch auf seriöse und realistische Finanzierungsmodelle ihrer Partner.
Wir erinnern uns: Bei der ersten Auflage des TV-Rechtepokers im April dieses Jahres kam es zu einem riesigen und folgenschweren Streit zwischen dem damaligen Meistbietenden Dazn und der DFL. Dieser wollte eine Bankbürgschaft des Bezahlsenders nicht anerkennen und vergab die Rechte zunächst an Sky, bevor die Deutsche Schlichtungsstelle bei diesem Deal einkassierte und der Rechtepoker von neuem begann.
Nach dem vergangenen Wochenende gab es einige Fragezeichen rund um den BVB. Warum konnte Borussia Dortmund beim 4:0-Sieg gegen den SC Freiburg plötzlich wieder eine Topleistung vor heimischer Kulisse zeigen? Würde es auswärts in der Champions League gegen Dinamo Zagreb klappen? Und würde sich Nuri Şahin auf Serhou Guirassy verlassen können?