AUDIO: VfL-Kapitän Arnold: „Fühlt sich ziemlich beschissen an“ (2 Min.)
Stand: 7. November 2025 23:59 Uhr
Für Trainer Paul Simonis vom VfL Wolfsburg ging es um Sieg oder Niederlage: Die „Wölfe“ führten am Freitagabend im Bundesliga-Nordduell gegen Werder Bremen lange Zeit, verloren nach zwei Gegentoren in der Schlussphase jedoch mit 1:2 (1:0).
Der Niederländer stand mit versteinerter Miene an der Seitenlinie und blickte nach den beiden Gegentoren ins Leere. Kurz vor dem Abpfiff trank der 40-jährige Simonis, der erst seit Sommer in Wolfsburg arbeitet, noch einmal einen großen Schluck aus seiner Wasserflasche. Anschließend feierte die Mehrheit der 40.500 Zuschauer im Weserstadion den dritten Bremer Heimsieg in Folge und den Sprung auf den siebten Tabellenplatz.
Ich denke, wir stecken alle im selben Boot. Aber ich weiß, wie das Fußballgeschäft immer funktioniert.
Wolfsburg-Kapitän Maximilian Arnold
Die Wolfsburger, die lange Zeit in Führung lagen und sich gegen die scheinbar ideenlosen Bremer bereits als Sieger geglaubt hatten, ahnten nicht, was mit ihnen geschehen war. Doch die Defensivschwäche (mittlerweile 18 Gegentore) kostete sie erneut die Punkte. Statt des erhofften Befreiungsschlags gab es im zehnten Spiel die sechste Niederlage. Der VfL droht, weiter in Richtung Abstiegsplätze abzurutschen.
Es dürfte Simonis‘ letztes Spiel als VfL-Trainer gewesen sein. Der schlagkräftige Aufsichtsrat des Klubs tagt während der Länderspielpause. Seit Wochen gibt es Spekulationen, dass nicht nur der Trainer gehen muss. Auch für Sportdirektor Sebastian Schindzielorz und Geschäftsführer Peter Christiansen könnte es eng werden.
Wolfsburgs Arnold kämpft, Werders Friedl jubelt
„Wir machen zu viele Fehler. Wir verlassen uns auf andere, anstatt unseren eigenen Weg zu gehen“, machte der frustrierte Maximilian Arnold deutlich. Mit Blick auf die Zukunft des Trainers sagte der VfL-Kapitän: „Es ist völlig falsch, mich zu fragen. Ich bin ein Spieler. Ich denke, wir stecken da alle zusammen. Aber ich weiß, wie das Fußballgeschäft immer funktioniert.“
Werder hingegen kam nach holprigem Start zum Eckball. Kapitän Marco Friedl freute sich über den Einsatz seiner Mannschaft, die bis zum Schluss an den Sieg glaubte: „Hätten wir das Spiel verloren, hätten wir uns lange Sorgen gemacht. Denn es wäre einfach nicht verdient gewesen.“ Seine Mannschaft habe „viel investiert“, während der Gegner nur „wenig investiert“ habe.
Grabara bewahrt Wolfsburg vor dem frühen Rückstand
Dass die „Wölfe“ nicht schon früh einem Rückstand an der Weser hinterherlaufen mussten, hatten es nur ihrem Torwart zu verdanken. Kurz nach Anpfiff gab es die erste Ecke für die Hausherren – und dann schlief die Wolfsburger Abwehr ein. Die Flanke von Romano Schmid landete genau am Kopf von Amos Pieper – doch Kamil Grabara hatte die Geistesgegenwart, den Ball knapp am Pfosten vorbei zu lenken (4.).
Svanberg bringt Wolfsburg zum Jubeln
Doch die Chance war ein Weckruf – und der Vorsprung der Wolfsburger war sehenswert. Der VfL kombinierte mit dem schönsten Spielzug des ganzen Spiels durch die Bremer Hälfte. Am Ende nutzte Mattias Svanberg den Querpass von Sael Kumbedi zum 1:0 (28.).
Werder wirkte nicht geschockt, reagierte aber mit einem wütenden Angriff. Doch Friedl, der erneut als Linksverteidiger agierte, scheiterte an Grabara (32.). Nach einer Ecke schoss Yukinari Sugawara aus dem Strafraum per Volley über das Tor (33.).

Vor dem Anpfiff gedachten die Werder-Fans mit einer tollen Choreografie der verstorbenen Vereinslegende Max Lorenz.
Dadurch kam Wolfsburg jedoch seinem zweiten Tor des Abends näher. Einen tollen Schuss von Maximilian Arnold parierte Mio Backhaus zunächst ins lange Eck (38.). Anschließend war er auch bei einem 17-Meter-Schuss von Christian Eriksen zur Stelle (40.).
Zuschauerpfiff – Werder blieb lange Zeit ohne zündende Idee
Werder musste nach Wiederbeginn kommen, doch zunächst fehlten Ideen und Durchschlagskraft. Die Abwehr von Wolfsburg war gut, wurde aber auch nicht ernsthaft gefordert. Die unpassenden Aktionen der Bremer lösten mitunter ungläubiges Gemurmel auf der Tribüne aus – nach einer guten Stunde waren sogar schrille Pfiffe zu hören.
Stage und Mvangule schockieren Wolfsburg
Doch Wolfsburg gelang es in dieser Phase nicht, ein zweites Tor zu erzielen. Ganz im Gegenteil. Es gab nicht einmal einen Angriff. Und dafür bekamen die „Wölfe“ am Ende den Lohn.

Victor Boniface (l.) und Samuel Mbangula feiern Werders 2:1-Sieg.
Bremen startete die Schlussoffensive. Nur zweimal war Grabara gegen Werders Marco Grüll (71./75.) und gegen Joker Victor Bonifatius (81.) dabei. Doch dann wurde auch der Pole besiegt. Kumbedi sah gerade zu, wie Jens Stage den Ball per Kopf zum Ausgleich einköpfte (83.).
Nun war der Schwung auf Werders Seite und Wolfsburgs Abwehr brach endgültig zusammen. Sugawara scheiterte an Grabara (90+1). Nach einem missglückten Fallrückzieher von Bonifatius schaltete die VfL-Abwehr kollektiv ab. Vinicius Souza stoppte und Moritz Jenz kam gegen den ebenfalls ausgewechselten Samuel Mbangula zu spät. Der Bremer Volleyschuss sorgte für das 2:1 für Werder (90.+4) – und damit ins Mark der Wolfsburger und nicht zuletzt Simonis.
10. Spieltag, 07.11.2025 20:30 Uhr
Backhaus – Sugawara, Pieper, Coulibaly (80. Schmidt), Friedl – Stage, Lynen (86. Puertas), Grüll (86. Bittencourt), R. Schmid, Njinmah (66. Boniface) – Topp (65. Mbangula)
2
Grabara – Kumbedi, Seelt, Jenz, Zehnter – Arnold, Vini Souza, Daghim (87. Skov Olsen), Eriksen (87. Pejcinovic), Svanberg (67. Wimmer) – Amoura (80. Wind)
1
Ziele
- 0:1 Svanberg (28.)
- 1:1 Etappe (83.)
- 2:1 Mbangula (90. +4)
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