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Serie mit Anke Engelke – Geldverschwendung? Ein Pro und Contra

Die Deutsche Bahn hat für ihre neue Werbekampagne eine Miniserie produziert. In „Boah, Zug! Wir sitzen alle im selben Zug“ spielt die Komikerin Anke Engelke die ICE-Chefin Tina. In fünf Episoden werden Geschichten aus dem Bahnalltag mit Humor erzählt. Regie führte „Stromberg“-Regisseur Arne Feldhusen. Die drei- bis vierminütigen Clips veröffentlichte die Bahn vergangene Woche auf YouTube und TikTok. Eine erfolgreiche Kampagne? Unsere Autoren sind unterschiedlicher Meinung.

War die neue Kampagne der Deutschen Bahn mit Anke Engelke ein Erfolg?

PRO von Vivien Valentiner

Die neue Miniserie ist das Beste, was die Bahn in den letzten Jahren für mich getan hat.

Vivien Valentiner, Online-Redakteurin

Witze über die Verspätung der Deutschen Bahn sind leicht zu machen. Es ist leicht, das Publikum zum Lachen zu bringen – das wissen wir auch in meiner Improvisationstheatergruppe. Bei all den Baustellen und Investitionsrückständen ist es schwierig, etwas Positives über das Unternehmen zu sagen. Aber jetzt kommt es: Die neue Miniserie mit Anke Engelke ist das Beste, was die Bahn in den letzten Jahren für mich gemacht hat.

Während sich die Verspätung auf der letzten Zugfahrt auf 77 Minuten erhöhte, lösten die kurzen Spots mit der sympathischen Zugleiterin Tina (Anke Engelke) einige Lacher bei mir aus. Das liegt am lustigen Schnitt, an den charmanten Charakteren, an den Zugsituationen, die man kennt (schlechtes WLAN, Probleme im Bordbistro, besetzte Zugtoiletten) – und die man nicht kennt (ASMR im Zug?!). Und natürlich ist Anke Engelke, eine der besten Komikerinnen Deutschlands, top besetzt.

Hühner im S6

Andererseits gibt es einen tollen Meta-Witz in der Serie: Eine Serie über den verspäteten Zug im verspäteten Zug zu schauen – auf Kosten des Zuges, im doppelten Sinne. Wie viel die Kampagne gekostet hat, kann ein Unternehmenssprecher nicht verraten. Ob es Ihnen gefällt oder nicht: Die Deutsche Bahn wird weiterhin Geld für Werbekampagnen ausgeben. Ich schaue lieber eine Miniserie mit Anke Engelke als einen heuchlerischen Werbespot darüber, wie großartig das Unternehmen ist. Beides verbrennt wahrscheinlich viel Geld.

„Das ständige Jammern geht mir so auf die Nerven, mit Humor und Liebe reise ich besser“, sagte Engelke dem „Spiegel“ über das Reisen mit der Bahn. Dieses Meckern belastet auch die Mitarbeiter. Ein Freund von mir, ein Ingenieur bei der Eisenbahn, erhielt nie eine positive Reaktion, als er bei einem oder zwei Bier darüber sprach, wo er arbeitete. Die Serie könnte sich tatsächlich als Geschenk an die Mitarbeiter erweisen: Endlich haben sie eine positive Ausgangslage für Gespräche rund um die Bahn. Danke, Anke.

Nachteile von Jonas Stein

Dieser Versuch ist – ähnlich wie bei den Eisenbahnzügen – eher unzuverlässig.

Jonas Stein, Online-Redakteur

Als ich sah, dass Anke Engelke Teil der neuen DB-Social-Media-Kampagne war, dachte ich nur: „Toll, was dieser Großmeister der Comedy macht, kann nur gut sein.“ Doch tatsächlich ist dieser Versuch – ähnlich wie die Eisenbahnzüge – eher unzuverlässig. Auch wenn Engelke in puncto Rolle als Zugchefin Tina Bovermann alles herausholt, muss ich sagen: Sorry, Anke. Die 2000er haben angerufen und wollen ihr „Stromberg“-Exemplar zurück.

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Denn das war ein echter Schockmoment für die deutsche TV-Landschaft. Klar, das war auch eine Kopie von „The Office“, aber so authentisch und frisch, dass es beim Anschauen wehtat. Das machen auch die neuesten Clips auf den DB-Sendern, aber nur, weil sie zu spröde, zu gewollt, zu vorhersehbar sind. Nahezu jeder Witz über die eigenen Unzulänglichkeiten wurde bereits von anderen Dienstleistern wie der Berliner BVG gemacht.

Das hoffentlich bescheidene Honorar für Engelke und ihre nicht minder talentierten Schauspielkollegen hätte besser investiert sein können – und ich bin ebenso berechenbar wie die hier kritisierte Kampagne. Es würde der Frustrationstoleranz vieler Pendler mehr helfen, eine gute Dokureihe mit intimen Einblicken in den Arbeitsalltag echter Bahnmitarbeiter zu sehen, als sich mit diesem pseudokomischen PR-Konstrukt abfinden zu müssen. Man kann die Ellbogenstöße der Macher förmlich spüren, die zum Lachen anregen.

Die Bahn will ehrlich sein und belügt sich nur selbst. Chance verpasst, liebe Bahn. Denn wenn ich das nächste Mal am Bahngleis stehe und eine Durchsage über Zugverspätungen aufgrund von Weichenausfällen oder anderem Blödsinn höre, werde ich nicht denken: „Aber die Clips mit Anke waren so lustig.“ Nein, ich denke daran, dass die Bahnmitarbeiter wieder einmal die ärmsten Schweine sind und wirklich nichts dagegen tun können – nicht einmal ihre PR-Abteilung.

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